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Der Schwur.

»Aus dem Munde eines Führers, als Begebenheit aus der neuesten Zeit.« Schwab, Neckarseite der schwäb. Alb, S. 99.

1822

»Und hab ich gebuhlt mit meiner Magd,
Herr Richter, so sei es Gott geklagt,
So will ich kein ehrlich Sterben
Auf weichem Polster erwerben.«

Der reiche Bauer zögert nicht,
Zu Urach schwört er's vor Gericht,
Er macht mit seinem Schwure
Die Liebste sein zur Hure.

Am späten Abend aus dem Thor
Geht er den Alpenstein empor,
Er ließ die Magd wohl weinen,
Und an der Brust den Kleinen!

Was murrst du, alter Wasserfall?
Was schüttelt ihr die Häupter all,
Ihr Eichen und ihr Buchen?
Ihr Winde, wen kommt ihr suchen?

Die hohen Felsen stehn zu Hauf,
Sie heben den weißen Finger auf,
Die Bauern alle die andern
Mit Eile, mit Eile wandern.

Der eine schleichet hinterher,
Sein Atem wird ihm kurz und schwer,
Zu des Gesteines Klötzen
Wankt er, sich hinzusetzen.

Die andern schaun sich nach ihm um,
Es schallt kein Tritt, der Wald ist stumm,
Da stocken ihre Reden,
Sie gehen weiter im Öden.

Zuletzt im Regen und im Wind
Die Dirne kommt mit ihrem Kind,
Ihr ist, als ob es riefe
Wehklagend aus der Tiefe.

O weh, sie kennt die Stimme wohl;
Wie tönet sie so bang und hohl,
Die einst so hell geklungen,
Die Zucht ihr fortgesungen!

Es zieht sie zu der Felsenwand;
Sie beugt sich schauend über den Rand,
Der Mond schleicht vor, zu leuchten,
Dort liegt's im Grund, im feuchten.

Tief unten zwischen Strauch und Baum
Und zwischen Fels und Wasserschaum,
Da röchelt, in Qual und Reue,
Zerschellt der Ungetreue.

Des Herrn Gericht, wie bist du schnell!
Es scheint der Mond ganz kalt und hell;
Es wirft die Magd sich nieder,
Und drunten stöhnt's nicht wieder.


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