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Auf Giuseppe Grandi's Grab in Val Ganna.


Hier wo kein Marmorkreuz von deinem Ruhme singt,
Wo dir an's Herz, vom Wind bewegt, der hellen
Hervorgesprudelt frischen Alpenquellen
      Urew'ge Stimme dringt;

Wo Felsen düster ragen in die Luft
Und aus der stillen Höhe niederschauen
Auf sammetweiche, grüne Weideauen
      Und blauer Wälder Duft;

Hier, wo es einsam und verlassen ist,
Schläfst stolz in weltenfernen Sternenhöhen,
Du eiserner Titane der Ideen,
      Wie du geboren bist.

Einst sahen diese Gipfel, dieser Wald
Herum dich irren, und die Stirn' die nackte,
Mit wildem Ungestüm dir schlug und packte
      Des rauhen Sturms Gewalt.

Das heiße Blut, es strömte voll und reich
Zum Hirne dir in mächtig stolzen Wellen
Heiligen Blüthenstaub, fruchtbar zu schwellen
      Gedanken göttergleich.

Beim Werk, mit rohem Ton zu kämpfen früh und spät,
Sah'n diese Himmel dich, die Thäler alle,
Des Marmors und der feuersprühenden Metalle
      Beherrscher und Poet.

Die Adler, die von steilen Gipfelhöh'n,
Wo Eis und Schnee in stiller Reine liegen,
Herniederschießend durch die Wälder fliegen
      Mit stürmischem Getön,

Die schaarenweis und schauerlich im Thal
Und um dein einfach armes Häuschen schrieen,
Sie grüßten deines letzten Tages Fliehen,
      O Großer, noch einmal.

Hier ruh', o Großer, denn für alle Zeit,
Fern von den milden Rednern voller Lügen,
Die feig' im Streit, mit Larven vor den Zügen! …
      Jetzt und für alle Zeit

Erstreckt sich hier, geküßt vom Haidekraut,
Dein Hügel ohne Säulenstumpf und Namen! …
Doch ganz Val Ganna schluchzt den hehren Namen
      In alle Welten laut.

Dir leuchten Sonnenauf- und Untergang,
Die Träume und der Nächte Sterngefunkel,
Der Wolken Kämpfe, die sich ballen dunkel
      Hoch überm Bergeshang;

Der Felsen Geister dir vorüberwehn,
Des Lichtes Tönen und des Schnee's Erblassen,
Der Hall der Wasser und die Bergesmassen,
      Die stürzend niedergehn;

Sög' auf doch deine Kraft, von Gott entstammt,
Umwandelnd sie in Strahlen, Blüth' und Triebe
Die stille Erde, die zu ew'ger Liebe
      Dich glühend einst entflammt.


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