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Auf der Straße.


Auf breiter Straße Ruh' und Schweigen walten,
Herniederblickt ein Heer von ew'gen Sternen,
Unendlich ist die Stille. – Die Laternen
Mit ihren Flammen, roth, wie rothe Wunden,
Steh'n ernst wie Posten da, die Wache halten.

Mit leichten Tritten auf dem Pflaster schreitet
Ein weiblich Wesen. – Langsam, rastlos gehend
Die Straße, die ihr nachblickt, lauschend, spähend.
Im Lichtkreis spiegelt wieder sich ihr Schatten,
Der wie in Schlangenwindung vorwärts gleitet.

Der weiße Körper in den schwarzen Falten
Ist Erde ohne Geist. – Zerstört und aufgerieben
Ist Alles in ihr, nur der Hunger ist geblieben.
Kein Elend ist wie diese Formen cynisch,
In denen kein Gedanke mehr enthalten.

Wer hat ihr ausgerottet das Gewissen? …
Welch langes Drama warf sie Nachts aufs Pflaster,
Wer stürzte in die Arme sie dem Laster? …
Ein heimliches Erbarmen scheint vom Himmel
Sich zitternd auf die Arme zu ergießen.

Erbarmen! … Immer tiefer taucht ins Düster
Die mondscheinlose Nacht, kein Windhauch ist zu spüren,
Nur Schrecken, Angst und Traurigkeit sich rühren;
Und wie am Pranger unter den Laternen
Geht hin und her das Wesen schwarz und düster …


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