Stürme

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Für den Sarg.

Es kam bei Sonnenuntergang
Ein kurzer Zug von blassen Frau'n geschritten,
Gebeugten Haupts, mit langsam, schweren Tritten,
Hinauf den steilen Bergeshang.

Sie kamen aus dem Thale her,
Das ernste Angesicht voll trüber Schatten;
Auf den gebeugten Schultern Alle hatten
Ein Holzbrett, lang und schwer.

Ich fragte sie: »Ihr Frau'n, was tragt
Nach Euerm Ort Ihr und was macht Euch traurig,
Daß Ihr auf diesem Wege, steil und schaurig
Euch weinend, betend plagt? …«

Und leise sagten sie zu mir:
»Der Pfarrer wird am nächsten Tag begraben;
Wir holen, da kein Holz wir droben haben
Die Bretter zu dem Sarge hier.

Er war so gut. – Voll Süßigkeit
Und milder Sanftmuth seine Worte klangen! …
Es schien fast, als ob Veilchen leis entsprangen
Dem heil'gen Munde allezeit.

Für jedes Herz, von Leid beschwert,
Für jede Wunde wußt' er Trost zu leihen;
Er wußte mit zu leiden, zu verzeihen
Und Liebe hat er stets gelehrt! …«

… Sie schwiegen; betend leis und schwach
Verschwanden sie, verdeckt von Tannenbäumen,
Und riefen in der Berge stillen Räumen
Ein trauervolles Echo wach.

» De profundis clamavi …« es erklang.
… O Alter, deine Seele ruh' in Frieden!
Du trugst Gott schon im milden Blick hienieden,
Im sanften Wort dein Leben lang.

Du, der Verlass'nen Stab und Trost,
Der Kinder, der Betrübten und der Armen,
Du hattest, voller Liebe und Erbarmen
Das Reich der Demuth dir erloost!

» De profundis …« Ein letzter Sonnenstrahl
Beleuchtet rosig noch die Bergeshöhen;
Rings in dem stillen Schweigen fühlt man wehen
Erhabnes Mitleid überall;

Und Alles in der Höhe schien
Ein frommes Todesahnen zu erfassen;
Dann fingen an die Gipfel zu erblassen,
Licht und Gedanken zu verglüh'n.

Inhalt

Für den Sarg.