Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Sturm auf Belgrad. 1688.

            Was's is um die Boarn, wann s' fechtn in' Feld,
Dees hat aa' der Türk scho' d' ersegn,
'S san ebber a' hundert a' fünfasechz'g Jahr,
Da hat er's wohl innawer'n mögn,
Bei Belgrad dort hat mar'n gar guat unterricht'
Und 'n Türkn hats gar nit g'falln die G'schicht'.

Selm is Max Emanuel gwest vorn dra'
Und der hat koan' G'schpaß nit verstandn,
Hat aa' nit viel umgschaugt, ob ebber der Feind
A' Bratzl aufhebt od'r a' Brantn,
Und all' seini Boarn san gwest als wier er
Und wann a'ruckt der Löb, so muaß weiter der Bär.

Der Türk hat ihm freili' erschreckli' verschanzt
Und wier er 'n Churfürstn g'segn,
Da hat er scho' z'weitest mit Eisn und Stoa'
Gar boshaft hi'g'schoßn dagegn,
Der Churfürst hat aber dergleicha' nit 'tho',
Als gaang ihm dees gewaltigi Schießn 'was a'.

Und er hat sei' Armee glei' auf's Beste postirt
Und Schanzn und Festung umrunga
Und nacha mit seini Karthauna schon aa'
'N Türkn a' Liedl fürgsunga,
Da hat's dir wohl dunnert und p'fiffa gar bös
Und g'saust vo' die Kugln, a' grausi's Getös.

Am fünftn September na', spat in der Nacht,
Kimmt der General Scharfe'berg g'rittn,
»Jetz' Boarn, seyds lusti', auf morgn werd g'stürmt,
»Dees Pulvern da hamm ma' gnua g'littn,
»Der Türk hätt' mit uns grad sein Zeitvertreib,
»Jetz' gehts aber anders, jetz' geh' mer ihm z'Leib.

»Der Churfürst, er laßt Enk schö' grüßn allsamm',
»Ees sollts no' an Mohacz fei' denka
»Und wies dort den Heidn habts gfuchtlt und g'jagt,
»So sollt's ihm's aa' morgn nit schenka,
»A so hat Er gsagt« und a' Jubi is gwest,
Wart' Türkl, mir klopfa di' morgn von' Nest.

Kreuz-Saabi! wie hamm alli Trummin' g'rebellt
Und g'spielt alli Stuck vo' die Schanzn
Und d'Trompeter drei' blasn und gjuchezt die Boarn
Als gaangs auf an' Kirta' zun Tanzn,
Grad gwimmit hat Alls und 'n Wall packn's a',
Da schaugts! Hurra hoch! dort der Churfürst voro'!

Der Churfürst voro! und sie brecha All's durch
Und renna in's wüthigsti Feuer,
Jetz' stürme's mit Loatern die Schanzn, jetz' gilt's,
Wart Türk und du zahlst es uns theuer,
Da stockts aufamal und a' Grabn geht her,
Drei Klafter tief glei', und furt ko' koana mehr,

Denn hoch vo' der Mauer drent schießn s' grad drei',
Wer sollt' da an' Ei'gang d' erzwinga?
Da ruaft jetz' der Churfürst: Mir nach, meini Freund.
Und sie segn 'n in' Grabn' 'nei springa,
Der Churfürst voro! jetz' gehts wie d'er will
Und auf Lebn und Tod, Alli wagn se 's Gschpiel.

A' Stadl is g'standn in' Grabn da d'runt
Und anibaut d'rent an der Mauer,
Von' Dach hat ma' mühsam a' Schartn d'erroacht,
Wo der Türk wier a' Luchs auf der Lauer,
Der Churfürst steigt a' und schneidi' Alls nach,
Da stürzn wohl Vieli d'erschoßn von' Dach.

Aber d' Schützn in' Grabn hamm aa' aufi'brennt,
Daß s' die drobn nit 's Schnaufa vergunna
Und d' Mauer werd gstürmt und sie laßn nit aus
Und Victoria! Alles is gwunna,
Ueberall gehts d'rauf 'nei und koa' Rettung is mehr
Und vo' Belgrad is gwest jetz' der Churfürst der Herr.

Fünftause'd Mann Türkn san g'fangt worn dabei,
Wer woaß wieviel tause'd d'erschlagn
Und heuntigs Tags druntn no' in der Türkei
Von 'selbinga Sturm hört ma' sagn,
Und ehrnhaft werd vo' die Boarn verzählt,
Wie's bessri Soldatn koa' geit auf der Welt.


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