Rahel Varnhagen von Ense
Rahel und Alexander von der Marwitz in ihren Briefen
Rahel Varnhagen von Ense

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8.

Rahel an Marwitz.

Sonnabend Abend um 8 Uhr, d. 27t. April 1811.

Ich will Ihnen auch noch schreiben, solange sich unsere Stimmen, unsere Augen erreichen können. Aber seien Sie Einmal der Ehren und antworten Sie mir. Übernatürlich litt ich heute und betrug ich mich. Erstlich hatte ich geschrieben, das macht mich immer krank. Das Wetter war erdrosselt, ich auch. Meine Leiden alle waren aufs äußerste gekommen, so daß ich zu einem und zu keinem angenehmen Entschluß kam. Dann war es nach Tisch, wo ich immer in Fieberbewegung bin, dann bin ich gewöhnlich unpaß, aber von einer Unpäßlichkeit, die mir auch Fieber giebt. Dann – wollt' ich endlich, vielleicht in der letzten Zeit für dies Leben mit zwei Augen, mit Ihnen allein sein, hatte die gemäßenen, bestimmten, strengen Befehle dazu gegeben und mußte auf eine stupide, müßige, stumpfe und ärgerliche Art mich stören lassen. Dem Wahnwitz war ich nah, und all mein Vorrat von respect lmmam mußte mich zwingen, gegen H[arscher] höflich zu sein. Das Mädchen hätte ich gradezu draußen morden können. Und auch H[arscher], der nichts merkte und so müßig klügelte, ja müßig. Denn dumpf war ihm, doch unheimlich, nur sagen kann er doch was. Und drei sind fast nie gut zusammen. Also, morgen essen Sie bei mir und allein. Und richten Sie sich dazu ein. Und ist's trocken, so gehen wir [Lücke] oder vorher. Nur Antwort, Herr von Marwitz! Für vier Groschen hat man in allen Häusern einen Boten! Ich bin und schreibe bei der G., wo ich dieses Billet zweimal anfangen mußte, den ersten Anfang streiche ich aus.

R.R.


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