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An Donna Emilia Peruzzi.
Gieb Hacke, Rechen oder Egge mir,
Mir macht nichts aus die Gluth der Sommerzeiten,
Und unter'm Kuß der schönen Sonne hier
Will ich im Feld arbeiten.
Mit losem Kleid, die Arme nackt und bloß,
Die Röcke mit dem Gürtel aufgenommen!
Du weißt, daß mir des Landmann's rauhes Loos
Nie schreckhaft vorgekommen.
Hier möcht' ich gern die bleichen Damen seh'n,
Mit Händen wie von Wachs, die zarten, müden,
Die Weiden gleichen, die im Winde weh'n
Und Nachts erschloss'nen Blüthen;
Und die nervös und eingebildet krank,
Schmarotzer, dieser Welt unnütze Kinder;
Gespenster, bleich von Spleen und Müßiggang,
Mit Handschuh'n und Cylinder.
Fort mit Cravatten und mit Schmuck! … Verbrannt
Die Schnürbrust, die den Busen fesselt, werde! …
Gebt Licht, gesunde Luft uns, freies Land,
Zur Erde hin! … Zur Erde …
Welch' eine Lebensfülle drinnen ruht
In den vom Spatenstich zerriss'nen Schollen,
Insekten, Samen, heiße Liebesgluth! …
In ewig gleichem Kollen
Die frischen heiter'n Säfte strömend geh'n,
Stets aufgesaugt mit Lust vom Wurzelstamme,
Durch Zweig' und Blätter, die im Winde weh'n
Gleich wie die Milch der Amme! …
Von Gras und Korn ist es ein Bacchanal;
Des guten Korns, d'raus gold'ne Aehren ragen,
Die schweigend reifen, tausendfach an Zahl,
In heißen Sommertagen.
Es blühen fröhlich aus dem Korn hervor
Viel purpurrothe Blumen, stolz erschlossen;
Aus feuchter Eb'ne schießt der Reis empor
Mit schlanken grünen Sprossen.
Im Sumpf die weißen Wasserrosen blüh'n,
Buntfarb'ge Blüthen in der Wiesen Mitten,
Und kräft'ge Düfte ringsum aufwärts ziehen
Vom Heu, das frisch geschnitten.
In jedem Grashalm eine Seele lebt,
In jedem Stäubchen, das sich regt im Tanze,
Und Alles küßt, von Wollust stolz durchbebt,
Sich frei im Sonnenglanze.
Zur Erde hin! … Zur Erde! … Reißen wir
Der Mutter Busen auf, um uns zu nähren;
Den Schatz der Früchte nehmen wir von ihr
Und den der vollen Aehren.
Wir wollen Rosenglanz und wollen Brot
Und edlen Wein, den goldig hellen, süßen! …
Freirollend soll die Fülle, die sich bot,
Sich durch die Welt ergießen.
Und lächeln in das düst're Kämmerlein,
In's reiche Schloß, von Blumenpracht umgeben,
Wir wollen Kinder der Natur nur sein,
Der Arbeit Alle leben.
Hier unterm freien Himmelslicht. – Herbei
Mit Hacken, Spaten, Beilen und Maschinen;
Die Sonne liebend woll'n der Kraft wir treu
Als edle Priester dienen! …
Und sieh, schon weitet blühend sich die Brust,
Schon fängt es in den Adern an zu glühen,
Und zum Gehirn, beschwingt von Lebenslust,
Gedankenblitze ziehen.
Nichts mehr von Ueberdruß und Traurigkeit,
Nichts mehr von Elend und von Kriegsbeschwerde.
Gesundheit, Hoffnung nur und Freudigkeit …
Zur Erde hin! … Zur Erde! …