Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Schatz.

                In Jagastübi z' Bartlmä
Sitzt a' jungs Diendl und bind't an' Strauß,
Kimmt a' Fremder 'rei' von' See,
Schaugt gar fei' und herrisch aus.
Hat s' schö' 'grüßt und gafft na' 'rum
Und a' Büchl in der Hand
Schreibt er auf, was in der Stubn,
Was am Tisch und an der Wand.
'S Diendl schaugt und hat schier g'lacht,
Nacha sagt er: »Schönes Kind,
»Wem wird wohl der Strauß gebracht,
»Dieses blumige Gewind'?«
'S Diendl sagt »»ha' g'fallt er Enk?
»»G'hört mein' Schatz, wem sollt' er g'hörn?««
»Ah dem Schatz, ein lieb' Geschenk,
»Hast wohl einen Jäger gern?«
»»Is koa' Jaaga justement,
»»Aber dengerscht, d' Jaagerei
»»Woaß's wohl daß er die gut kennt
»»Und ho' da mei' Freud' dabei.««
– »Wohl ein Wildschütz?« bischpert er,
»»Waar' nit aus, da kaamts ma' recht,
»»Braachts ma' da was schö's daher,
»»Lieber daß i' gar koan' möcht',
»»Na! i' will' was Richtigs hamm,
»»Er mag aa' die Wildrer nit,
»»Kemmat er mit ihna z'amm,
»»Hätt' er Haandl gwiß damit.««
Und der oa' der schreibt grad d'rei',
Fragt na' wier er hoaßt der Bua,
»»Hansl! ja so hoaßt der mei,««
Schreibt er 'n Hansl aa' dazua.
Jetz' lacht 's Diendl »»Ees seyds wohl
»»Gwiß a' Schreiber, daß's so schreibt's,
»»'Werd ja 's ganzi Büchl voll,
»»Bal's no' da a' Zeitl bleibts,
»»Oder thäats a' Dichter sey'
»»Ebba gar a' Camediant,
»»Schreibts mi' in a' Stückl 'nei',
»»Seyds so guat, Ees waart's in Stand,
»»Gel' mein' Schatz, den kennts halt nit,
»»Thaats do' d'rauf begieri' sey',
»»Schaugts, i' thua nit g'hoam damit,
»»Dort bein Fenster schaugt er 'rei.««
Und der Ander' wend't si' glei'
Und hat großi Augn g'macht,
Draußt a' Hirsch! mit 'kränztn Gweih
Hat 'n ganz verdraaht bitracht't.
»»Schreibts es jetz, dees is mei' Schatz,
»»Hansl hoaßt er auf den' Platz,
»»'Kenn 'n scho' an etli Jahr,
»»Gel' mei' Hansl, es is wahr!««

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