Autoren

∞

Werke

∞

Neu

∞

Information

∞

Shop

∞

Lesetips

∞

Textquelle

∞

Die Großen.

Bewundernd blick' ich auf die Starken, denen
      Ein Götterkuß die Stirn geweiht,
Die sich nach licht'ren Horizonten sehnen,
      Nach herrlicher Erhabenheit,

Sie, denen Lachen, Singen, Strahlenscheinen
      Und Tollheit schenkte das Genie,
Die jeden Aufschwung kennen, jedes Weinen,
      Und eine jede Harmonie;

Die aus der Höhe heil'ge Worte riefen
      In die gespannte Welt hinein
Und träumend halb, halb klangberauscht entschliefen,
      Umstrahlt vom Sonnenschein.

Ich liebe die Empörer, die, bezwungen
      Von allerhöchster Angst das Herz,
Ein Liebesband, ein göttliches, geschlungen
      Mit dem, der weint und bebt vor Schmerz,

Die den Verdammten, die der Herr entsündigt,
      Und die die Brüderschaar verrieth,
Ein neues, herrliches Gesetz verkündigt,
      Das hin durch Meer und Länder zieht;

Die eine Hymne auf die Zukunft sangen
      Von idealem Rausch umloht,
Und die trotz Ketten, Henkerbeil und Zangen,
      Zulächelten dem Martertod …

… Allein mein Herzblut weine auf die Großen
      In der Verborgenheit ich nur,
Die hungernd Unterdrückten, Makellosen,
      Die von der feindlichen Natur,

Der reichen, weder Ruh' noch Mitleid hatten,
      Und die doch keinen Haß gekannt,
Die für die Andern grünen sah'n die Saaten
      Und nie durch Raub befleckt die Hand,

Die Bitterkeit und Thränen stets ertragen,
      Die in das Antlitz fort und fort
Von blinder Ungerechtigkeit geschlagen,
      Und doch verübten keinen Mord;

Die hin durch Frost und rauhen Sturm getrieben,
      Die niemals Sonnenschein geschaut,
Die ohne Brot und Kleidung stets geblieben
      Und doch auf Gott vertraut;

Die schlechte Streu zum Lager nur erwerben
      Sich konnten in der bittern Noth,
Im Hospital ein Lager, um zu sterben,
      Und liebend gingen in den Tod. –