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5.

Von der genialen Sängerin geführt, lernte Milton erst jetzt alle erhabenen Schätze der Siebenhügelstadt, Kirchen und Paläste, Ruinen und Reliquien des Alterthums kennen. Sie zeigte ihm die Statuen der Götter, die Schöpfungen der neueren Maler, und selbst tief eingeweiht und begeistert von der Kunst, erschloß sie ihm das Verständniß für die höchsten Leistungen der Menschheit. Bewundernd stand er mit ihr vor dem Apollo von Belvedere, dem sterbenden Fechter und dem Faun; mit trunkenen Augen betrachtete er die Madonnen Raphael's und das jüngste Gericht Michel Angelo's in der Sixtinischen Kapelle. Besonders wurde seine eigene große Phantasie von dem Werke dieses erhabenen Meisters angezogen. Er fühlte sich dem Genius verwandt, und in seiner Seele dämmerte in unbestimmten Formen der Plan zu einem Gedicht, das an Kühnheit und Größe mit den Fresken Michel Angelo's ringen sollte. – Leonora theilte nicht seine Vorliebe für den gewaltigen Maler, sondern neigte sich weit mehr zu dem göttlichen Sanzio und zu dessen stets maßvollen und von Schönheitssinn belebten Schöpfungen.

– Eure Vorliebe für den alten Angelo, sagte sie im anmuthigen Scherze, beweis't mir von Neuem, daß Ihr, trotz aller Bildung, noch immer ein halber Barbar geblieben seid. Ich geb' Euch zu, daß er groß und gigantisch ist, aber die Grazien haben nicht an seiner Wiege gestanden. Ich weiß nicht, wie es kommen mag, so oft ich aber vor seinen Werken stehe, sehe ich auch den strengen, mürrischen Meister vor mir mit herben Zügen und zornigem Eifer. Es ist mir immer, als thäte er der Kunst nur Gewalt an, als kämpfte er mit ihr und zwinge sie, ihm zu dienen. Sie hat ihn nie geliebt, sondern nur gefürchtet und ihm gehorcht. Der Marmor zwar bewältigte sein starker Arm, und der Stein erlag den wuchtigen Schlägen seines Meisels, aber die holde Farbenwelt spottete seiner Tyrannei. Die hat sich ihrem Liebling offenbart, ohne Mühe und ohne Arbeit ihm das ewige Geheimniß ihrer Schönheit aufgeschlossen. Göttlicher Raphael! wie lieb' ich dich so sehr.

– Fast freue ich mich, daß er nicht mehr lebt. Ich wäre eifersüchtig auf ihn gewesen, und, wie es scheint, nicht ohne Grund.

– Er ist todt, sagte die Sängerin mit wehmüthigem Ton, und die Todten können den Lebenden nicht mehr gefährlich sein. Ich hätte ihn vielleicht geliebt, mehr als seine Fornarina, die den Genius in ihm nicht zu würdigen verstand. Sei nicht böse, meine Giovanni, wegen meiner Offenheit. Du lebst und ich liebe dich; was willst du mehr?

Sie reichte ihm mit gewinnendem Lächeln die weiße Hand, die er mit seinen Küssen bedeckte. Eine kleine Wolke jedoch blieb auf seiner Stirn für den ganzen Tag zurück. Je länger Milton mit Leonora verkehrte, je genauer er sie kennen lernte, desto klarer entwickelte sich ihre eigenthümliche Natur vor seinen Augen. Sie war mehr Künstlerin, als Weib; ihr ganzes Wesen ging in dieser Richtung auf und selbst in Milton schien sie weit mehr den Dichter, als den Menschen zu lieben. Trotz dieser Beobachtung, die sich ihm unwillkürlich und oft schmerzlich genug aufdrängte, vermochte er nicht von ihr zu lassen. Die Liebe ist nicht blind, sondern nur großmüthig. Schwächen entschuldigt sie, Fehler übersieht sie, selbst eine tiefere Kränkung verzeiht sie leicht. Sie glaubt an ihre Macht und deßhalb hofft sie stets auf Besserung und übt die größte Nachsicht, bis das Maß erschöpft ist und der Glaube wankt; auch dann noch klammert sie sich an den Schatten fest und lebt von der Täuschung, von einem Traum, bis auch dieser schwindet und sie in ewiger Nacht zurückläßt.

Häufig kehrte dieser innere Zwiespalt wieder, aber er führte zu keinem Bruch; immer von Neuem fand eine Versöhnung statt, die den Dichter nur noch inniger an Leonora fesselte. Ihrem schwärmerischen Glaubenseifer begegnete er mit Schonung; sie war eine glühende Katholikin, und mehr als einmal verrieth sie deutlich die Absicht, Milton für ihre Ueberzeugung zu gewinnen. Es fehlte nicht dazu an mannigfacher Gelegenheit und Veranlassung. Zuweilen besuchte er mit ihr die vorzüglichsten Kirchen der Stadt und wohnte der heiligen Messe bei. Unter allerlei Vorwänden wußte sie ihn geschickt dahin zu führen; bald galt es, ein berühmtes Bild, eine Statue zu bewundern, bald einer außerordentlichen Kirchenfeier beizuwohnen. Er fügte sich gern und unbefangen ihren Wünschen, jedoch ohne den von ihr beabsichtigten Eindruck zu empfangen. In seinen Gesprächen mit ihr gestand er ihr gern zu, daß der römische Gottesdienst prächtiger sei und die Sinne mehr befriedige, als der nüchterne Kultus der Protestanten. Ein anderes Zugeständniß ließ er sich nicht entreißen, obgleich Leonora nicht verzweifelte, ihn mit der Zeit vollkommen zu bekehren. Mit weiblicher Schlauheit wartete sie auf einen günstigeren Zeitpunkt, auf die Macht der Gewohnheit und auf den Sieg ihrer Liebe.

Eines Tages nahm sie nach einer längeren Unterbrechung ihr Bekehrungswerk mit neuem Eifer auf. Sie war mit Milton in der Peterskirche gewesen, wo eine große Kirchenfeierlichkeit stattgefunden hatte. Das riesige Gebäude war von Andächtigen erfüllt, und der Katholicismus hatte seine ganze Pracht gezeigt. An der Spitze seiner Kardinäle erschien der heilige Vater selbst, die goldene Tiara aus dem Haupt. Die ersten Würdenträger der Stadt umgaben den Thron, auf dem er vorübergetragen wurde, und ein Gefolge, würdig des ersten Fürsten der Christenheit, ging ihm zur Seite. Bei seinem Anblick stürzte die gläubige Menge auf die Kniee, und die päpstliche Kapelle stimmte zu den Tönen der mächtigen Orgel den ambrosianischen Lobgesang an. Es war ein Schauspiel, wie es nirgends, außer in Rom, dem Fremden geboten wird. Der erhabene Dom mit seiner riesigen Kuppel und den gewaltigen Säulenreihen glich einem Abbilde des Himmels selbst. Unzählige Kerzen verbreiteten einen flammenden Glanz und verdrängten fast das Sonnenlicht. Die Wände strahlten in bunter Farbenpracht der Fresken und kostbarsten Mosaiken; die Menge der Altäre schimmerten von Gold und Edelsteinen bedeckt. Blaue Wolken von duftendem Weihrauch wirbelten aus den unablässig geschwungenen silbernen Kesseln empor und schwebten bis zu der hohen Decke auf. Durch den Schleier derselben blitzte von Zeit zu Zeit die Herrlichkeit der Kirche wie Sonnenglanz aus dem Nebel hervor. Köstliche Bilder und bunte Fahnen wogten über den Köpfen der Gläubigen, und die Statuen der Heiligen und Märtyrer breiteten segnend ihre Hände über die frommen Beter aus.

Jetzt trat der heilige Vater selbst an den Hochaltar und kniete vor dem Bilde des Erlösers, angethan in seinen goldenen Gewändern, unter deren Last er fast erlag. Ein ehrfurchtsvolles Schweigen erfüllte den weiten Dom, man konnte das Rauschen eines fallenden Blattes hören. Es war, als ob der Geist des Herrn durch die gewaltige Kirche schwebte. Der Papst betete. –

Als er sich wieder vom Boden erhob, schmetterten von Neuem die Posaunen, wirbelten die Pauken, brauste die Riesenorgel, ein Meer von Tönen rauschte von dem hohen Chor herab und die Tonwellen schlugen dröhnend an die hallende Wölbung der gewaltigen Kuppel. Das war kein irdischer Gesang, sondern die Pforten des Himmels hatten sich aufgethan und die himmlischen Heerschaaren jauchzten ihr Triumphlied nieder. –

Schweigend und trotz seiner Ueberzeugung tief ergriffen verließ Milton an der Seite Leonora's den Dom, aus dessen geöffneten Thoren die unübersehbare Menschenmenge fluthete. Auf dem Rückwege nach ihrer Wohnung gesellte sich Sir Kenelm Digby zu ihnen, der so eben von einem Ausfluge nach Neapel zurückgekehrt war und den Milton bisher noch nicht in Rom gesehen hatte. Er begrüßte diesen und seine Begleiterin, die auch ihm bekannt war, mit freundlichen Worten.

– Sieh da! rief er ihnen entgegen. Appollo und die Muse des Gesanges. Das nenne ich ein glückliches Zusammentressen. Ihr habt also doch meinen Vorschlag befolgt und seid nach Rom gegangen. Wie ich sehe, habt Ihr keinen Grund, meinen Rath zu bereuen.

Dabei warf er einen schlauen, vieldeutigen Blick aus die Signora. Milton schien indeß keineswegs so erfreut über diese Begegnung. In seinem Herzen regte sich der alte Widerwille gegen den gewandten Höfling, dessen ganzes Wesen mit seiner eigenen Natur im Widerspruche stand; desto zuvorkommender war die Signora gegen Kenelm, sie reichte ihm die Hand und lud ihn ein, ihr zu folgen. Unterwegs erzählte Sir Kenelm dem staunenden Dichter ohne Hehl, daß er jetzt offen zum Katholizismus sich in Rom bekenne, nachdem er in England bereits heimlich zu dem Glauben seiner Väter übergetreten war.

– Auch von Euch, fügte er zu dem Dichter gewendet hinzu, erwarte ich, – daß Ihr meinem Beispiele folgen werdet. Es ist immer besser, Ihr thut es in der Zeit, denn früher oder später wird unser ganzes Vaterland in den Schoos der alleinseligmachenden Kirche zurückkehren.

– Und was berechtigt Euch zu dieser Meinung? fragte Milton gereizt.

– Der Glaube an die siegende Gewalt des Katholicismus und die Stimmung des Hofes. König Karl bekennt sich zwar noch zu der bischöflichen Kirche und versichert stets seine feste Anhänglichkeit an dieselbe, aber seine innere Ueberzeugung muß ihn mit der Zeit uns immer näher bringen. Die Königin ist eine fromme Katholikin und übt auf ihren Gemahl den entschiedensten Einfluß aus. Selbst Bischof Laud arbeitet und wirkt ganz in unserem Sinne. Mehrere der einflußreichsten und bedeutendsten Männer in der Umgebung des Königs haben bereits den neuen Glauben abgeschworen und Ihr wißt, welche Antwort eine bekannte Lady dem Bischof gab, als dieser sie wegen ihres Abfalls zur Rede stellte. »Mylord«, sagte sie, »ich liebe es nicht, im Gedränge und mit dem großen Haufen zu gehen«.

– Ihr redet nur vom Hofe und seinen Anhängern, das Volk aber hält an seinem Glauben fest.

– Das Volk, erwiederte Sir Kenelm mit Achselzucken, das Volk kommt nicht in Betracht. Es ist dieselbe blinde Menge, welche unter Heinrich dem Achten sich die Reformation aufbringen ließ, sie wird unter Karl dem Ersten sich zu der alten Kirche ohne Widerstreben zurückführen lassen. Der König befiehlt, das Volk gehorcht.

– Ihr befindet Euch in einem schweren Irrthum. Als Heinrich der Achte die Reformation, wie ich Euch zugeben will, aus selbstsüchtigen Gründen einführte, da war er selber nur ein Werkzeug in den Händen der Vorsehung, unbewußt von dem Geiste seiner Zeit zu diesem Schritt getrieben. Der Boden war hinlänglich gelockert und vorbereitet, durch Wiklef, Luther und Kalvin bearbeitet. Der Sämann brauchte nur den Samen ausstreuen, damit er ausging und Früchte trug. Nicht das Machtwort eines Königs, sondern der innere Trieb und Drang des Volkes brachte die Reformation hervor. Seitdem hat dieselbe sich befestigt, unter den Verfolgungen der blutigen Marie ein Zeugniß ihrer Beharrlichkeit abgelegt. In dem blutgetränkten Boden breiteten sich ihre Wurzeln aus, gedüngt durch die Asche der Märtyrer, welche um des Glaubens Willen auf dem Scheiterhaufen endeten. Königin Elisabeth pflegte das junge Reis, das unter ihrem Schutze zu einem mächtigen Baume emporwuchs. Sie wurde mit und durch die Reformation groß, getragen von dem Volke und dessen neu erwachter Kraft. Damals erhob sieh unser Vaterland zu einer nie geahnten Größe, weil es sich an die Spitze der geistigen Bewegung stellte, welche die Welt in ihrem Innersten erschütterte. Nehmt England seine Reformation und Ihr schneidet ihm die Lebensader durch.

Die Künstlerin, welche bisher schweigend zugehört hatte, nahm jetzt das Wort und mischte sich lebhaft in das Gespräch.

– Giovanni! sagte sie lächelnd. Ich verstehe nichts von Eurer Politik und das Schicksal Eures Vaterlandes bekümmert mich nicht, aber Euer Seelenheil liegt mir am Herzen und vor allem das Heil der Kunst. Wohl seid Ihr ein Barbar, wie ich Euch oft im Scherz genannt habe, wenn Ihr nicht einseht, daß einzig und allein die katholische Kirche die Mutter und Pflegerin der Künste sei. Was hat Eure gepriesene Reformation bisher hervorgebracht? Nichts als blutige Bürgerkriege, innere Zwietracht und Verwüstung. Können da die Musen leben und gedeihen? Blickt um Euch und Ihr müßt und werdet mir Recht geben. Rom ist die erste Stadt der Welt, seine Kirchen und Paläste sind mit den Wunderwerken der größten Maler und Bildhauer angefüllt, Poesie und Musik haben hier ihren Wohnsitz aufgeschlagen. Und all diese Herrlichkeit strömt einzig und allein aus dem ewigen Quell des alleinseligmachenden Glaubens. Er begeistert den Künstler und erfüllt seine Seele mit jenen himmlischen Bildern, welche uns überall entgegenstrahlen. Seht! die göttliche Madonna Raphaels, die Contrefei's der heiligen Märtyrer, sie sind nur der verkörperte Abglanz der katholischen Kirche. Was bietet uns Eure Reformation dafür? Nackte Wände, kalte, zierlose Mauern, einen Gottesdienst ohne Begeisterung und Aufschwung.

– Aber dafür Wahrheit an Stelle der Sinnentäuschung, Freiheit für Glaubenszwang und statt der verlockenden Kunst, die erhabene Wissenschaft Hätten wir der Reformation nichts weiter, als die Verbreitung der Bibel und die damit verbundene Befreiung des göttlichen Wortes zu verdanken, so wäre dieser Umstand allein genügend, um ihre Bedeutung für ewige Zeiten zu begründen.

– Für den Laien bleibt die Bibel stets eine zweischneidige Waffe, wandte Sir Kenelm dagegen ein. Die volle Wahrheit taugt nicht für das Volk. Die blinde Menge mißbraucht nur die Freiheit und die heilkräftige Medizin wird nur zu leicht in den Händen eines Unerfahrenen zum tödtlichen Gift. Nur der Arzt hat das Recht und die Pflicht, die Dosis zu bestimmen, welche dem Patienten Noth thut.

– Die Bibel ist nicht eine Arznei, sondern die Gesundheit selbst, unser eigenstes Lebenselement. Wer sie uns vorenthält, nimmt uns die Luft, die wir athmen, raubt uns die Bedingungen unserer Existenz. Das göttliche Wort darf nicht das Eigenthum einer besonderen Klasse sein, es gehört der ganzen Welt. Seht, wie das Volk sich nach dem ewigen Quell drängt, aus dem es Trost, Glauben und Seligkeit sich schöpft. Gott selber hat sich darin offenbart und Ihr wollt den heiligen Geist in Fesseln legen; aber er spottet Eurer Gewalt. Ihr könnt ihn nicht länger unterjochen, gewaltsam macht er sich Bahn. Ueberall ergießt er sich über die Menschheit und sein Licht durchströmt die ganze Welt. Er ist die Freiheit, Rom aber kann nur durch die geistige Knechtschaft der Nationen und der Individuen bestehen. Die freie Forschung mit ihrer Wahrheit ist ein Gräuel in seinen Augen, die Wissenschaft seine ärgste Feindin. Noch raucht der Scheiterhaufen, auf dem es Giordano Bruno verbrannte, mit meinen eigenen Augen habe ich den unglücklichen, blinden Galilei gesehen. Sein Bild allein genügt, um mich für immer dem Katholizismus zu entfremden.

– Hat nicht der Vater ein Recht, seine ungehorsamen Kinder zu bestrafen. Wohin soll diese geistige Zügellosigkeit führen, wenn ihr nicht bei Zeiten gewehrt wird? Ist nicht Deutschland und unser eigenes Vaterland durch diese verderblichen Neuerungen der Auflösung nahe? Die Irrlehren der Wiedertäufer, Brownisten und wie all die Sekten heißen mögen, drohen die bürgerliche Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern. In wilder Schwärmerei predigen sie die Vernichtung von allem Bestehenden, Krieg der Regierung und der Ordnung. Sie Alle berufen sich auf die Bibel und stützen sich auf das göttliche Wort, das sie willkürlich deuten und entstellen. In diesem Aufruhr steht die Kirche Rom's fest und unerschütterlich wie ein Felsen im empörten Meere; sie ruht auf den Verheißungen des Erlösers, auf den Verdiensten ihrer Heiligen und Märtyrer, auf den Lehren der Kirchenväter und auf der weltlichen und geistigen Macht, die ihr der Herr für immer verliehen. Da ist Größe und Einheit, Macht. und Weisheit, Strenge und Milde. Man kann ihren Riesenbau nicht ohne Ehrfurcht und Bewunderung anblicken; Erhabeneres hat die Menschheit nie gesehen. Jahrtausende hat sie bestanden und sie wird auch diesen Sturm der Reformation siegreich überdauern.

– Wahrlich, fügte die Signora hinzu, Signor Kenelm hat selber wie ein heiliger Kirchenvater gesprochen. Giovanni! verschließt Euer Ohr nicht den Worten unseres Freundes und folgt seinem herrlichen Beispiele. Auch er war noch vor Kurzem ein Verirrter, aber er hat die Stimme seiner verlassenen Mutter gehört und ist reuig in ihre Arme zurückgekehrt. Die Madonna wird auch Euch auf den rechten Weg führen und Euch verzeihen. O, Ihr wißt nicht, wie gut sie ist, wie mild und freundlich sie sich zu dem Gläubigen neigt; sie ist ja ein Weib voll Liebe. Darum bete ich auch täglich zu ihr, daß sie Euer Herz rühren und Euch erleuchten möge. Erst dann, wenn Ihr Euch belehrt, will ich Euch gänzlich angehören, dann ist auch die letzte Schranke gefallen, die uns noch trennt.

Mit weichen Armen zog sie den Widerstrebenden mit sich fort und er vermochte nicht, der holden Versuchung zu widerstehen, obgleich er innerlich fest entschlossen war, nie der Liebe seine Ueberzeugung und geistige Freiheit aufzuopfern.


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