Rahel Varnhagen von Ense
Rahel und Alexander von der Marwitz in ihren Briefen
Rahel Varnhagen von Ense

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32.

Rahel an Marwitz.

[Berlin,] Freitag, d. 4t. Oktober 1811.

Was soll ich davon denken, lieber M., daß Sie grad heute nicht kommen, wo ich Ihnen sagte, ich nähme mir das Leben, wenn Sie nicht kämen? Wo ich es allen Ihren Freunden zusagte, daß sie Sie sehen würden, noch wie Sie bei mir waren. Nanny, die Schleiermacher, Neumann und Harscher waren gekommen, alle Sie hoffend. Harscher ganz liebenswürdig, alle beredt und gut. Haben Sie denn keinen Augenblick finden können, in dem Sie mir sagten. Sie konnten nicht kommen? Noch ist mir ein Tag ganz abscheulich schrecklich, an dem ich Sie nicht sehen soll, wenn ich auch jede Zukunft kenne und erwarte, die nahe und die ferne. Sogar besorgt war ich, was kann Ihnen denn sein. War es reiner ennui? Mir ist schon heute manches Verdrießliche, Gemeine aus meiner Lage auf den Hals gestürzt. Ich habe Meiern ein paar Worte nach Dresden geschrieben und Lippens Bücher mit dem Kutscher geschickt. Auch Madam FischerFrau Fischer in Dresden, eine ältere Freundin R.s, bei der sie 1811 gewohnt hat. habe ich geschrieben und von Herrn von Marwitz gegrüßt; das freut sie in der Seele. Harscher will gegen zwölf morgen zu mir kommen, hat mich auch heute gesucht. Er ist auf besserm Weg. Adieu, liebe Furie!

R.R.

Abscheulich, wenn ich einen ganzen Tag nicht weiß, wie's mit Ihnen ist. Morgen ist Hannens Geburtstag. Bis halb zwölf waren alle hier.


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