Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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D' Keßlreibn.

              »Steckst a' Kreuz auf d' Keßlreibn
»Muaß der Teufi draußtn bleibn.«
'Hats die alt' Urschl zu'n Lisei gsagt,
Steckt a' Kreuzl auf d' Reibn,
»So! Lisei', so! und bal' d' Weillang hast,
»Thua dir's mit Bein vertreibn,
»So! pfüth di' Gott, wann d' Wocha 'rum
»Kimm i' scho' wieder zu dir;
»Schaug' ma' fei' fleißi' auf d' Kalma auf,
»Treib' s' in' Grabn nit für,
»D' Kalma san fürwitzi', san halt jung,
»Steign gern übrall 'rum,
»Gahling d' erstürzet si' nacher oa's,
»Hätt' mar an' Unglück d'rum.
»So! pfüth di' Gott!« – und d' Urschl geht,
'S Lisei is jetz' alloa,
Is zun erschtnmal auf der Alm,
Hat viel z' richtn und z' thoa'.
Nacht is's wor'n, durch d' Klumpfn in' Dach
Scheint der Mon' scho' rei',
'S Diendl legt si' a'm Kreister hi',
Bet' und schlaft bald ei'. –
Pumps an der Thür! – d'erschrocka fahrt's auf
»He, was geits, was is's?«
»»Thua ma' no' auf, i' bi's, der Hanns,
»»Arbet' bei der Riß.««
    »'Kenn' di' nit, woaß nix vo' der Riß,
    »'Laß di' aa' nit 'rei',
    »Geh no' weiter!« – und 's Diendl denkt,
    Kunnt' gar der Teufi sey'.
Gront der Ander' und fluacht und stößt
An der Hüttenthür,
»'S Kreuzl steckt auf der Keßlreibn,
»Kimmst nit 'rei' zu mir.«
Geht er halt endli', a' Zeitl d'rauf
Pumps! klopft's wieder a'.
»Wie? laß' mi' ei' liebi Senderinn,
»Daß i' mi' wirma ko'.
»Thua ma' no' auf, i' geh' scho' weit,
»'Bi dir gwiß bikannt,
»Der Kaschper, der Pechler mi'n krummbn Fuß,
»Woaßt es, der von' Land.«
    »»Kenn' i' koan' Kaschper und thua dir nit auf««
    Fallt's ihr mit Schricka ei',
    Der Teufi geht krummb, der kunt' gar leicht
    Der Lucifer selber sey'. –
Sikra und Sakra! er pumpert bös,
Bringt aber d' Thür nit auf,
'S Diendl schaugt und 's Kreuzl glanzt
Scheint der Mond just d'rauf.
Sikra und Sakra, z'letzt geht er halt do',
'S Diendl überlaaffts ganz kalt,
Bal' dees so furtgaang', du lieber Gott,
Ah dees waar' a' Gwalt.
Schlaft wieder ei' und schlaft gar guat,
Pumps! und a' Juchezer d'rauf
»Lisei! bist d'rinn, wie laß' di' do' segn,
»Lisei, geh thua mar auf« –
Hat 's Lisei gluust, »»Bists ebba du,
»»Der Anderl, der Jagabua?««
»Freili'! mach' auf, es werd scho' Tag,
»G'schlafa hast gwiß scho' gnua«
»»Narret, der Anderl! der lustigi G'sell!««
Springt wohl 's Diendl von' Bett,
Schiebt ihm gar fröhli' 'n Riegl weg,
»»Dees is der Teufi net!««
Grüß' di' Gott hi' und grüß' di' Gott her,
Schaugn s' anander gern o',
Geit viel z' fragn und z' schwaatzn viel,
Dees aa' der Bua guat ko',
Geit viel z' scherzn und no' so a' B'suach
Is halt 's Lisei verkeit,
Denkt an nix anders als an den Buabn,
Au weh, dees is g'feit,
Kraxln die Kalma 'rum wie s' mögn,
'S Diendl nimmts nit in Acht,
Hat aa' mi'n Schmalz und mi'n Butterrührn
Weiter nit viel d' ermacht.
Kimmt die alt' Urschl und hat grad g'schaugt,
Was is mi'n Lisei g'schegn,
Tappt umanand, vergißt auf All's,
Ninderscht bringts nix z'wegn.
»Werd's do' der Teufi verhext nit hamm,
»Sich' ja mei' Kreuzl no'« –
Und an alter Hüter der hört
Ihra Gjammer o'.
»»Urschl, sagt er, und hat a so g'lacht,
»»Von meiner Hüttn da drent
»»Hon i' wohl g'segn wer kimmt und geht,
»»Wer um's Lisei rennt,
»»Steckst a' Kreuz auf d' Keßlreibn
»»Muaß der Teufi draußtn bleibn.
»»Aber Urschl, i' sag' dir dees,
»»'S Kreuzl is nit g'nua
»»Bal' um d' Weg' mit seini Schlich
»»A' junga Jaagabua,
»»Dees is der Teufi, verstehst es jetz',
»»Da find' ebbes dazua,
»»Daß er scheucht a' Keßlreibn,
»»Ehnder is koa' Rua.««

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