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Verloren? … Nein. – Hör zu, ich will dir sagen,
Wie aus der Grabeshaft
Verlorner Freuden, göttergleich sich wagen
Mein Stolz und meine Kraft,
Ich sag' dir, daß die Seele sich hingeben
Der heil'gen Sünde kann,
Mit Weinen, Flehen, Quälen und Vergeben
Und voll Verzweiflung dann,
Zerrissen innerlich und aufgerieben,
Im Elend untergehn;
Allein von Sehnsucht nach dem Licht getrieben,
Doch wieder auferstehn.
Ich will dir sagen, daß im Herzen nimmer
Man unterliegen muß;
Die Hoffnung bleibt, verzichtet man auch immer
Auf Sonnenschein und Kuß.
Es bleibt, wenn Alles fliehn will und vergehen,
Treu und lebendig doch
Ein Traum, ein Hälmchen Grün in uns bestehen,
Ein Rosenblättchen noch;
Ein Keim, der fruchtbar sich beginnt zu regen,
In düst'rer Seele Nacht.
Der uns verheißet reichen, goldnen Segen
Von künft'ger Erntepracht.
Ich will dir sagen, daß man niederfallen
In Schlamm und Elend kann,
Verlassen sein von seinen Freunden allen,
Und daß kein Wesen man,
Das an uns glaubt, kein einz'ges, das beim Tragen
Vom Kreuz uns Beistand leiht,
Mehr sein kann nennen, daß man sich muß wagen
Allein und nackt im Streit
Mit der Unwissenheit von Zeit und Leuten,
Der Bösen Spott und Hohn,
Daß man Verachtung muß der Mächt'gen leiden,
Des Neides gift'ges Droh'n,
Und doch im Herzen fühlen ohne Schwanken,
Im Geiste, tief erregt,
Bei tausend Morgenröthen, den Gedanken,
Der eine Welt bewegt,
Den Glauben, der uns Trost und Licht kann leihen,
Und Leben – kühn von Sinn,
Wie Donner in den Schwarm der Blöden schreien,
Der Boshaften: Ich bin. –