Rahel Varnhagen von Ense
Rahel und Alexander von der Marwitz in ihren Briefen
Rahel Varnhagen von Ense

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68.

Rahel an Marwitz.

Montag, d. 2t. März 1812.

Damit Sie morgen diesen Brief haben, muß ich jetzt – halb sechs – schreiben. Ich schickte Marcus Ihren Brief von damals mit einem Zettel, darauf schreibt er mir diesen. Als ich ihm antworte, daß ich damals Ihren Brief zu lesen gegeben hatte, und an welchem Fenster er ihn in meinem Zimmer las, tritt er selbst herein, streitet's mir erst ab; wie das nicht geht, sagt er, ich habe Konventions-Taler gesagt. Wie ich nur darauf kommen soll? Kurz, er ist so incivil, zu machen, als ob es nicht seine, sondern meine Sache wäre. Für zu großen Ärger der Gesinnung und des Unterstehens konnt' ich ihm kein Wort sagen. Und habe nun die kleine Regel für den großen Ärger, nicht mit Brüdern Bankier-Geschäfte zu machen, denn welchen fremden Bankier würd' ich nur erst fragen! Er will Friedländer morgen nach Wien an Herrn von Willisen schreiben lassen, daß er, Friedländer, sich geirrt habe. Ich bitte Sie, schreiben Sie auch, damit Herr Willisen die fünfzig Gulden oder das Ganze wiedergiebt. Ich habe meinen Prager auch gestern wieder erinnert dahin zu schreiben. Seien Sie versichert, ich mische mich in nichts mehr, da zu viel Tolle uneingesperrt sind und mir (nach den ewigen Regeln des sich zu Entwickelnden, nicht nach schwach erdachten Dämonen) nichts gelingen soll. Nach diesem procédé kann ich mir auch von Marcus nichts leihen. Hat seine gute Seite bei dem Unbequemen. Fragen Sie, ob ich Lust zum Schreiben habe. Die Nacht fallt ein, und Sie bringen mir nie Federn. Adieu!

R. R.

Konventionstaler zum 20 (statt 24) Guldenfuß in Preußen als Handelsmünze geprägt. – M. Friedländer war Bankier in der Burgstraße.


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