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Der neue Staufenritter.

1814

Wer wandert nach dem Hohenstaufen
Durch den verstörten Tannenwald?
Die Stürme wehn, die Bäume traufen,
Der Regen spinnt sich trüb und kalt.
Das ist kein Wetter mehr zum Reisen!
Dort winkt ein gastlich helles Dach! –
Er läßt sich nicht ins Trockne weisen,
Es ruft der Wirt umsonst ihm nach.

Das eben sei das rechte Wetter,
Meint er, zur alten Burg zu gehn!
Wie ruft des Donners dumpf Geschmetter,
Wie muß sie schön im Blitze stehn!
Die Klänge sind es, die nicht altern,
Die Lichter, die nicht ausgebrannt,
Und seit den ernsten Mittelaltern
Ist droben wohl ihr Spiel bekannt.

Jetzt ist er ganz hinauf geklommen,
Er stellt sich auf die Trümmer hin,
Er hat ihn wahrlich mitgenommen
Zur rechten Statt den rechten Sinn;
Mit seinem ernsten Angesichte,
Mit seinem sturmdurchwehten Kleid
Steht er in dem Gewitterlichte
Fast wie ein Geist aus jener Zeit.

Und wie ein Lied aus jenen Tagen
Erhebt er seinen stolzen Sang,
Der ringt sich über Leid und Klagen
Hinauf zum hellen Freudeklang;
Er hat von seiner Burg gesprochen,
Wie sie der bittre Feind zerstört;
Er ruft mit Lust: sie ist zerbrochen,
Weil diese bessre mir gehört.

Dann hat er weiter noch gesungen
Von seiner ungetreuen Braut;
Da hätte bald sein Lied geklungen,
Wie ein bewegter Seufzerlaut.
Doch herrlich über alle Schmerzen
Empor das hohe Lied sich reißt,
Er singt von Ihr aus festem Herzen
Als einem abgeschiednen Geist.

»Ist gleich mein Haus zerbrochen immer,
Zerbrochen auch mein edles Herz,
So ragen doch die hohen Trümmer
Mit Lust und Stolz noch himmelwärts:
Und hieher hab ich mich geflüchtet,
Verstoßen aus der neuen Welt:
Wer je gekämpft, geliebt, gedichtet,
Für den ist Wohnung hier bestellt.

»Nun denn, ihr alten Heldengeister,
So schämt euch des Genossen nicht!
Ihr weitgepriesnen Sangesmeister,
Nehmt freundlich mich in Lehr und Pflicht!
O kommt hervor, ihr treuen Frauen,
Mit hoher Minne Leid vertraut,
Laßt mich in euer Antlitz schauen,
Und tröstet mich für meine Braut!«

Der Ritter hat schon lang geschwiegen,
Der Donner rollt noch immer fort;
Man sieht ihn oft im Blitze liegen,
Ganz sanft und selig liegt er dort,
Geschlossnen Auges, blasser Wangen;
Ist's Schlaf, ist's Tod, ich weiß es kaum;
Doch sicher träumt er ohne Bangen
Von Staufen einen lichten Traum!


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