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14.

So lebte Milton überhaupt in einer Zeit der allgemeinen Fäulniß, einer der wenigen Charaktere jener Periode, welche ihrer Ueberzeugung treu blieben und auf deren Andenken kein Makel haftete. Der Hof war zum Tummelplatz aller Ausschweifungen geworden. Tag für Tag jagte eine Belustigung die andere, bald ein Schauspiel mit der überraschendsten Verschwendung ausgestattet, bald ein Ball, strahlend von Blumen, Kerzenglanz und feilen Schönheiten, oder ein Thee, damals noch ein eben so seltenes als theueres Vergnügen. Prachtvolle Maskenaufzüge, wo die Damen in den durchsichtigsten und unzüchtigsten Verkleidungen erschienen, wechselten mit Ballet und musikalischen Unterhaltungen ab, die Saint-Evermond und die Herzogin von Mazarin aus Frankreich nach England herübergebracht und daselbst zur Mode gemacht hatten. Karl beschäftigte sich mit dem Füttern seiner Hunde und Enten, oder wohnte Hahnenkämpfen und Bärenhatzen bei, während der blutgierige Herzog von York bei keiner Hinrichtung zu fehlen pflegte, sich an den Qualen und Martern der zum Tode verurtheilten Puritaner und Republikaner ergötzend. Dieser Sittenlosigkeit des Hofes entsprach der sichtbare Verfall des Nationalcharakters; der Scepticismus und die Gleichgültigkeit traten an die Stelle des Fanatismus und der Begeisterung, welche noch vor Kurzem in England herrschte. Eine leere, eitle, spottsüchtige Literatur, der es zwar nicht an Witz, aber an jeder Ueberzeugung fehlte, verdrängte die männliche, kühne Poesie und die muthige Literatur der Vergangenheit. Statt der eifrigen und gewissenhaften Forschung, womit sich England einst an die Lösung der größten Fragen wagte, welche den Menschengeist noch jetzt in Anspruch nehmen, war ein leichtsinniges Treiben eingetreten, eine eben so oberflächliche als gemeine Nachahmung französischer Vorbilder. Die großen und ewigen Prinzipien, für die während der Revolution die bedeutendsten Männer in die Schranken getreten waren, schienen für immer vergessen und aufgegeben; die Freiheit des Denkens, des Gewissens, der Schrift und des Wortes, die Wahlreform, die Verbesserung des Unterrichts wurden erstickt und allen ihren Freunden und Verfechtern das tiefste Stillschweigen geboten. Die Presse schmachtete unter neuen Fesseln und die Bestechlichkeit ließ die Stimmen derjenigen Redner im Parlament erkaufen, deren Einfluß und Talent noch zu fürchten war. Die Verfolgungen nahmen ihren Fortgang und die Rachsucht der siegreichen Partei war noch immer nicht befriedigt, trotz des Blutes, das zur Sühne für den hingerichteten König bereits geflossen war. Der Schwärmer Harrison, der jüngere Vane, einer der ausgezeichnetsten und bedeutendsten Männer seiner Zeit, litten den Tod für ihre Ueberzeugung. Milton beweinte das Schicksal seines Freundes, dem er größtentheils seine frühere Stellung als Staatssecretär zu verdanken hatte und dessen Talent und Glaubenseifer er hoch verehrte.

Ein tiefer Schmerz nagte an dem Herzen des Dichters und seine Seele empörte sich gegen solche Ungerechtigkeit und Tyrannei. Er selbst war elend und blind, von Allen verlassen und von den eigenen Kindern durch Undank gekränkt. Lebensmüde schwankte er durch die Straßen Londons, von einem Knaben geführt, welcher den blinden Mann leiten mußte. An der Ecke fand ein Auflauf statt. Dort stand ein Mann mit aschgrauem Gesicht und hohlen, eingefallenen Augen. In Lumpen gekleidet, hielt er einen Besen in der Hand, mit welchem er fegend durch die Lüfte fuhr. Es war Dichter Harrington, der Verfasser der Oceana, eines republikanischen Traumbildes. Ohne Untersuchung und Richterspruch auf eine wüste Insel verbannt, hatte er den Verstand verloren. Die Leiden der Gefangenschaft verwirrten seine lebhafte Phantasie und er verfiel in einen unheilbaren Wahnsinn.

Hoho! rief der Verrückte, indem er mit seinem Besen durch die Lüfte fuhr. Hoho! wollt ihr nicht weichen, ihr verzehrenden Gedanken. Da kommen sie schon wieder angeschwirrt, lauter kleine Vögel und Bienen. Wie sie singen und pfeifen, summen und brummen. Hinweg mit euch, laßt mich in Ruhe mit eurem unheilvollen Geschrei. Ich habe euch mit meinem Blut genährt, ihr habt mich ausgesogen, daß ich zum Skelet geworden bin, und immer seid ihr noch nicht zufrieden. Luft, Luft! Ich ersticke in dem Dunst. Es riecht nach Leichen, meine Gedanken sind die Würmer, welche aus meinem verfaulten Gehirne kriechen. Die Pest über das Gezücht, das einen ehrlichen Mann bei gesundem Leibe und während des Lebens aufzehrt. O, hätte ich doch lieber nie gedacht, nie gedacht! –

So klagte und ras'te der Wahnsinnige, welcher mit seinem Besen unaufhörlich seine Gedanken zu verjagen suchte, die nach seiner Meinung in Gestalt kleiner Vögel und Insekten aus seinem Körper flogen. Das Volk stand rings umher und verhöhnte in roher Weise den Unglücklichen, welchen seine Schwester begleitete, und vergebens fortzuziehen versuchte. Milton nahte sich ihr voll Theilnahme, da er Harrington von früher kannte.

– Armer Freund! sagte er gerührt. Kennst du mich nicht mehr? Bei dem Tone dieser Stimme horchte der Wahnsinnige auf, ein lichter Schimmer schien in seinen Augen aufzublitzen, und die Vernunft wenigstens für einen Augenblick zurückzukehren.

– Dich? fragte der Verrückte. Warum soll ich dich nicht kennen? Du bist ja auch eine Leiche, ein Gestorbener. Alles ist todt, die Republik, die Freiheit, der Protector und der König. Das Grab verschlingt uns Alle, dann modern wir, und aus der Verwesung steigen neue Gedanken empor. Husch, husch! Siehst du sie, jetzt nur noch so klein, wie die Mücken, werden sie immer größer und größer, bis sie als Adler sich zur Sonne schwingen. Ach! wir sind Beide zu beklagen, du und ich, weil wir allzuviel gedacht haben. Das Denken bringt Unglück und kann einen vernünftigen Menschen toll machen. Nimm dich in Acht, in Acht!

Erschüttert von diesem traurigen Schauspiel wandte sich Milton ab; noch aus der Ferne tönte ihm das Geschrei des Wahnsinnigen zu: Warum haben wir gedacht, gedacht? –

Eben so beklagenswerth war das Schicksal, welches den treuesten Freund Milton's, den Major Overton, ohne alle Schuld traf. Obgleich dieser, nach der Rückkehr des Königs, sich vollkommen ruhig verhielt, so genügte der bloße Ruf seiner Freiheitsliebe, ihn bei der Regierung zu verdächtigen. Auch er wurde ohne ein richterliches Erkenntniß in ein Gefängniß gesetzt, wo er lange Jahre schmachtete. So harte Verfolgungen und Ungerechtigkeiten mußten die Republikaner zur Verzweiflung treiben, aber ihr Muth war gesunken, und es fehlte ihnen vor Allem an einem einsichtsvollen und ruhigen Führer. Einzelne Aufstände, welche von Zeit zu Zeit ausbrachen, wurden eben so schnell wieder unterdrückt. – Nach dem Tode Cromwell's war der alte Henderson wieder nach England zurückgekehrt Vergebens boten ihm seine frühere Pflegetochter Lucy und ihr Gatte, die jetzt wieder in Ludlow-Castle wohnten, ein Obdach an; er zog es vor, mit seinen Gesinnungsgenossen die Herrschaft der fünften Monarchie und das neue Jerusalem zu erwarten. Als aber das Königthum wieder hergestellt war, und die Puritaner und andere Sekten mit der äußersten Strenge verfolgt wurden, vereinte sich Henderson mit einem Haufen ihm ähnlicher Schwärmer, um das Reich Gottes mit den Waffen in der Hand zu begründen. Nicht mehr als sechszig Mann stark trauten sich diese wahnsinnigen Fanatiker zu, den König zu stürzen, und ihre ausschweifenden Pläne zu verwirklichen; sie hielten sich für unbesiegbar.

– Nicht die Menge, sagte der Puritaner in der Versammlung, sondern der Glaube verleihet uns den Sieg. Der Heiland selbst wird unser Führer sein, und unsern Arm stark, unsern Körper unverwundbar machen. Fürchtet Euch darum nicht vor der Ueberzahl unserer Feinde, und wenn ihrer eine Legion wäre, so würden wir sie besiegen; denn der Herr ist mit uns. Er winkt und sie sind vernichtet, er befiehlt und sie sind verweht, wie Spreu im Winde. Wer vermag seinem Volke zu widerstehen, und wer kann seinen Auserwählten etwas anhaben? Hie Gideon und das Schwert des Herrn!

Mit diesem Schlachtruf stürzten die Fanatiker mit entblößten Waffen auf die Straße; Jedermann floh vor den Rasenden, unter den Flüchtlingen befand sich auch Billy Green, der eiligst zu entkommen suchte. Henderson hatte den verhaßten Spion erkannt, und setzte ihm mit gezogenem Schwerte nach.

– Steh! rief er ihm zu, und gib Antwort, du Sohn Belials!

Von Furcht ergriffen, stürzte der Bösewicht nach dem nächsten Hause, wo er eine Zuflucht zu finden glaubte. Schon hatte er die Thüre erreicht, an der er, Einlaß begehrend, heftig pochte, als er die sennige Faust des Puritaners im Nacken fühlte.

– Das Gericht des Herrn, rief der grimmige Henderson, soll alle Frevler treffen. Bekenne deine Sünden, denn deine Seele ist schwarz, wie die des Bösen.

Barmherzigkeit! ächzte der Spitzbube, während die Hand des Schwärmers ihm die Kehle zusammenschnürte, daß seine kleinen, verschmitzten Augen aus ihren Höhlen hervorquollen. Ich bin ja unschuldig und habe Euch nichts gethan.

– Du unschuldig? Dann ist Satan in der Hölle selbst ein Heiliger. Hast du nicht allezeit dem Laster und der Niederträchtigkeit gedient; war'st du nicht der Spießgeselle der Verworfenen? Du siehst, ich kenne dich und dein Thun. Du hast hundertfach den Tod verdient, weil du ein Mohrentänzer, ein frecher Wollüstling stets gewesen bist. Bist du nicht einhergegangen in frechen, heidnischen Gewändern, ein Greuel für die Augen der Gerechten; hast du nicht dem Tyrannen gedient, der um seiner Sünden willen das Haupt auf dem Richtblock verloren hat?

– Ich habe meinen Irrthum eingesehen, und Herr Pym würde mir am besten bezeugen können, welch ein eifriger Freund der Republik ich später geworden bin, wenn er noch am Leben wäre.

– Erbärmlicher Heuchler! du hast um schnöden Lohnes willen unter der Maske eines Heiligen nur deinen eigenen Vortheil gesucht, ein Wolf im Schaafspelze. Bist du nicht alsbald wieder abgefallen, da der zweite Stuart in das Land gekommen ist? Du war'st sein Jagdhund, der das edle Wild der Frommen ihm ausspüren und stellen half. Auf dein Haupt fällt das heilige Blut der Märtyrer, das zum Himmel um Rache schreit.

– Erbarmen! stöhnte der Unglückliche. Ich will Alles wieder gut machen, Alles thun, was Ihr verlangt. Wenn Ihr mich am Leben laßt, so will ich Euch ein wichtiges Geheimniß anvertrauen. Der Herzog von York ist katholisch geworden, und der König hört heimlich die Messe, welche ihm ein französischer Pfaffe lies't. Ich weiß noch weit mehr, und will Euch Alles verrathen, wenn Ihr mir das Leben schenkt.

In der Todesangst hatte Billy Green die Kniee des Puritaners umschlungen, und krümmte sich zu dessen Füßen, während Henderson die blanke Waffe über seinem Haupte schwang.

– Nieder mit dem Verräther! rief der wilde Schwärmer, und sein blitzendes Schwert sauste, mit einem gewaltigen Hieb, den Schädel des Spions spaltend. Zuckend brach Billy Green zusammen, während Henderson sich kaltblütig abwendete.

– Der Herr hat gerichtet, sagte er, den Leichnam bei Seite schiebend, dessen verglaste Augen ihm nachstarrten.

An der Spitze des Haufens zog er triumphirend von Straße zu Straße, Jesus zum Könige ausrufend, den unsichtbaren Lenker dieses frommen, gottgefälligen Aufstandes. Die Obrigkeit machte einen Versuch, mit ihren Milizen den Schwarm zu zerstreuen, aber die Angreifer mußten sich vor der ungestümen Tapferkeit dieser Fanatiker zurückziehen, welche sich mit bewunderungswürdigem Muthe vertheidigten. So mancher Bürger wurde von ihnen getödtet oder verwundet, bis die gesammte Miliz, von einem panischen Schrecken erfaßt, ihr Heil in der Flucht suchte, obgleich sie den Tollkühnen vielleicht zehnfach an Zahl überlegen war. Hinter den Flüchtigen stimmte der alte Henderson seinen Triumphgesang an. Den grauen Scheitel entblößt und das blutbespritzte Schwert in den Händen schwingend, jubelte er mit lauter Stimme:

– Groß ist der Herr, und die ihm vertrauen, werden unüberwindlich sein. Die Feinde nahten uns zahllos, wie Sand am Meere und wie die Heuschrecken, die sich auf ein Erndtefeld stürzen; dennoch unterlegen wir nicht, denn er ist unser Schutz und Schirm. Wir trafen sie und sie sanken zu Boden; mit der Schärfe des Schwertes haben wir sie hingemäht, wie überreife Garben. Der Ewige sei gepriesen, der Gott Israels, der sein Volk nicht in der Noth umkommen läßt. Stimmt an sein Lob und laßt seinen Ruhm erklingen.

Mit demselben Psalm, den sie bei Dunbar und Worcester gesungen, als sie sich in die Reihen der Feinde stürzten, zogen die begeisterten Puritaner durch ganz London, ohne auf einen ernstlichen Widerstand zu stoßen; so groß war die Feigheit ihrer Gegner und ihr eigenes Zutrauen zur göttlichen Hülfe. Sie glaubten fest an den Sieg ihrer Sache, und erwarteten jeden Augenblick die Erscheinung des Heilandes, den sie als den künftigen König der Welt begrüßten. Erst am nächsten Morgen, als die Gefahr immer größer zu werden drohte, und man ernstliche Unruhen befürchtete, wurden die königlichen Garden gegen die Fanatiker aufgeboten. Diese hatten sich in größter militärischer Ordnung nach einem entlegenen Stadttheil zurückgezogen, wo sie sich festsetzten. Von hier aus machten sie mehrere Ausfälle auf die alte City London's, welche keineswegs darauf vorbereitet war. Sie richteten daselbst keine geringe Verwirrung an, und die reichen Kaufleute glaubten, daß die alten unruhigen Zeiten der Republik zurückgekommen wären, und verließen in furchtsamer Hast ihre Comptoire und die in ihren Gewölben aufgehäuften Schätze. Zuletzt von allen Seiten angegriffen und eingekeilt, warfen sich die Fanatiker in ein benachbartes Haus, worin sie regelmäßig erst belagert werden mußten. Durch zahllose Flintenschüsse wurden ihre Reihen immer mehr gelichtet, zuletzt blieben nur noch wenige Mann übrig. Vergebens wurde diesen großmüthig ein allgemeiner Pardon angeboten, wenn sie sich freiwillig ergeben wollten. Gestützt auf ihren fast wahnsinnigen Glauben, verwarfen sie jedes Anerbieten ihrer Gegner.

– Haltet treulich aus, rief der alte Henderson, der Herr wird und kann die Seinigen nicht verlassen. Folgt mir nach, und kein Haar soll Euch auf Eurem Haupte gekrümmt werden.

Ohne Zögern stürzte das geschmolzene Häufchen unter der Anführung des Puritaners auf die Uebermacht. Die Garden wichen anfänglich scheu zurück; als sie indeß die kleine Anzahl der Gegner sahen, sammelten sie sich wieder, und griffen von allen Seiten die tapferen Schwärmer an.

– Im Namen des Heilandes, schrie Henderson den Seinigen zu, weichet keinen Schritt zurück. Es ist dies die letzte Prüfung, und wer sie besteht, geht ein zur ewigen Seligkeit und in das neue Jerusalem.

Ein Schuß durchbohrte seine Brust, und warf ihn, noch ehe er seine Rede beendet hatte, zu Boden. Es wurde finster vor seinen Augen.

– Seht Ihr, flüsterte der zu Tode Verwundete. Der Sieg ist unser. Die Pforten thun sich aus, der Himmel öffnet sich für uns, aus dem der Erlöser herniedersteigt. Legionen von Heiligen, Märtyrern und Engeln umgeben ihn, sie heben mich, sie tragen mich empor. Schon schwebe ich mitten unter ihnen. Hat gebt mir mein Schwert! Dort steht der Böse, der Erbfeind der Menschen, ihn will ich – –

Er vollendete nicht die letzten Worte. Noch im Todeskampfe umfaßte er krampfhaft den Griff seines Schwertes, als wollte er mit einem Streiche die Welt erlösen. Mit einer solchen Täuschung schied der Schwärmer vom Leben. Seine Kampfgenossen wurden größtentheils niedergemacht, nur wenige blieben noch übrig, welche sich ergaben, um schimpflich am Galgen oder auf dem Blutgerüste zu enden.

In der Nähe Henderson's lag der verstümmelte Körper Billy Green's; der glaubenstreue Puritaner und der gesinnungslose Ueberläufer; beide Produkte derselben stürmischen Bewegung, welche sowohl die Tugend wie das Laster zu einer kolossalen und die Grenzen des Menschlichen übersteigenden Entwickelung treibt.

Das war das letzte Aufflackern, der letzte verzweifelte Versuch einer Partei, welche anfänglich überall verfolgt und unterdrückt, sich allmählich zur Herrschaft emporgeschwungen hatte, um dieselbe nach kurzer Zeit wieder einzubüßen. Sie wagte keinen neuen Ausstand mehr und überließ das Feld andern Mächten, welche später für die Freiheit in die Schranken traten und unter Jakob dem Zweiten den endlichen Sieg über den Despotismus davontragen. – Milton theilte die Grundsätze und Bestrebungen dieser politischen und religiösen Schwärmer nur so lange, als sie selbst unter dem Druck und den Verfolgungen ihrer Gegner litten und dagegen mit Tapferkeit und männlichem Muthe ankämpften. Von ihren fanatischen Ausschweifungen bewahrte ihn sein gesunder Sinn und die angeborene Poesie. Nach dem Siege waren die Puritaner eben so unduldsam und verfolgungssüchtig als die Anhänger des Königthums, vor denen sie sich allerdings durch ihren sittlichen Ernst und tiefe Religiösität vortheilhaft auszeichneten. Nichtsdestoweniger hatte die Fortdauer dieses Regiments England mehr geschadet als genützt, weil sie von ihrem beschränkten Standpunkt aus den Staat in ein Bethaus, die Nation in einen frommen Conventikel verwandeln wollten. Dagegen mußte nothwendiger Weise das Volk reagiren und sich im Interesse der individuellen Freiheit auflehnen. –


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