Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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(Der Heuretsstoa')

VI. Wie d' Wildschützn ausg'sagt hamm und wie der Sepp 'n großn Jammer d'erlebt hat.

                Dees Unkraut, dees der Franz hat g'saat,
Is nit danebn g'falln,
Die Wildrer hamm in Rachsucht denkt,
Dafür soll 's Diendl zahl'n.

Und hamm was z' lügn ausstudirt,
Mehr, als der Franz hat g'wißt,
Denn ei'geh' auf a' selli Weis',
Koa' Wildrer nie vergißt.

Denn andern Tag, fruh kimmt der Sepp,
Und führt s' zun Förster 'nei',
Der sagt: »Es nutzt Enk 's Laugna nix,
»Drum red's und b'stehts es ei'.

»Ees habt's 'n Sepp d'erschlagn woll'n,
»A' Holzknecht hat's uns g'sagt,
»Er hat Enk redn g'hört aus Kühroint
»Von enkra saubern Jagd.

»Jetz b'stehts es ei', wie's g'wesn is,
»Denn draußtn is der See,
»Der mit an' Stoa' da drinna liegt,
»Dees wißt's, geht nit auf d' Höh'.

»Verstandn?« – Und da sagt der oa',
»»Herr Forstner müßts verzeign,
»»Die Gschicht is nit, als wier Ees sagts,
»»Und wolln ma' nix verschweign,

»»Die Dirn z' Kühroint hat uns verrathn
»»Und boshaft no' dazua,
»»Denn koana hat von uns dra' denkt,
»»Wo hi' geht enka Bua.

»»Es is a so, und 'sags Enk glei',
»»Die Dirn mag d' Maaner gern,
»»I' bi' schon öfter gwest bein ihr,
»»Da kunnt' i's inne wern.

»»Jetz' 's letztmal hamm mer uns d' erkriegt,
»»Und i' ho' drüber g'lacht,
»»Und sag', 'bist grad bein Tag so bös',
»»Wohl anders bei der Nacht.

»»Und is no' oani gwest dabei,
»»Und d'rum, schaugts, der Verdruß,
»»Selm is ihr d' Bosheit kemma scho',
»»Und nachher aa' der B'schluß.

»»Denn auf amal hat s' wieder g'scherzt,
»»Und sagt', bal' d' öfter kimmst,
»»Na' wußt' i' wohl a' Freud' für di',
»»Und bal' d' mi' nimmer stimmst.

»»I frag', was denn? und schau, da sagt s'
»»An' Gambsbock hon i' g'segn,
»»Denn woaß i' sicher und a Leicht's,
»»So bringts den Loda z'wegn.

»»Unt' bei Ringkennl, obern Holz,
»»Da hat der Bock' sein' Stand,
»»Da hon i'n zwoamal g'segn scho',
»»Glei' auf der erstn Wand.

»»Und grad damit i'n springa sich,
»»So hon i' 'n na' d' erschreckt,
»»Da is er furt und hat si' drobn
»»Drinn in Ringkennl g'steckt.

»»Na' sagt s', jetz' schaugts', heunt muß i na'
»»Mit Schmalz auf Bartlmä,
»»Und morgn treib' i' enk 'n Bock,
»»Na' wann i' aufa geh',

»»Denn daß er da is, woaß i' g'wiß,
»»Und waar er just davo',
»»So machts Enk ja koa' großi Müh',
»»Sitzts in dem Grab'n o'.««

Ja, sagt der andri, so is's gwen,
Jetz' wißts es, was 's bideut',
Mir armi Teufi vo' Faleck,
Mir genga nit auf d' Leut. –

»Ees lügts, Eees Gottverdammti Seeln!«
Springt jetz' der Sepp dazu,
Da hat 'n z'ruck no' ghebt der Alt,
Und gfibbert hat der Bua.

Da plauscht der Franz 'n Förster aa'
In's Ohr an' etli' Wort,
»Dees oa', dees hon' aa' scho' ghört,
Und Glegnheit is dort.«

Und werd den Alt'n woltern weh,
Und droht, er laßet s' schlagn,
Wann s' nit die Redn naahma z'ruck
Und thaatn d' Wahrheit sagn.

»Was nutzet denn dees Lügn uns,«
Hamm na' die andern gsagt,
»Und wer's nit zutraut dera Dirn,
»Der hat nie viel d'rum g'fragt.«

Da laßt s' der Förstner weiter führ'n,
Und jammert: 's is a Gwalt,
»Wann s' aa scho' lüg'n, is do' was dra',
»Schau, was ma' just nit g'fallt.

»Bikanntschaft mit an' sellan Volk
»Taugt nix, is s' wie d' er will,
»Und so verstelln nacher, Bua,
»Dees is a bisl z'viel.«

Jetz' schwört der Sepp um all' sei' Lebn:
»»Denkts no', was hätt' s' denn bitt',
»»Schau 's Miedei, und was hätt s' denn g'sagt
»»Selm, wagts es nit damit!

»»Hätt' sie s' aus Bosheit g'führt in d' Falln,
»»So hätt' s' wohl dees nit 'tho',
»»Nit o'gred't uns von Auffigeh',
»»Sie hätt' si' g'freut da dro'.««

»Ja Bua, dees Ding is oft a so,
»Sie hätt's leicht anders wolln,
»Mir hättn s' grad für ihran Gschpaß
»A' wen'g d'erschrecka solln,

»Nit fanga glei' auf Lebn und Tod,
»Schau Sepp, i' ho' di' gern,
»Und hoff' mir selm, mir wern no'
»Des Rechti inne wern,

»Derwei' gehst aber nit zun ihr,
»Sunst kemmts ma' nit in's Haus,
»I' woaß scho', wier i's außa bring',
»Da kimm i' scho' no' d'raus'«

O arma Sepp! den hat's wohl g'schmerzt,
Soll nit zun Miedei geh',
Zu ihr, die ihm sei' Leb'n g'rett't,
Die soviel lieb und schee',

»Was muaß s' ihm denka denn vo' mir,
»Und wann i' gar nit kimm,
»Und wann i' was s' um mi' hat tho',
»Mir gar nit z' Herzn nimm!

»Und nit thoa', was der Vater will,
»Dees thuat's nit ohni G'fahr,
»Er is so guat, hat s' selber gern,
»Und mirket er's, waar's gar.«

So is er schier a' Wocha lang,
Als wie verzweifit gwest, –
Der Mankeifranz hat aber g'habt
A' Freud', die allergrößt'.


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