Edward Bulwer-Lytton
Die letzten Tage von Pompeji
Edward Bulwer-Lytton

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Sechstes Kapitel.

Der Pförtner – Das Mädchen – Der Gladiator.

Die Hausthüre des Diomed stand offen und Medon, der alte Sklave, saß am Fuß der Treppe, auf der man zu der Wohnung emporstieg. Die prachtvolle Behausung des reichen Kaufmanns von Pompeji ist noch heutzutage außer halb der Thore der Stadt, am Anfang der Gräberstraße zu sehen. Jene Stätte hatte trotz der Todten etwas Heiteres an sich. Auf der entgegengesetzten Seite, aber einige Fuß näher am Thore, lag ein geräumiger Gasthof, wo diejenigen, welche Geschäfte oder Vergnügen nach Pompeji führten, oft anhielten um sich zu erfrischen. Vor dem Thor der Herberge stunden in diesem Augenblick Wagen, Karren und sonstige Gefährte, die zum Theil eben angekommen, zum Theil im Begriff waren, abzufahren, und man fand hier all das lärmende Treiben eines belebten und besuchten Wirthshauses. Vor der Thüre saßen einige Pächter auf einer Bank um ein rauhes Tischchen und besprachen sich bei ihrem Morgengläschen über die Angelegenheiten ihres Berufs. Neben die Thüre war in frischen und muntern Farben das Zeichen des Damenbretts gemalt.Innerhalb der Stadtmauern befindet sich ein anders in gleicher Weise verziertes Wirthshaus. An dem Dache des Wirtshauses zog sich eine Terrasse hin, auf welcher einige Frauen, die Weiber der erwähnten Pächter, theils saßen, theils über das Geländer lehnten und mit ihren Freunden unten plauderten. In einiger Entfernung befand sich in einer tiefen Nische ein bedeckter Sitz, in welchem einige ärmere Reisende ausruhten und den Staub von ihren Kleidern schüttelten. Auf der andern Seite dehnte sich ein großer Raum aus, ursprünglich der Begräbnisplatz eines älteren Geschlechtes als die gegenwärtigen Einwohner von Pompeji, nunmehr aber in das Ustrinum oder dem Platz zur Verbrennung der Todten umgewandelt. Jenseits desselben erhoben sich die Terrassen einer gefälligen, halb von Bäumen versteckten Villa. Die Gräber selbst, mit ihren anmuthigen und mannigfaltigen Formen, die Blumen und das Laubwerk, das sie umgab, gaben der Gegend durchaus keinen düstern Anstrich. Dicht bei dem Stadtthore stund in einer kleinen Nische die stille Gestalt der wohldisciplinirten römischen Schildwache, und die Sonne schien herrlich auf ihren polirten Helm und die Lanze, auf die sie sich lehnte. Das Thor selbst war in drei Bögen getheilt, der mittlere für die Fuhrwerke, die zu beiden Seiten aber für die Fußgänger; rechts und links erhoben sich die massiven, die Stadt umgürtenden Mauern, in tausend verschiedenen Epochen ausgeführt, geflickt und ausgebessert, je nachdem Krieg, Zeit oder Erdbeben, diese vergebliche Schutzwehr erschüttert hatten. In häufigen Zwischenräumen erhoben sich viereckige Thürme, deren roh ausgeführte Zinnen die regelmäßige Mauerlinie malerisch unterbrachen und zu den neueren, nebenan weißschimmernden Gebäuden einen starken Gegensatz bildeten.

Die gekrümmte Straße, welche in dieser Richtung von Pompeji nach Herkulanum führt, entschwand dem Blicke unter abhängigen Weinbergen, über welche der Vesuv in seiner düstern Majestät trotzig herabschaute.

»Hast Du die Neuigkeit gehört, alter Medon,« fragte ein junges Mädchen, die mit einem Krug in der Hand an Diomeds Thüre einen Augenblick stehen blieb, um mit dem Sklaven zu plaudern, ehe sie sich in das benachbarte Wirthshaus begab, um das Gefäß füllen und mit den Reisenden zu kokettiren.

»Die Neuigkeit, welche Neuigkeit?« fragte der Sklave, seine Augen wehmüthig vom Boden aufschlagend.

»Nun, diesen Morgen zog ja wohl, ehe Du recht wach warest, ein herrlicher Fremder durch das Thor nach Pompeji.«

»So, so,« sagte der Sklave gleichgültig.

»Ja, ein Geschenk von dem edlen Pomponianus.«

»Ein Geschenk! ich dachte, Du sprächest von einem Fremden!«

»Es ist beides, ein Fremder und ein Geschenk. Wisse denn, alter Schwachkopf, daß es ein prachtvoller junger Tiger für die bevorstehenden Spiele im Amphitheater ist. Hörst Du, Medon? Oh, welche Wonne! ich gestehe, daß ich kein Auge zuthun kann, bis ich ihn sehe; man sagt, er brülle so schrecklich.«

»Arme Thörin,« rief Medon traurig und mürrisch.

»Schilt mich keine Thörin, alter Bauernlümmel! es ist ein hübsches Ding, ein Tiger, besonders wenn wir Jemand zum Fraß für ihn finden könnten. Nimm einmal an, Medon, jetzt haben wir einen Löwen und einen Tiger, und in Ermanglung zweier tüchtiger Verbrecher müssen wir vielleicht sehen, wie die beiden einander selbst auffressen. Aber halt, Dein Sohn ist ja Gladiator, ein hübscher und starker Mensch; könntest Du ihn nicht bestimmen, mit dem Tiger zu kämpfen? Thue es doch, Du würdest mich sehr verpflichten, ja, Du würdest ein Wohlthäter für die ganze Stadt sein.«

»Fort, fort,« sagte der Sklave mit großer Bitterkeit, »denk an Deine eigene Gefahr, ehe Du so über den Tod meines armen Jungen plauderst.«

»Meine eigene Gefahr!« sagte das Mädchen, erschreckt und hastig um sich blickend – »wendet die Vorbedeutung ab, ihr Götter! Mögen Deine Worte auf Dein eigenes Haupt fallen!« und während sie sprach, berührte sie einen an ihrem Hals hängenden Talisman. »›Deine eigene Gefahr!‹ welche Gefahr bedroht mich denn?«

»Ist das Erdbeben, das wir vor wenigen Nächten erlebt, keine Warnung? Hat es keine Stimme? Sagt es nicht zu uns Allen: ›Bereitet euch zum Tode, denn das Ende aller Dinge ist nahe.‹«

»Bah, Dummheiten,« meinte das junge Mädchen, die Falten ihrer Tunika zurechtmachend, »jetzt sprichst Du, wie man es sich von den Nazarenern sagt – mir däucht, Du gehört am Ende zu ihnen. Nun, ich kann nicht länger mit Dir plaudern, alter Rabe, Du wirst immer schlimmer und schlimmer – Vale! O Herkules, sende uns einen Mann für den Löwen und einen Andern für den Tiger!«

Juchheisa! zum lustigen, lustigen Spiel,
Ein Wald von Gesichtern, ein endlos Gewühl!
Die Kämpfer so kühn wie der Sohn der Alkmäna,
Sie schreiten im Zug durch die stumme Arena;
Schwatzt weil es noch Zeit ist – ihr werdet schon schweigen,
Wenn sie sich mit tödtlichen Armen umzweigen.
Trapp, Trapp! sie schreiten mit stolzem Gefühl,
Juchheisa! zum lustigen, lustigen Spiel!

Mit einer klaren Silberstimme dieses weibliche Lied singend und ihre Tunika von der staubigen Straße aufhebend, hüpfte das junge Mädchen leicht in das dichtbesetzte Gasthaus hinüber.

»Mein armer Sohn!« sprach der Sklave halblaut, »für Geschöpfe der Art sollst Du hingeschlachtet werden? O Glaube Christi, ich könnte Dich in vollster Aufrichtigkeit verehren, schon wegen des Abscheus, den Du gegen solche blutigen Gefechte einflössest.«

Wehmütig sank des alten Mannes Haupt auf seine Brust. Er blieb still und in Gedanken vertieft; nur bisweilen wischte er sich mit seinem Ärmel die Augen. Sein Herz war bei seinem Sohne; er sah die Gestalt nicht, die sich raschen Schrittes und mit einem etwas trotzigen und unbekümmerten Gang und Aussehen vom Thore her näherte. Nicht eher schlug er seine Augen auf, bis die fragliche Gestalt ihm gegenüber stehen blieb und ihn mit sanfter Stimme also anredete: »Vater!«

»Mein Sohn, mein Lydon, bist Du es in der That,« sprach der alte Mann freudig, »ach, Du warst in meinen Gedanken bei mir.«

»Ich freue mich, das zu hören, mein Vater,« entgegnete der Gladiator, die Kniee und den Bart des Sklaven ehrerbietig berührend, »und bald vielleicht bin ich immer bei Dir, nicht bloß in Gedanken.«

»Ja, mein Sohn, aber nicht in dieser Welt,« entgegnete der Sklave wehmütig.

»Sprich nicht so, mein Vater, sei wohlgemuth, denn ich bin es auch – ich bin gewiß, daß ich Sieger bleibe, und dann wird das Geld, das ich gewinne, Dir die Freiheit erkaufen. Ach, mein Vater, vor wenigen Tagen erst wurde ich getadelt, und zwar von einem, dem ich gerne die Wahrheit gesagt hätte, denn er ist hochherziger als die Übrigen Seinesgleichen. Er ist kein Römer, er ist von Athen; er tadelte mich wegen meiner Geldgier, als ich ihn nach der Höhe des Siegespreises fragte. Ach, er kannte Lydons Seele schlecht!«

»Mein Sohn, mein Sohn,« sprach der alte Sklave und führte, langsam die Treppen hinaufsteigend, Lydon in sein eigenes kleines Gemach, das mit der Eingangshalle – bei dieser Villa also dem Peristyl, nicht dem Atrium – in Verbindung stand. Man kann das Zimmerchen noch sehen; es ist die dritte Thüre zur Linken beim Eintritt; die erste Thüre führt zur Treppe, die zweite aber ist nur eine falsche Nische, in welcher eine eherne Statue stand.

»So hochherzig, liebevoll und fromm auch Deine Beweggründe sind,« begann Medon, als sie vor Belauschung sicher waren, »so ist doch die That selbst sündhaft, – Du willst Dein Blut für Deines Vaters Freiheit aufs Spiel setzen – das könnte verziehen werden; aber Du erringst den Sieg um den Preis des Blutes eines Andern,. O das ist eine Todsünde, und kein Zweck kann sie straflos machen. Unterlasse es, unterlasse es! Lieber möchte ich ewig ein Sklave sein, als um einen solchen Preis meine Freiheit erkaufen!«

»Still, mein Vater,« antwortete Lydon etwas ungeduldig. »Du hast mit Deinem neuen Glauben, von dem ich mir nichts vorzuschwatzen bitte, – denn die Götter, die mir Stärke gaben, versagten mir Weisheit und ich verstehe nicht ein Wort von dem, was Du mir so oft predigtest – Du hast, sage ich, in diesem neuen Glauben einige sonderbare Vorstellungen von Recht und Unrecht aufgetischt. Verzeih mir, wenn ich Dich beleidige, aber bedenke doch, gegen wen werde ich fechten? O kenntest Du nur diese Elenden, mit denen ich um Deinetwillen verkehre, so würdest Du selbst der Ansicht sein, ich reinige die Erde, wenn ich einen von ihnen fortschaffe. Bestien, aus deren Lippen Blut träuft, völlig Wilde, selbst in ihrem Muthe grundsatzlose Geschöpfe, grimmig, herz- und gefühllos, kein Band des Lebens vermag sie zu fesseln! Allerdings kennen sie keine Furcht, aber sie kennen auch weder Dankbarkeit, noch Erbarmen, noch Liebe! Sie sind gerade nur für ihre Laufbahn geschaffen, nämlich, um zu schlachten ohne Mitleid, zu sterben ohne Furcht! Können die Götter, wer sie auch sein mögen, einen Kampf mit solchen Geschöpfen und in einer solchen Sache verübeln? O mein Vater, wohin auch die Mächte da oben ihre nach der Erde gerichteten Blicke lenken, sie sehen keine so heilige und heiligende Pflicht als das Opfer, das einem bejahrten Vater von dem frommen Sinne eines dankbaren Sohnes dargebracht wird!«

Der arme alte Sklave, auch seinerseits des Lichtes der Unterweisung entbehrend und seit kurzem erst zum christlichen Glauben bekehrt, wußte nicht, mit welchen Beweisgründen er eine so dunkle und zugleich in ihrem Irrthum so schöne Unwissenheit erleuchten sollte. Seine erste Bewegung war, sich an seines Sohnes Brust zu werfen – seine zweite davon weg zu schaudern – die Hände zu ringen und im Versuch seinen Tadel auszusprechen, erstickte seine gebrochene Stimme in Thränen.

»Und wenn also,« begann Lydon von Neuem, »wenn also Deine Gottheit (ich glaube, Du willst nur eine zugeben?) in der That jene wohlwollende und erbarmungslose Macht ist, wie Du behauptest, so wird sie auch wissen, daß gerade der Glaube an sie mich zuerst in dem Beschlusse bestätigte, den Du tadelst.«

»Wie, was willst Du damit sagen?«

»Nun, Du weißt ja, daß ich in meiner Kindheit als Sklave verkauft, in Rom durch das Testament meines Herrn, dessen Wohlgefallen zu erringen ich glücklich genug gewesen war, freigelassen wurde. Ich eilte nach Pompeji, um Dich zu sehen – fand Dich schon alt und gebrechlich unter dem Joch eines launigen, gemästeten Herrn – Du hattest erst kürzlich diesen neuen Glauben angenommen, dessen Annahme Dir Deine Sklaverei doppelt schmerzlich machte; denn sie raubte Dir den mildernden Zauber der Gewohnheit, der uns oft mit dem Schlimmsten aussöhnt. Klagtest Du mir nicht, daß Du zu Dienstleistungen gezwungen seiest, die Dir zwar als Sklave nicht verhaßt, als Nazarener aber sündhaft erschienen? Sagtest Du mir nicht, Deine Seele bebe vor Gewissensbissen, wenn Du genöthigt seiest, auch nur ein Stückchen Kuchen vor den Laren niederzulegen, die dort über das Impluvium wachen? daß Deine Seele von einem beständigen Kampfe zerrissen werde? Sagtest Du mir nicht, selbst dann, wenn Du Wein vor die Thürschwelle gießest, und den Namen einer griechischen Gottheit anrufest, fürchtest Du Dir schreckliche Strafen zuziehen, als die des Tantalus – eine Ewigkeit von Qualen, fürchterlicher als die der tartarischen Felder? Sagtest Du mir das nicht? Ich erstaunte, denn ich konnte es nicht begreifen, und vermag es auch jetzt noch nicht, beim Herkules; aber ich war Dein Sohn und meine einzige Aufgabe war somit, Dich zu bemitleiden und zu erleichtern. Konnte ich Dein Stöhnen anhören, konnte ich Deine geheimnisvollen Schrecken, Deine beständige Angst mitansehen und unthätig bleiben? Nein, bei den unsterblichen Göttern! Der Gedanke durchzuckte mich wie ein Licht vom Olymp:; ich hatte kein Geld, aber ich besaß Stärke und Jugend – diese hatte ich von Dir empfangen und ich konnte sie nun meinerseits für Dich verkaufen! Ich befragte mich nach der Summe Deines Lösegeldes und erfuhr, daß der gewöhnliche Siegespreis eines Gladiators doppelt dazu hinreichen würde. Da wurde ich ein Gladiator; ich schloß mich an diese verfluchten Menschen an, obwohl ich sie verachte und sie mich anekeln – ich erlernte ihren Beruf – gesegnet seien die Lehrstunden! sie sollen mich befähigen, meinem Vater die Freiheit zu verschaffen!«

»O, daß Du den Olinth hören könntest!« seufzte der alte Mann, zwar immer mehr und mehr von der kindlichen Tugend seines Sohnes gerührt, aber nichts destoweniger von der Strafbarkeit seines Vorhabens überzeugt.

»Die ganze Welt will ich anhören, wenn Du es verlangst,« antwortete der Gladiator munter, »doch erst dann, wenn Du kein Sklave mehr bist. Unter Deinem eigenen Dache, mein Vater, sollst Du meinen Schwachkopf den ganzen Tag, und sogar die ganze Nacht hindurch bestürmen, wenn es Dir Vergnügen macht. Ach welch ein hübsches Plätzchen ich für Dich ausgewählt habe! Es ist eine der 999 Buden der alten Julia Felix, in dem sonnigen Theile der Stadt, wo Du Dich bei Tag vor der Thüre wärmen kannst – und ich will das Öl und den Wein für Dich verkaufen, mein Vater – und dann, wenn es der Venus beliebt (oder auch, wenn es ihr nicht beliebt, da Du ihren Namen nicht leiden kannst, dem Lydon ist Alles eins), dann sage ich, bekommst Du vielleicht auch eine Tochter, um Deine grauen Haare zu pflegen, und hörst schrillende Stimmen auf Deinen Knieen, die Dich Großvater nennen! Ach wir werden so glücklich sein – der Siegespreis kann uns zu Allem verhelfen. Also wohlgemuth, wohlgemuth, mein Vater! jetzt muß ich fort, die Sonne steht schon hoch am Himmel und der Lanista wartet auf mich. Komm, gib mir Deinen Segen.«

Während Lydon also sprach, hatte er bereits das dunkle Gemach seines Vaters verlassen und in lebhafter, obwohl leise geführter Unterhaltung begriffen, stunden sie jetzt an derselben Stelle, wo wir den Pförtner zuerst getroffen haben.

»Segen über Dich! Segen über Dich, mein wackrer Sohn,« sprach Medon mit Inbrunst, »und möge die große Macht, welche alle Herzen lenkt, der Edelmuth des Deinigen sehen und seinen Irrthum verzeihen.«

Die hohe Gestalt des Gladiators verschwand rasch die Straße hinab; die Augen des Sklaven folgten seinen leichten, aber stolzen Schritten, bis auch der letzte Schein verschwunden war; dann sank er wiederum auf seinen Sitz und seine Blicke hefteten sich von Neuem auf den Boden. Seine Gestalt stramm und unbeweglich wie ein Bild von Stein; sein Herz – wer in unsern glücklichen Tagen kann sich seine Kämpfe, seine Bewegungen vorstellen?

»Darf ich eintreten?« hub eine sanfte Stimme an, »ist Deine Gebieterin Julia zu Haus?«

Der Sklave gab dem Besuchenden mechanisch mit der Hand ein Zeichen, einzutreten; aber die ihn angeredet hatte, konnte diese Geberde nicht sehen – sie wiederholte deshalb ihre Frage schüchtern, aber mit lauterer Stimme.

»Habe ich es Dir nicht gesagt?« entgegnete der Sklave mürrisch, »tritt ein.«

»Dank,« antwortete die Eintretende wehmüthig, und durch diesen traurigen Ton aufgeweckt, blickte der Sklave auf und erkannte das blinde Blumenmädchen. Kummer sympathisirt mit dem Unglück. Medon erhob sich und führte Nydia die anliegende Treppe hinauf, von welcher man in Juliens Gemach hinabstieg; dort rief er eine Sklavin und vertraute ihrer Obhut die Blinde an.


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