Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Die Irrwurz.

        Der Bua kimmt spat zun Vatern z' Haus,
Der gront, wo bleibst so lang?
Der Bua hat Schmalz gholt von der Alm
Und fluacht: »Der Teufisgang,
»I' waar scho' gwiß drei Stund dahoam,
»Hätt' i' mi' nit verirrt,
»'Muaß auf an' Irrwurz 'tretn sey',
»Die hat mi' so verführt.«
Der Schlanggl aber hat nit g'irrt,
Wie er da glog'n hat,
Bei'n Diendl, bei der Sennderinn,
Da hat er si' verspat't.
»»Mei' mei! an' Irrwurz, sagt der Alt',
»»Dees machst ma' du nit für,
»»Wannst ebba gern hättst kemma mögn,
»»Du waarst nit ganga irr'.««
»Was? sagt der Bua, Ees wißt's es nit,
»Daß's selli Wurzn geit,
»Da schaug' i' no'! dees wissn ja
»Bei uns schier alli Leut'!
»Fragts unser alti Miedl grad,
»Die hat mar 's oft verzählt,
»Die kennt s', sie sagt, sie habn a Farb',
»Wie dumpers Kupfergeld,
»Und wer auf so a Wurzn tritt,
»Der find't so leicht nit z' Haus,
»'S is grad, als wann ma' daamisch wur,
»Ma' kennt si' nimmer aus.«
»»So? sagt der Vater, da schau her,
»»Mir weiter is's nie gschegn,
»»A so a Wurz muaß seltsam sey',
»»I' möcht' do' oani segn:
»»Woaßt was, die Miedl muaß a so
»»An' etli' Wocha 'naus,
»»Muaß Laampi hüttn, da gehst mit,
»»I' brauch' di' just nit z' Haus,
»»Da hast zun Lerna schö' der Weil,
»»Wie's mit die Wurzn is,
»»Die Miedl is gar guat und brav,
»»Die lernt dir Alles gwiß,
»»Na' schaugts, daß's selli Wurzn finds,
»»Und bringts an etli' z' Haus,
»»Auf d' Alm derweil schick' i' mein' Knecht,
»»Der kennt si' besser aus.«« –
Da geht der Alt', bös schaugt der Bua,
Und ziegt 'n Fuaß in d' Höh',
Jetz', denkt er, bist aus d' Irrwurz 'tretn,
– Die Wurz thuat sakrisch weh.

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