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Sonette an G.,
geblieben im Zweikampfe am 10. März 1814.

 

1.

O möchte mir dein traurig Bild erscheinen,
Dein bleiches Angesicht der letzten Stunde,
Der bange Schrei, das Blut der Todeswunde:
Ich wüßte, du bist hin, ich könnte weinen.

Jetzt will's der Geist noch immer sich verneinen,
Du schwebst vor ihm, der Freudige, Gesunde,
Der Wangen Rot, das Lächeln in dem Munde,
Zum holden Lebensbild will sich's vereinen.

So seh ich dich an meiner Seite zechen;
Mutwillig schüttelnd mit den Lockenhaaren
Weißt du von bunten Märchen viel zu sagen.

Doch plötzlich muß das frohe Bild zerbrechen,
In Dunst und Nebel ist es hingefahren,
Und fern hör ich die Todesschwerter schlagen.

 

2

Getäuscht hast du uns oft mit eiteln Mären,
Das Wunderbarste keck uns vorgedichtet,
Und wenn wir dann uns gläubig aufgerichtet,
Da freut' es dich, des Trugs uns zu belehren!

Nun willst du wieder einmal uns bethören!
Vom grausen Kampf, der blutig sich geschlichtet,
Und wie der Zufall fürchterlich gerichtet,
Vom eignen Tode lässest gar du hören?

O tritt hervor, du hast dich gnug verborgen!
Komm, widersprich dem gräßlichen Gerüchte:
Es läßt der Tod im Wort nicht mit sich scherzen.

Doch still und stumm vergeht der rote Morgen,
So ist es denn nicht eitle Truggeschichte,
Und durch die Gassen geht der Ruf der Schmerzen!


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