Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die gfahrlinga Wünsch'.

            Es hat a Jager auf Gambsein 'birscht,
Die habn en so viel g'freut;
Und hat ihm denkt, waar no' mei' Berg
So lang wie d' Ewigkeit,
Und waar er no' so schiech und wild
Von Kopf bis auf'n Grund,
Daß wohl der hundertst dra' derschraak,
Und da nit eini kunnt.
Da hat er g'moant, waar ihm alloa
Vor gar koan' Grab'n bang
Und waar er g'fahrli', wie der will,
Er waget jed'n Gang.
So steigt er furt, steigt aus und o'
Und Graabn ei' und aus,
Auf oamal steht er an 'ra Wand,
Da kon er nimmer 'naus.
Und ko' nit ruckwärts und nit für,
Dees is ihm nie passirt,
Wo Sakra, denkt er, bist denn jetz',
Jetz hast di' gar verirrt.
Er schaugt und sicht weit um und um
Und nix als Stoa und Gwänd
Und hat sein' Berg und sei' Revier
Wahrhafti' nimmer kennt.
Und Gambfein sicht er Rudlweis,
Ko' aber nit dazua,
Ko' si' nit rührn auf den Fleck
Und sitzt ihm halt grad gnua.
Jetz' is ihm dengerscht anders worn
Und trauri' schaugt er no',
Von weiter kemma is koa Red',
An' j'der fallet o'.
Da sicht er druntn tief in Thal
A ganzi Jagerschaar
Und sicht koan' Weg', wo s' eini' san,
Dees is ihm wunderbar,
Und sicht oan' 'bundn an an Baam,
Was dees bideutn kunnt,
Er denkt, der is do' besser dra'
Als i', waar i' so drunt'!
Und kaam daß er des Ding ihm denkt,
So steht er an den Baam,
Und is der 'bundne gwest und moa't
Er lieget in an Traam.
Die fremdn Jaga habn viel g'redt
Und endli' kemma drei
Mit Bixn und die sag'n ihm,
Jetz' bet', 's is glei' vorbei!
»Was waar jetz' dees, hab' Enk nix tho',
»I' woaß ma ja von nix,«
Scho' guat, so habn die andern gsagt
Und langa nach der Bix,
Und legn nettet auf ihm o',
Da fliegt a Fink vorbei,
O denkt er, waar no' i' der Fink,
So waar i' dengerscht frei;
Und wier er 's denkt, so fliegt er scho'
Und is a Vogl worn
Und fliegt, er woaß gar nit wohi',
Hat woltern d' Schneid verlorn.
Da stoßt a großer Geyer ro',
Kaam kimmt er ihm no' aus,
Der Geyer nach, o Gott koa' Busch,
Koa' Baam, o Angst und Graus!
Er fliegt schier todt von Wand auf Wand,
Der Geyer nachet dro',
Auf oamal nimmt 'n der bein Kragn,
Da schreit er, was er ko'.
Und bei den Schroa, is gwest vorbei
Des ganzi Hexenwerk,
Und er auf an bekanntn Platz,
Und wieder auf sein' Berg. –
Is's gwest was anders, od'r a' Traam,
Er hat si' nit verkennt,
Und is als wie a gfehlter Fuchs
Von selln Fleckl g'rennt.
Und hat ihm weiter nimmer denkt,
Das er was bsunders möcht
Und war ihm j'tza sei' Gebirg,
Wie 's ebba g'west, scho' recht. –
So wünscht oft mancher auf der Welt
Und büsset's nacha schwaar,
Wann unser Herrgott Alles thaat
Und nit der Gscheutre waar.

 << zurück weiter >>