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Hans Koch von Ebingen.

Die Begebenheit fällt ins Jahr 1584, als Ludwig, Christophs Sohn, Herzog in Württemberg war.

1822

Hans Koch, der veste Bürger, sitzt
Zu Stuttgart in der Landschaft,
Ein guter Sinn und Seckel schützt
Die Ehre seiner Standschaft.
Er weiß, er hat ein eignes Haus,
Drum macht er nicht so viel sich draus,
Weg von der Brust zu sprechen.

Ein milder Herr, der Ludwig ist,
Liebt seine Unterthanen,
Doch auch den Wein zu jeder Frist,
Und zecht, wie seine Ahnen.
Und weil er will des Volkes Heil,
So nehmen auch die Stände teil
An manchem guten Mahle.

Einst sitzen sie bei ihm zu Tisch,
Hans Koch an seiner Seite;
Es ruft der Fürst: »Getrunken frisch!
Kraft braucht's zu neuem Streite!«
Da wehret sich ein jeder Stand,
Prälaten und das ganze Land
Zur Eintracht stimmt der Becher.

Herrn Hans verschwimmet Stand und Rang
Im weiten Meer des Weines;
»O Herre!« spricht er, gar nicht bang,
»Versprechet mir ein Kleines!
Wie mir's bei euch gefallen hat,
Führt euch der Weg durch meine Stadt,
Laßt's euch bei mir gefallen!«

O weh, das kecke Wort verstört
Und schlägt die Zecher nieder,
Und ein Gehorsamsfieber fährt
Den Herrn durch alle Glieder.
Da tröstet sie des Herzogs Blick,
Er winkt mit gnädigem Genick:
»Wie sollt ich's euch versagen!«

Und friedlich nach dem frohen Schmaus
(Der Herr gab seinen Segen)
War bald der heiße Landtag aus,
Ging jeder seiner Wegen,
Nach Ebingen der alte Hans,
Er mästet Schwein', er stoppt die Gans,
Er eichet alle Fässer.

Nach kaum zween Monden führt die Fahrt
Auf Hohentwiel den Fürsten;
Bei Ebingen im Tannenhart
Fängt es ihn an zu dürsten:
Da klopft es an des Hansen Thür:
»Lieb- und Getreuer, komm herfür,
Jetzt sollst du Wort mir halten!«

Und wie sie thun die Thüren auf,
Ist schon der Tisch gedecket,
Dem Fürsten und dem Dienerhauf
Das Festmahl weidlich schmecket,
Der Herzog lehrt's den ganzen Hof,
Der Ritter trank, der Knappe sof,
Der Jagdhund kaut' am Troge.

»Ei Koch, ei Koch! ihr seid ein Koch!
Ihr backet gute Krapfen!
Und wächst ein feines Weinlein doch
An euren Tannenzapfen.
Heil eurem Haus und ewig Ehr!
Nur eines fehlt: was ist er leer
Der Platz zu meiner Rechten?«

»Das Beste kommt, o Herr, zuletzt!«
Spricht Hans mit tiefem Neigen.
»Mit bessrem Wein den Tisch besetzt!
Ihr Geiger, spielt den Reigen!«
Da thut sich auf ein Seitenthor,
Ein rosig Mägdlein tritt hervor,
Den Brautschmuck in den Haaren.

»Ei, schauet,« ruft Herr Ludwig, »schaut!«
Er ruft's mit Wohlgefallen.
»So lang bargst du die schöne Braut,
Die Tochter, in den Hallen?«
Da nimmt Herr Hans das süße Kind,
Das goldgeschmückte, führt geschwind
Dem Herzog es zur Seite.

»Ein Witwer seid ihr, Gotts erbarm!
Mein Haus ist ohne Schulden!
Schmuck ist mein Mägdlein, ist nicht arm,
Sie bringt euch tausend Gulden!
Herr! euer ist die schöne Braut,
Für dieses Mahl euch angetraut
Zu euren rechten Händen!«

Der Herzog sieht sich an die Maid,
Ja, sie ist ohne Tadel,
Ihr reiner Leib in seidnem Kleid,
Er ist von Gottes Adel.
Drum schämet auch der Fürst sich nicht,
Sich mit dem schönen Kind verspricht
Auf dieses Mahles Freuden.

Er steckt ihr an ein Fingerlein
Von lauteren Demanten,
Er setzt sie an die Seite sein
Beim Schall der Musikanten,
Und mit des reichen Mahls Beschluß
Darf sie dem Bräutigam den Kuß
In Ehren nicht verwehren.

Drauf sattelt man dem Herrn das Roß,
Er dankt von ganzer Seele,
Er lädt den Vater auf sein Schloß
Auf Gaumen und auf Kehle;
Nur auf dem Landtag, bittet er,
Da soll fortan der werte Schwähr
Den Schwiegersohn bedenken.


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