Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Die Almros'n.

            »Willst du mei' Hand, muaßt aa' was wag'n
»Nix werth waar s', sollt'st di d'rum nit plag'n,
»So steig' ma 'nauf auf selli Wand,
»Die schirfest weit in ganz'n Land,
»Und suach ma dort an' Hochzetstrauß
»Von frischi Almros'n 'raus,
»Und setz' a Kreutz als Zoacha hi',
»Daß i fei' nit betrog'n bi'.«
So sagt a Diendl stolz und schee
Und hoaßt 'n Buabn schneidi geh'. –
Der Bua, verliebt, waar ganga nett
Durch's Feuer, wann's 'n's g'hoaß'n hätt',
Er bind't ihm g'schwind a Kreutz'l fei',
Nimmt d'Eisen in sein Rucksack 'nei',
Und geht dahin in lustig'n Sang,
Wer woaß, vielleicht den letzt'n Gang. –
Bald steigt er durch a wildi Klamm
Aus selli Wand in Gottes Nam'. –
Jetz halt' er, schau' just mitt'n d'rinn,
Da waar'n Ros'n nach sein Sinn,
Waar ar a Platz, da saach ma schee'
Dees Kreutzl scho' von weit'n steh'.
Wie aber kimmst jetz geh' da 'nei',
Wag's nit, es kunnt dei' Unglück sey'! –
»Und waar's mei' End', no frisch voro',
»Was oaner will, aa oaner ko'!«
Und allweil schiecher werd die Wand,
Koa Latsch'n find't da mehr sei' Hand,
Die kalt'n Stoa, die packt er o',
Und allweil höcher hängt er d'ro:
Auf oamal is koa Halt'n mehr,
A glatti Platt'n die geht her,
Und schaugt er abi, kimmt's ihm für,
Als waar er scho' verloren schier.
Von Abasteig'n is koa Red',
'Nauf muaß er, wo er amal steht.
Da kimmt ihm, schau er woaß nit wie,
An' Angst und 's Zittern in die Knie,
Jetz' g'schwind! dees Zoacha dees is bös',
No frisch an' Sprung, no lüfti keck
Da 'nüber auf des Fels'neck
Und pack' den Ros'nbüschl fest,
Da halt di fei', daß 's di nit prellt
Und di der Sprung nit abi schnellt!
Da springt er, Gott in Himmi! horch!
Die größt'n Stoana gengen o,
Des ganze Felseck rafflt ro,
Und mit die Ros'n in da' Hand
Stürzt er in' Grab'n von da Wand. –

Am Achensee herunt' in Thal,
Da is a Grab, du kennst es bal,
Es wachs'n Almros'n d'rauf,
Und d'rüba schaugt a Wand hoch auf,
Dort liegt der armi guati Bua,
Dort liegt er in der ewig'n Rua,
Und steht des Kreutz no heunt dabei,
Dees er als Zoacha seiner Treu
Für's Diendl trag'n auf die Wand,
Die schirfest weit in ganz'n Land.


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