Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Posthalter von Anzing.

                    Die Boarn die wolln an' boarischn Herrn,
Sie kinna koan' andern nit leidn,
So is's und so bleibts, probir's wer d'er will
Und so is's aa der Brauch gwest vor Zeit'n.

Anno siebezeh' hundert und fünfi, meinoad
Selm is wohl a' Gschpiel gwest um's Landl,
Da hamm dir in Hochmuth die Oestreicher gmoa't,
Sie hä'ns scho' auf ewi' in' Bandl.

Dees thuats nit so leicht, Herr Nachbar, verstehst,
»Auf, auf, wer a' Boar!« is's da ganga
Und gwalti' hamm s' a'packt und hamm nit viel g'fragt,
Ob s' ebber aa' gnua san und langa.

In' Anzinger Dorf is a' Posthalter gwest,
Der hats dir wohl gfuchst die Crawadn,
Hat s' bös oft trischakt mit die Bauern weit um
Und verarbet' die fremdn Soldatn.

Sei' Sprüchl' hat g'laut' »i' verload ihna g'wiß
An' Lust zu die boarischn Ruabn,
Und schlagts no' d'rauf 'nei, daß koana mehr woaß
Ob s' Diendln san oder Buabn.«

Der General Kriechbaam is gwest voller Zorn,
Da hat ihm a' Roßdieb verrathn,
Heunt Nacht is der Hirner, der Posthalter, z'Haus,
Heunt fangts 'n mit seini Kamradn.

Der General giebt glei' an' scharpfn Befehl
Und cummadirt seini Husarn,
Sie solln 'n fanga auf Lebn und Tod
Und alli di no' bein ihm waar'n.

D' Husarn die reitn auf Anzing dahi',
A' Knecht rennt in's Posthaus voll Schricka:
»I' sich 'was, i' moa' 's kemma Reiter daher,
»Schaugts selm, denn es schneibt zu'n d'ersticka.«

»»Laß' kemma, 's san Freund, vo' Forstining a' Schaar,
»»Und thuats grad extre so schneibn,
»»So san se's scho' gwiß, denn bal' 's Wetter recht schiech
»»Die Andern gar gern dahoam bleibn.««

Und aber a' Dirn, die geht außi zu'n schaugn
Und glei' d'rauf hat s' g'schrie'n und g'schrie'n:
»Husarn, Husarn!« da rumpit wohl All's,
Nix weiter is z'macha als Flieh'n.

Und hui wie der Wind san s' scho' da und um's Haus:
»Jetz', Posthalter, schlagt enker Stündl,
»Jetz' müßt's mit uns eini auf Müncha zu'n G'richt,
»Na' schaugts ob Enk hilft enker G'sindl.«

»»Dees is jetz' a' Kunst, hat der Posthalter g'sagt,
»»Oan' fanga wi mi, 'ko nit weiter,
»»'Bi gstürzt mit mein' Roß und san alli zwoa krummb,
»»Da habts scho' 'was Rechts tho Ees Reiter.

»»Und muaß i' do' furt, is ma' weiter oa' Ding,
»»He Hansl, so sattl 'n Rappn
»»Und verbind' aber guat fei' den aus'draahtn Fuaß,
»»Sunst kunnt' ihm d' Kniekugel ausschnappn.

»»Und a' Bier bringst du Fraanzi, an' Kerschngeist aa',
»»I' denk' ma', die Herrn wer'n nit scheltn,
»»Denn es schneibt ja und waaht, hat ma' gar nix in Leib
»»Wie leicht ko' mar ihm da verkältn.««

Und d' Husarn, wie s' hamm von' Brantewei' g'hört,
Da hamm s' just koan' Zorn lassn g'schpür'n,
Hat an jder ihm denkt, es is d' Arbet hart gnua,
Was soll mar umsunst no' d'erfriern.

Der Rittmoasta selm is zun Ofa hi'g'hockt
Und All's hat gemüthli' glei' 'trunka,
Und der Posthalter ei'gschenkt wie no'mal a' Wirth
Und versteht si', gar moasterli' g'hunka.

Na' endli san s' furt und schau, 's Rappi hinkt aa',
Der Knecht hat 'n G'schpaß glei' d'errathn
Und hat scho' 'n Fuaß so verbundn und g'schnürt,
Daß's koan' Argwoh' nit g'faßt die Crawadn.

Bei Neufahrn halt' aber der Posthalter a'
Und steigt a' und sagt: »'Muaß a' wen'g schaug'n,
»'S kimmt 's Rößl nit weiter, i' moa' 's thuat ihm weh,
»Es muaß der Verband da nit taugn.«

Und macht ihm 's Knie frei, nacha sitzt er g'schwind auf
Und bischpert den Rößl in d' Ohrn
Und auf oamal ha ho! gehts auf und davo',
Jetz' arbet's sunst habts 'n verlorn!

Da jagn wohl d' Husarn und schießn und schrei'n
Und der oa' rennt an' Hag grad entgegn,
An' Hag vo' sechs Schuach und hop! is er d'rent,
Hast 'n g'segn und hast 'n nit g'segn.

Die Andern san a'prellt, grad lusti' is's gwest
Und 'nüber hat halt koana kinna,
Da hamm s' dir wohl gfluacht, aber g'lacht hat der oa'
Und g'schwindi' in' Wald is er drinna.

Na' d'rauf bei'n Rapport hat der Rittmoasta g'sagt:
»Exlenz, mit die Boarn is nix z'macha
»Und eh'n i' s' d'erhüt', reiß' i' lieber scho' glei'
»An' Teufi a' Seel' aus'n Racha.«


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