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Und doch verrath' ich dich. – In stiller Stunde,
Die Erd' und Meer geheimnißvoll umschließt,
Ein Dämon naht mit großen Flammenaugen,
Der mir dir Stirne küßt.
Und todtenbleich, bis an das Mark erbebend,
Erheb' ich zitternd von den Kissen mich,
Dem majestät'schen Schritt des stolzen Wesens
Folg' in den Schatten ich.
Auf meine Lippen er mir leise flüstert
Erhab'ne Dinge der Verborgenheit. –
Und aus der Brust mir, aus dem Herzen strömen,
Bei der Unendlichkeit.
Großart'gem Düster, alle die Gesänge,
Die dieses Dämons Hauch mir hat verlieh'n
Die Sänge, die bei Todesqualen schluchzen,
Beim Lieben lachend sprühn,
Die bei der Menschheit stürmisch wilden Schmerzen
Von Hoffnung, Mitleid sprechen tief gerührt,
Aufschließend die erflehte Strahlenpforte,
Die in das
Jenseits führt.
Die alle Schuld und alle Träume kennen,
Die jedem Trug die scheele Hüll' entziehn,
Die aus den Strudeln jedes Abgrunds stammen,
Aus aller Sterne Glüh'n.
O sei nicht eifersüchtig. – O entreiße
Mich nicht der Stunde heißer Seligkeit;
Der Stunde voller Tollheit und voll Wonne,
Die nur der Genius leiht! …
Denn liebend wie vorher und unterwürfig
In deinen Arm zurück ich kehren muß;
Und bleich, von meinem offnen Haar verschleiert,
Fleh' ich um deinen Kuß.
Und meine reine Stirne, die nur flüchtig
Die Siegerlippe streifte voller Gluth,
Wie eines Kindes schüchtern reine Stirne
Dir still am Herzen ruht! …