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Lächeln.


Mit deiner herrlichen Gestalt, der göttergleichen,
Dem Lilienantlitz und dem blonden Haar, dem reichen,
      Sah er dich einst zum ersten Mal.
Im Gürtel eine Wiesenblume, eine kleine,
So schienest du in deiner lachend holden Reine
      Wie eingehüllt vom Sonnenstrahl.

Aufglüh'ten in des Schwärmers Seele heiße Triebe,
Er schlug dich in die Fesseln einer Liebe,
      Die heftig, eifersüchtig auch.
Als Gattin folgtest du ihm froh, als ging's zum Tanze,
So wie das Wölkchen schwebt, umsäumt von ros'gem Glanze,
      Wohin es trägt des Windes Hauch.

Dann wurde dir ein Kind geboren. – O, wo finde
Ich Worte für das Glück, wenn man dem eig'nen Kinde
      Das blonde Köpfchen herzt und kost.
Ein ungetrübtes Glück vermag die Welt zu bringen:
Durch ihre Küsse leben, durch ihr holdes Singen,
      Der ersten Worte süßen Trost! …

Es lacht dein junges Heim inmitten grüner Bäume
Und Spielzeug füllt in lust'gen Haufen alle Räume,
      Rings auf den Teppichen verstreut.
Balkons und Fenster öffnen sich den sonn'gen Lüften,
Wie Träume dringt's hinein von süßen Veilchendüften,
      Von Rosenhecken weit und breit.

Drin Kindchen läuft vergnügt durch all die hellen Zimmer,
Du siehst ihm nach und webst mit lichtem, blauen Schimmer
      Der Hoffnung Fäden, zart und fein.
Die Seele jauchzt und schwingt empor sich in den Himmel,
Beflügelt wie Atome tanzen im Gewimmel
      An Lenzestagen, frisch und rein.

Du lachst … – du bist so sicher und so schlicht! … Zerschmettern
Würd' eine Täuschung dich, ein Bruch, ein Unglückswettern. –
      O, lache fröhlich immerzu. –
So wenig Glückliche wird's stets auf Erden geben! …
Seh' ich dich an, denk' ich, wie Lerchen küssend schweben,
Und an die Nester voller Ruh.

An Nester, die aus Moos und Liebe nur bestehen,
Die schwankend in den vollen Blüthenbäumen wehen,
      Von zwitscherndem Gesang erfüllt,
Von Kindlichkeit und Unschuld; – an die hellen Fluthen
Der Ströme; an der Morgenröthe klare Gluthen,
      Der Mittagshöhe heit'res Bild;

An Felder, fruchtbar mit dem goldenen Getreide,
Das uns so heilig; an manch' ferne, grüne Weide,
      Die sich am Abhang zieht entlang;
Dort, wo die Seele trinkt, in vollen durst'gen Zügen,
Mit scharfem Duft, der aus dem Gras empor gestiegen,
      Berauschenden Vergessenstrank.


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