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Das Drama von Ottensheim

Auf der Bank im Korridor des Bezirksgerichtes Mariahilf saßen zwei Damen aus dem Volke. Sie warteten auf den Vorruf und pflegten bis dahin eines ziemlich laut geführten Gespräches. Natürlich unterhielten sie sich über das Ereignis des Tages: den Selbstmord zweier Französinnen in Schloß Ottensheim, ein Drama verschmähter Liebe.

»Wabi,« Barbara. sagte die Ältere, eine derbknochige Erscheinung, »Wabi, Sö kennen mi.«

»Ja,« sagte die Jüngere.

»Sö kennen mein' Franzl a, mit dem i acht Jahr' gangen bin, bevor m'r uns g'heirat hab'n. Hiazt stellen's Ihnen vor, wann mir so was passiert wär', wia derer Franzesin! Dö arme Person hat si' offenbar net z'helfen g'wußt, weil's net deutsch können hat, was halt a Malör is, denn i kann mir net vorstell'n, wia m'r Wem in aner andern Sprach' 's Wilde aweramen kann.«

»Dös geht m'r a net ein,« bestätigte die andere; »dös Franzesische is so g'statzt, Steif. daß d'Leut' vor lauter Höflichkeit ins größte Unglück kommen.«

»Also, daß i Ihnen sag: A wengerl Masematten Schwierigkeiten. hat er mir a g'macht, der Franzl; 's war weg'n aner Person, dö so vertepscht ausg'schaut hat wie a Maikäfer in Juli. Wia i das darmirk, hab' i mir'n a bissel herg'nommen und aufdraht mit eahm. Franzl, hab' i g'sagt, hast d'r deine Bana nummeriert? Warum? fragt er. Darum, sag' i. I will im Guaten mit dir reden. Schau, sag' i, Kappelbua, windvadrahter, wannst mir an Springinkerl vorspiel'n willst, so lass' d'r ehnda a Bettzettel geb'n in's Spital, daß d' glei a Unterkunft hast, wann i dir dei' schwarze Seel außabeutel' aus'n Bofesenkammerl. Gehirn; der Ausdruck stammt von der Vorliebe der Wiener für eine Mehlspeise »Bofesen« genannt, welche mit Hirn gefüllt wird I sag' d'r nur, daß d'r große Auslag'n machst; schaff' d'r a Parreck'n an, denn jed's Stammerl Haar reiß i dir extra aus, mit deine Augäpfel kannst Grüberlscheib'n und aus deine Ohrwascheln werd'n unter meiner Behandlung die schönsten Stanitzel. Überleg' dir's also, Karpf, blöder! ... Na und seg'n 's, er hat auf dös guate Zured'n was geb'n und i war vor dem quadrallierten Maikäferweibel sicher bis auf die heuntige Stund ...«

In diesem Augenblicke unterbrach leider der Saaldiener, welcher den Namen der Sprecherin aufrief, die gewürzte Konversation, und so kamen die Zuhörer um den Genuß, auch Frau Wabis Ansichten über diesen Gegenstand zu vernehmen.

* * *


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