Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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(S' schö Lisei)

V. Wie 's schö' Lisei 'n Stephi All's sagt und wie der' traamt hat.

                Jetz kimmt 's schö' Lisei endli' hoam,
Und wie der Stephi kimmt,
So sagt s' zu ihm, und winkt verstohln,
Er soll ihr helfa Wasser holn.

Und draust am Brunna sagt s' ihm All's,
Und b'schreibt ihm g'nau den Platz,
In Sunnaschlag is's, hat s' ihm g'sagt,
Ees habts in Winter dort scho' g'jagt.

Und daß er halt nit z'hitzi is
Und nit vergißt auf' s Kreuz,
Und bitt', o Stephi, laß dir Zeit
Und schaug's recht 'zamm und schieß nit z' weit.

Der Stephi hört's und in sein' Kopf
Is Alles durchanand,
Der großi Hirsch, die Freud' und Ehr,
Und kaam sei' Hochzettag daher,

Er hat schier g'juchzt um so viel Glück,
Und 's Diendl 'kußt und 'druckt,
Sie sagt ihm no', »verrath' fei' nix
Und richt' fei' fleißi' zamm dei' Bix« –

Jetz kimmt der Oswald nacher aa'
Und fluacht als wier a' Heid,
Und daß er halt bis auf die Stund'
Koa' Schal'n mehr d'erspür'n kunnt.

Da raunt der Förschter ihm in's Ohr,
»Wie is's in Klosterholz?
»Bei'n Kreuzweg steht a' stoaners Mark,
»Da geht an diem der Wechsl stark.«

Da hat's 'n Oswald gebn 'n Riß,
Wier er von Kreuzweg hört,
'Sagt aber, 'bi' dort aa' scho' gwest,
Is nix in 'selln Pfaffe'nest.

Der Stephi aber, statt 'n Red'n,
Hat auf der Zithern gschpielt,
Und hat dazua gar lusti' no'
A' Liedl g'sunga, ebba so:

    »A' Jagabua bin i',
    »Dahoam nit viel stolz,
    »Aber draustn a' Kini
    »In frisch-grün'n Holz.

    »Da hon i' mei' Reich
    »Und schaug's o', wann i' birsch'
    »Und die Burger san d' Reech,
    »Und die Grafn san d' Hirsch.

    »Und die Bauern san d' Hasn',
    »A' wolterni Gmoa',
    »Und für's Gsindl san d' Füchs
    »Der Soldat i' alloa'.

    »Und Amsln und Finka
    »Und Drossln dazua
    »San d' Hofmusikantn,
    »Die hon i' grad gnua.

    »Und denk' i' an's Diendl,
    »So bild' i' mir's ei',
    »Und die is a' Prinzessin,
    »Gar liebli' und fei'.

    »Und bal' 's na' mei' Wei
    »Und mei' Königinn is,
    »Nacha werd erscht mei' Reich
    »No' a' ganz's Paradies.«

'Hat guati Weg' mi'n Paradies,
Hat d'rauf der Oswald g'sagt,
Und fluacht im Still'n voller Zorn,
Daß's no' mit ihm nit richti' worn.

Und 's Lisei, dees hat 's Radl draaht,
Und g'spunna für ihm hi,
Und allwei' denkt an morgn fruha
Und wie's halt geh' werd ihr'n Bua,

Und wie s' na' schlafa ganga san
(Die Bursch san g'legn beinand),
So fragt der Oswald no' mit Spott,
Wo führt di' morgn hi' dei' Gott?

»»Er werd mi', denk' i', führn scho',
Hat d'rauf der Stephi g'sagt,
»»I' gieb mi' gern, so wier er's will,
»»Guat' Nacht«« – und jetz is Alles still.

Bald schlaft der Stephi fest und guat,
Der ander' aber nit,
Sei' Mordthat und sei' Teufisgwihr,
Die ganz' Gschicht' kimmt ihm allbot für.

Und 's Unglück nacha no' dazua,
Und d' Eifersucht dabei,
Oft hat er gschnauft in oana Wuth,
Und daß so guat der ander' ruht.

So is's halt worn um an' Oan's,
Da red't der Stephi auf,
Und in sein' Traama hat er g'sagt,
»Da hätt' den Hirsch koa' Mensch d'erfragt.

»In Sunnaschlag, in Sunnaschlag,
»Jetz schau, da hast 'n g'segn,
»No' morgn fruh', ja gwiß, ja fruh« –
Und wieder schlaft der jungi Bua.

Da reißt der Oswald d' Augn auf,
»»A so, in Sunnaschlag?
»»Dees Wacha, dees der Teufi g'macht,
»»Is nit umsunst in dera Nacht.««

»»Dir kimm i' für. Jetz', wie i's woaß,««
So hat er höhnisch denkt,
Und glei' studirt, wie gehst es o',
Und d' Bix, ja deesmal taugt s' dir scho'.

Und no' vor Tag, da schleicht er furt,
»»I' brauch' so viel nit z'segn,
»»'N Hirsch grad bal' i' kenn' alloa',
»»Die Bix werd scho' dees ander' thoa'.««


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