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Im großen Hospital.

An Donna Emilia Peruzzi.

Den Gang entlang, rechts im Sankt Josephs-Saal
Numero zwanzig. – Leer ist jetzt das Lager. –
Dort lag mein Vater einstmals, bleich und hager,
      In seiner Todesqual.

Er starb. – Noch zart ich in der Wiege lag;
Und an den Vater, der so heiß mich liebte,
Der sich im Sterben noch um mich betrübte,
      Ist kein Erinnern wach. –

O Vater, den ich nicht gekannt, dein Kind,
Hörst du es jetzt? … Dringt zu dir wohl die Stimme
Des Wesens, das du preisgabst einst dem Grimme
      Von Elend, Frost und Wind?

Es wuchs heran, und litt, und hat geschafft,
Und weint um dich; auf scharfen Messerspitzen
Ging es, doch in der ernsten Augen Blitzen
      Lag Muth und Leidenschaft.

Es strahlte drin des Glaubens Energie;
Sie hat gesiegt; und lilienstolz sich hebend,
Zum Kampf gerüstet, vor Gefahr nicht bebend,
      Liebt, glaubt und streitet sie. –

Es ruht in einem friedlichen Gemach,
Indeß ich hier bin, meine Mutter lächelnd,
Und, sie wie Rosendüfte sanft umfächelnd,
      Wird Hoffnung in ihr wach.

Im Herzen, wund, doch unbesiegt vom Gram,
Das zwanzig Jahr' gekämpft mit Sturmes Wüthen,
Entfaltet neue Jugend ihre Blüthen,
      Die wie vom Himmel kam.

Du weißt es nicht, und ungehört verhallt
Mein Wort vielleicht! … Ich kam hierher im Wähnen
Zu finden dich, doch blieb den heißen Thränen
      Das Leintuch stumm und kalt! …

Hier starbst du, und die Mutter war nicht hier;
Hier starbst du einsam, trostlos und verlassen;
Die Nonne deckt' die Züge zu, die blassen
      Und betete bei dir.

Im Leichenraume lagst du dann zur Nacht;
Das eis'ge Wasser fiel auf dich, als wären
Dir Tropfen deiner Kinder bitt're Zähren;
      Und sehnend in die Nacht

Der Schatten riefst du wohl, ins düstre Grau'n,
Daß Jemand käme, dich mit letztem Drücken
An's Herz zu zieh'n, mit Küssen zu ersticken … –
      Ach, Niemand ließ sich schau'n! –

… Zerfallene Gebeine, Antlitz mild,
Lautpochend Herz und großes, warmes Lieben,
Atome Staub sind nur von dir geblieben,
      Zerstört dein theures Bild! …

Im Grauen hier des Hospitals durchdrang
Ein Wunsch mich heiß, als sprächst du ihn hienieden:
O wär' doch jedem Erdensohn beschieden
      Ein Heim voll Lust und Sang;

Könnt' jeder Erdensohn herniederfleh'n
Nur Segen auf das Haus, wo er geboren,
Und lächelnd dem Geschick, das er erkoren,
      Im Licht zu Grabe geh'n.