Arno Holz
Dafnis
Arno Holz

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Er bespricht sich fasst die gantze /
lihbe / lange Nacht mit seynem
Andren / wordreyn sich dan
zum Schluß noch ein
Dritter mängckt.

Gleichsamb ein Duo-Quodlibet.

       

Er sälbst:      

Der Regen dropfft auffs Dach /
Vor Jammer lihg ich wach.
Ich bün so gantz allein!
Mein Gott / warümb die Pein?
Verraucht / verweht / verstihbt
ist waß ich einst gelihbt!
Waß vohr mich gantz gewann /
itzt stinckt es mich blohß an!
Nichts harrt / nichts währt / nichts helt
in dihser Wanckel-Welt!
Verstellt war ihre Zihr /
mein Hertz erschrikkt für ihr!
Wo blihb mein Scheitel-Hahr?
Wo / waß ich ehmahlß war?
Mein schon gemachtes Grab
winckt mir zu sich hinab!

Der Andre:      

Einst mit Veitel Itzig Schmuhl
saßtu auff dem Spötter-Stuhl /
dreyn dir Venus weiß und roht
Gifft auß göldnen Schaalen boht!
Sonder jäde Schahm und Scheu
lagstu offt bei ihr im Heu!
Daback / Wörffelgens und Strützel /
du verfluchter Fleisches-Kützel!
Einst so schmäkkten dir Margrittgens
eyn-gemachte Zokker-Kwittgens /
do du Geist und Feuer fühltest /
do du dich im Schlamm-Pfuhl wühltest!
Itzt nach also geulen Dhaten
wird es übel dir gerahten!
Bald beblincken silbre Kwasten
dir den schwartzen Ruhe-Kasten!

Er sälbst:      

Weh / wie büstu mir ergrimmt /
mein Gesicht in Thränen schwimmt!
Süh / mir dhut so schmertzlich leid
meines Fleisches Nihdrigkeit!
Meine Hände wurden Bley /
meine Augen sind entzwey!
Meine Knochen / die fast brechen /
sünd zween dürre Klapper-Rechen!
Krümmer / kräncker heult kein Hund!
Nichts mehr ist an mir gesund!
Grahm und Kummer mich durchfrißt!
Keiner / der mir hülfflich ist!
Jädes Stoltzes schweigt lengst baar
meines Hochmuhts Brand-Altar!
Seit / der fromm die Himmel lenckt /
mir ein neues Hertz geschenckt!

Der Andre:      

Sunst – fall dir gahr-nichts eyn?
Du büst so Mause-klein!
Wer schry: Juchhei / Juchhe!
Ju / Evan / Evoe?!
Wer grubs in alle Linden /
dort kann man es noch finden:
»Laß mich in deine Schooß /
ach Gott / nur halbicht blohß!
Der Mensch soll sich beweiben
und sühße Kortzweil dreiben!«
Lihß eine sich wo greiffen /
verdratt er ihr den Steg;
mit Trummeln und mit Pfeifen
schritt er den breiten Höllen-Weg!
Gottseydanck / sein Zukunfts-Standt
war ihm noch gantz unbekant!

Er sälbst:      

Ach ja / der fernen Stunden!
Der so schönen Zeit!
Do ich fro empfunden
ihre Lihblichkeit!
Ihr Mund auß Alikant
roch wie nach Amaranth!
Nie machte mir Verdruß
sein nasser Wihder-Kuß!
Schon mit ihren blohßen Blicken
wußte sie mich zu erkwikken!
Deß berühmbten Goldes Strahl
leuchtete nicht halb so mahl!
Ihrer Bietzgens zartes Beben /
öffnete sie mir die Dhür – –
in so sühßer Knechtschaft leben
zog ich jeder Freiheit für!

Der Andre:      

Ey / dich hol der Hencker doch /
du verfluchtes Laster-Loch!
Seiner Kloris kleinem Schuh
wirfft er noch itzt Seufftzer zu!
Noch ümmer schlägt er ihr die Zitter –
du ab-gedanckter Venus-Ritter!
Sie war so schön / wie schlau.
Sie nahms nicht so genau!
So manchen hat sie manche Nacht
mehr alst eyn-mal ümbgebracht!
Gläubstu / wenn wer abens ging /
daß sie niemands mehr embpfing?
Keyn Bost-Knecht war ihr zu gemein /
sie lihß ihn dorch ihr Fenster eyn!
Mit jädem drihb sie / offt und vihl /
das belihbte Feder-Spihl!

Er sälbst:      

Du lügst / du lügst / du lügst /
wormitt du mich bedrügst!
Auß deinem ekklen Gischt
Saul-Sattan selber zischt!
Du willst mich blohß bedrüben
auff meinem lezzten Bett!
Ich laß dichs nicht verüben /
du Schäul! Du Murdt-Skelett!
Ein Ding wie Milch und Bluht!
Mein Gott / war ich ihr gut!
Ich datts ihr schlochtzend kund!
Der Mohnd am Himmel stund!
Ich künts nicht anderst sprechen /
biß mir die Augen brechen –
sie war for meine Sinne
die zehnde Pierine!

Der Andre:      

Jarwohl. Und du? Und du?
Wem lieffstu brünstig zu?
Wem / schon nach wenig Wochen /
warst / Falsch-Hund / du versprochen?
Marmorannens Zokker-Biß
gab dich weiter Lysilis!
Mit Julgen / Justgen und Dalbrette
sungstu vergnügteste Duette!
Ningen / Nivula und Ließgen
erschlossen dir ihr Baradießgen!
Fehlte Malgen mal die Linde /
dahts die gräulichste Gassinde!
Sie plinckte heymlich dir verstohlen /
fy / roch es da nach Nacht-Violen!
Hintrem Dom-Thurm gleich das Hauß –
juchhum / speyts mir für dir auß!

Er sälbst:      

Ja / ich verging für Lust
an manches Weibes Brust!
Mehr galt mir alß das bäste Buch
ein quwähr verschobnes Busen-Tuch!
Kein Tulpen-Athlaß war so zahrt /
alß ihr / zwo Schwestren / gleich-gepaart!
Ihr Nuttschgens gantz auß Seide
wart meine Augen-Weide!
Kleyne / schnell versezzte Küsse
schmäkkten mir wie Bompur-Nüsse /
worbey lechtzend meine Hand /
ach / ich weiß nicht wo verschwand!
Sälbst der Lihbsten / die für allen
mir am himmlichsten gefallen –
heymlich schob ich ihr ins Mihder
Hofmanns geule Buhlen-Lieder!

Der Andre:      

Du Matz / Du Gimpeljan / du Gauch!
Alle Eitelkeit ist Rauch!
Der Lüste Canaan /
waß geht es dich noch an?
Die Brust / so voll / so fest /
die offt sich lihß begreiffen /
ist lengst ein Schlangen-Nest /
drauß grimme Ottern pfeiffen!
Sie kringeln sich in gräulem Krumpff /
du weißt schon / unter jenem Steine;
dort zihrt ihr mehr kein Seidner Strumpff
die gantz vom Fleisch entblöhßten Beine!
So geh doch hin und tuttsche sie!
Benuttsche sie! Beknuttsche sie!
So kräh doch / drutz däm Bober-Schwan /
kräh doch / wie ein Gikkel-Han!

Er sälbst:      

Oh Mein / wie du mich blohß bedrängst!
Jaja / ich war ein Huren-Hängst!
Ich sung und sprung und soff mich voll!
Ovidius sälbst drihbs nicht so doll!
Das alte Heidentum
starb hin / fihl um wie Lauch!
Waß ist der Welt ihr Ruhm?
Der Welt ihr Ruhm ist Rauch!
Die für mich blohß mit Blumen worff /
ist itzt mir Außsatz / Grind und Schorff!
Ach / hat man ihn erst außgeschläkkt /
ihr Kelch im Grund nach Galle schmäkkt!
Zurlezzt lihgt man gesträkkt auffs Stroh /
man weiß nicht wan / man weiß nicht wo!
Man muß ins schwartze Schweigen
zu den Verfaulten steigen!

Der Andre:      

Deines Unflads Koht und Mist
warstu sälber der Flötist!
Wer – Minervens grühnen Krantz /
wer hihlt ihn blohß for Firlefantz?
Wer drihb blohß Bikkel-Herings-Bossen /
wer war in Drey zugleich verschossen?
Wer riß den Rauffer auß der Scheide /
wer zahlte / statt mit Göldt / mit Kreide?
Wer dranck for drey und fraß for vier /
saß er wo beym Kindel-Bihr?
Durch verruchtes Karten-Mischen
andrer Güter zu erwischen /
wahrstu lihderlich gesinnt /
alß eyn Schalk und Hurer /
alß eyn Epicurer /
alß eyn Sodoms-Kind!

Er sälbst:      

Jaja / ich war ein Bösewicht /
mein Hertz schlägt wie ein Hammer:
Du lezztes Wohn-Hauß ohne Licht /
du Schwefel-Loch voll Jammer!
Ich fluchte Stein und Bein /
ich lihß so manch Glaß Wein
in Gott-verfluchtem Sauffen
durch meine Gurgel lauffen!
Nicht Einem war ich wie Hannß Quast /
dem Feind hin hihlt ich offt mein Leder /
denn dihse Faust hihlt brall ümbfasst
den Spihß nicht minder / denn die Fehder!
Im Wambs auß schwartzem Duppel-Dafft /
wie war ich in die Welt vergafft!
Itzt seuffz und / nach schon meinem Zihl –
nicht Epimetheus drug so vihl!

Der Andre:      

Aller Sünden warstu voll /
keiner rihffstu zu: Pascholl!
Sauffen / Frässen / Frässen / Sauffen /
wie du mir / so ich dir!
Wörffeln und darbey sich rauffen
und sordan in hellen Hauffen
nachts zu denen Mägdgens lauffen /
ja / daß machte dir Plähsir!
Du schryst so offt alß arg:
»Kein Tebel wird mir holen!
Auff meinen schwartzen Sarg
streutt Rohsen und Violen!«
Itzt weißtu nur das Eine /
das nihmahlß sich vergißt:
Daß Fäulniß dir die Beine
nach deinem Hintritt frißt!

Er sälbst:      

Ach ja / ach ja / ach ja / ach ja /
ich drihb zu viel Allotria!
Ich legte frech voll Dalberey
so manches Basilisken-Ey!
Wie hab ich mich ergäzzt?
Waß hab ich nicht geschwäzzt?
Itzt achte ich geringe
die Welt und ihre Dinge!
Nach Lust und Schlamm /
gekappt den Kamm /
ist itzt das Lamm
mein Bräutgamm!
Daß laß mich dir verschwehren
bey dihsen nassen Zehren!
Darmitt erfüllt wird jenes Wort:
Je lenger hihr / je spähter dort!

Der Andre:      

Das Wesen dihser Welt vergeht
dem / der in Hiobs Harnisch steht!
Er bäbt / er bangt / er zagt er zittert
für Däm / den er einst sehr erbittert!
Er weiß: erst dan ist er ein Christ /
wan ihm sein Geist gantz Fleisch-lohß ist!
Verstokkter war kein König Saul /
er schlug dich auff dein Laster-Maul!
Er mulschte dich durch Märcks und Bein /
dem Stoltz hihb er den Scheddel eyn!
Gantz voll Schorff / gantz voll Grund /
wie ein Maul-Worff warstu blindt!
Sälbst das lezzte Bißgen Krafft
ward dir durch ihn ab-gerafft!
Stößt dich itzt auch fäst sein Pfriem –
sühstu? So geföllstu ihm!

Er sälbst:      

Ich zöge gerne noch
eyn Jahr an seinem Joch;
ja sogar zwey und drey /
fallst es ihm einerley!
Sälbst Plato hat gelacht /
sälbst Seneca war fro:
Kom / lihg die gantze Nacht
mit mir im Haber-Stroh!
Laster zihren blohß die Jugend /
meine späht erkandte Dugend
bleibt mir sicher itzab dreu!
Kein einst fürdäm Wollustihren
kan mir fürder mehr passihren /
dihses sag ich sonder Scheu!
Weiß ichs doch / wer nach der Welt
mir den Himmel vorbehelt!

Der Andre:      

Darmitt du jo / jo / jo /
du ohnverschembter Rakker /
du alter Knochen-Knakker /
fein außverschmizzt und wakker /
nicht morgen schon im Akker /
prawo / prawissimo!
Der Fröschgens Wekkrekecks
wekkt dich schon früh ümb Secks /
eyn Schlückgen Aquavit /
dartzu eyn Geistlich Lihd!
Und lüstig dänckt sich dan dein Sinn –
noch lang ists bis zum Abend hin!
Du buzzlichter Filou /
du nichts alß Dollbatsch du!
Daß dich doch ha / ha / ha /
gleich die Tarantula!

Er sälbst:      

Wie mördtlich du mich stichst!
Daß brännt so bitterlichst!
Daß bohrt / daß wormt und schwühlt!
Kein Tröpffgen / das mich kühlt!
Der für mich am Creutz gelitten /
leßt vihlleicht sich noch erbitten !
Stähts so hub mich noch nach Oben /
Den die Morgen-Sterne lohben!
Hihr so mußt ich mit den Säuen
an fast nichts wie Träbern käuen!
Dort so drohstet nach dem Leide
mich die lichte Sternen-Heide!
Strihmt gleich schmertz-hafft seyne Rute /
einst so dhut er mir da Gute!
Einst / ich weiß / in meinem Grab
wischt er mir die Thränen ab!

Der Andre:      

Du Handvoll Wahn und Mist /
was weißtu / wer Er ist!
Der wie mit Besemen dich fegt /
sorbald sich dir das Erb-Gifft regt!
Er sizzt mit den Brofeten
vergnügt in seinem Schooß /
nichts hilfft dir all dein Beten /
Vernunfft spricht dich nicht lohß!
In göldnem Zirck ümbschleussen ihm
Zehn mal Zehn Tausend Seraphim!
Dardreyn er glüzzt und ewig ragt /
von keinem Zeiten-Zahn benagt!
Dein Leib / du Unflad / Mist und Koht /
dein Fleisch wird nichts alß Würmer-Brodt!
Der ist und bleibt auff ümmerdar /
Der schon fürm Ersten Früh-Roht war!

Er sälbst:      

Kann mein Kummer ihn vergnügen /
kann mein Drauern ihn erfreun?
Nein / er wird es schon so fügen /
alles wird sich mir verneun!
Nicht for ewig werd ich schnarchen /
endet gleich mein Lebens-Lauff /
zu den alten Patriarchen
hebt er mich einst lihbend auff!
Der das Schwerdt helt und die Wage /
läßt mich wihderümb zu Tage!
Allbarmhertzig für und für
nimbt er mich nicht gleich beym Schopffe /
Petrus öffnet mir die Dhür /
kaum sorbald ich blohß dran klopffe!
Bald so lehrt mein Marmol-Stein:
Wer ihn gläubt / wird selig seyn!

Der Andre:      

Für lautter Fort und Grauen
wagstu kaum hin-zuschauen
nach Däm / der lüstern / wie verbuhlt /
nach Männern / wie nach Frauen /
gantzt ohne Augen-Brauen /
auß zweenen schwartzen Löchren schuhlt!
Waß lumpnes und waß göldnes Kleidt /
der Dot känt keinen Unterscheid!
Und ob gleich alles für ihm schreyt /
sich knystortzt / kreuzt und benedeit /
darhin so ist die Gnaden-Zeit /
durch Mauren / Wehr und Wände
räkkt er die hagre Hände!
Du bist verdammbt seit Adams Fall /
die Welt ist blohß ein Jammer-Stall /
er ist ihr General Feldmarschall!

Er sälbst:      

Waß Welt war werff ich hin!
Nichts nuzzt mehr all ihr Brahlen
im Sarg auß Silber-Zinn /
durchgährt von Schlangen-Ahlen!
Ich weiß / mir ist Wer gut!
Der leßts mich nicht bezahlen!
Bey dem Rubinen-Bluht
auß seynen Nägel-Mahlen!
Der Dot hezzt seine Rüden /
nur Er hemmt ihren Lauff!
Sälbst die beschnittne Jüden /
sie ächtzen gläubig zu ihm auff!
Drümb fall ich willig nihder
für sovihl Majestät!
Weh meiner ekklen Lihder /
die ich einst stultz alß Han gekräht!

Der Andre:      

Nein / du büsts nicht wehrt /
daß er dein begehrt!
Der allein durch sich nur lebt!
Der auff Cherubimen schwebt!
Verlacht / verhöhnt / verspeyt
hastu seyn Ehren-Kleidt!
Du griffst zu böse Melodien
zu frech auff deinem Lust-Klarin!
Hindter grühn vermängckten Hekken
drihbst du gahr zu offt Verstekken!
Statt Wasser soffstu Wurzner Bihr!
Du verdamptes Hellen-Thier!
Noch greuler warstu anzuschauen /
alß der / für dem sich alle grauen:
Der einst den Schöpffer aller Dinge
verkaufft for dreyßig Silberlinge!

Er sälbst:      

In bekränckten Stunden
hab ich offt empfunden:
meine sämbtlich alle Sünden
kan ich nihmalß nie ergründen!
Hab ich wen gleich sehr bedrühbt /
weiß ich doch / wer Gnade übt!
Ob mich gleich auch rizzen
seyne Dornen-Spizzen!
Jäde Kuh und jäde Zihge /
jäde Henne / jäder Hahn /
folgen ihm auff seyner Bahn /
alle sind ihm unterthan /
ja / er känt die kleinste Flihge!
Nizzt es / daß ich ihm bedrihge?
Ich bün seyn Lamm / er bleibt mein Hirth /
wenn alles stokk-dikk fünster wird!

Der Andre:      

Und überhaupt! Wer sagt dir daß?
Wer bürgt dir denn for Gnade?
Gährstu verfault erst untrem Graß /
auff waß / auff waß / auff waß / auff waß
ist in der Welt dan noch Verlaß?
Zu dapffer spihlstu dein Trumpff-Aß!
Du Mäntsch ! Du arme Made!
Weißtu / ob wer wartend steht /
wo der blancke Milch-Weg geht?
Weißtu / ob sich wer erbarmt
dessen / waß dich hihr so harmt?
Keiner noch hat ji gespührt /
wenn an ihn die Fäulniß rührt!
Keiner noch ist ji entsprungen
dem Geschmäzz der Ottren-Zungen!

Er sälbst:      

Waß? Ich sollte bäben
für dem ewgen Läben?
Nie- und nimmerdar!
Dot / du Leichen-Frässer /
dein wie blanckes Mässer
ward mir zweiffelbar!
Sattan / deiner Rotten
kan ich nur noch spotten /
nichts krümmt mir kein Hahr!
Schon nach dreyen Tagen
lihß er seynen Schragen /
der einst Jesus war!
Aufferstehn / ja Aufferstehn!
Kein Knöchlein wird verlohren gehn!
Nach vollbrachtem Pilgrims-Lauff
nimbt mich einst der Himmel auff!

Der Andre:      

Erst mit vollem Pantzen
nichts alß Firlefantzen /
dan mit Engeln dantzen /
solches Mummenschantzen /
joh daß basste dir!
Hat dich das Pesth-Gespenst
erst mal Erd-ab gesenst /
lihgstu in Staub verkehrt /
wie's dich schon Sirach lehrt /
daß gläube mir!
Vihlleicht / vihlleicht / wer weiß es denn?
Ich meine nur jenuhn und wenn /
vihlleicht ! so gihbts auch blohß den Einen:
Der schon die gantze Ewigkeit
Feuer aß drey Rachen speyt –
By Gott! Wer dörffte daß verneinen?

Er sälbst:      

Meine Fehler / meine Mengel /
drennen mich itzt noch vom Engel /
jo / ich weiß es jo / ich weiß!
Rauch / Gestanck und Angst und Jammer
füllen mir die lezzte Kammer /
meine Füße sind auß Eyß!
Erst in einer Wihgen
dan in Lailach lihgen!
Doch / sordan / sordan!
Du mit deines Fünckel-Augen /
die mir Märcks und Seele saugen /
süh mich nicht so an!
Schrökklich machen mich erbangen
die so kalte Todes-Schlangen!
Hülff mir doch auß meiner Noth!
Rette mich / Herr Tsebaoth!

Der Andre:      

Mach nicht vihl Fehder-Lesen!
Du mußt / du mußt verwesen!
Nach dihser Welt und ihrer Lust!
Du mußt! Du mußt! Du mußt! Du mußt!
Ihr lezzter Plunder-Prunck zerspleisst /
wenn dich der Dot zu Boden schmeisst!
Dan schlukkt dich durch den Hellen-Riß
grausahm dikke Fünsterniß!
Kein Raum scheint mehr ein Raum /
die Zeit läufft sonder Zeit /
der Welt ihr Blühten-Baum
sturb gäntzlich ab-geschneyt!
Der schwartze Höllen-Mohr
legt an seyn Feuer-Rohr!
Ihr Mägdgen und ihr Knaben:
Nicht lohnts gelebt zu haben!

Er sälbst:      

Fast wie schon im Schwefel-Puhl /
hihr auß dihsem Thal der Schmertzen /
rund ümb seynen Gnaden-Stuhl
zünd ich meine Seufftzer-Kertzen!
Laß mich gnädig in Dein Licht /
birg mit nicht Dein Angesicht!
Schrökklich sind zu schauen
jenes eisne Klauen!
Beug Dich mir vom Creutzes-Stamm /
Jesus / Du mein Wonne-Lamm!
Atropos wezzt schon die Scheere /
ach / ich außgeschlaubte Beere /
sih / wie ich mich hihr verzehre /
wie ich Dich / nur Dich verehre /
mich nach Dir / nach Dir nur kehre –
Miserere! Miserere!

Der Andre:      

Nur noch wenig kortze Stunden /
dan ist alles überwunden!
Dan so kombt und frißt der Dot
deinen Leib auß Leim und Koht!
Dir ins Hirn hakkt schon seyn Häher /
hohl vom Kürch-Hoff heults: »Uhu!«
Und mit jädem Sand-Rutsch näher
rukkt dein Fuhß der Helle zu!
Fern vom Vatter / fern vom Sohn /
ümbbohßt von blauen Ottren /
glüht dort eyn ertzner Feuer-Thron /
daß dir die Knye schlottren!
Du weißt / du weißt / wer drauff ihm sizzt!
Auß dessen Augen Schwefel blizzt!
Behahrt und gantz mit Pech beschmizzt!
Der Knochen sich zu Pfeiffen schnizzt!

Er sälbst:      

Ich bün aus Mist / auß List / auß Bohß /
für Ihm ein Drekk / ein Leim / ein Klohß!
Doch schluchtz ich zu Ihm Othem-lohß /
Er darff mich nicht verdammen!
Sein Höllen-Feuer brännt zu grohß /
zu schrökklich ist seyn Flammen!
Für Ihm ist alles offen-kund /
Er siht mein Hertz biß auff den Grund!
Ein Dropffen nur von Seinem Bluht
verlöscht die gantze Höllen-Gluht!
Ich weiß: Der höhrt mein Lallen /
für Dem die Felsen fallen!
Du Demant aller Spheren /
Du Außbundt aller Zihr /
erbarm Dich meiner Zehren /
zerbrich nicht Dein Pitschihr!

Der Andre:      

Ewig saust sein Seiger!
Schneller fleugt kein Reiger!
Schudderichter Keiner ist /
alst der Hautt und Knochen frißt!
Jüden / Christen / wie Zirkassen /
ists dir auch gleich schwehr zu fassen /
alle müssen nach Erblassen
durch die rauhe Dodes-Gassen!
Letzt geht es an ein Heulen /
die Haare stehn Berg-an!
Mit blutig blauen Beulen
dappt dir der Hund sich ran!
Der feurige Murast
embpfängckt dich dan alß Gast!
Die Höllen-Bestien brummen
auff ihren schwartzen Trummen!

Er sälbst:      

Flehend fall ich für Ihm nihder /
bittlich sih mich hihr im Staub!
Meine wüste Buhler-Lihder
gab ich lengst zum Flammen-Raub!
Schwindelnd biß zu Deinem Thron
drehn sich dausend Stihgen /
auff der ersten kan ich schon
kaum noch Othem krigen!
Rette mich für dem Bersercker!
Hülff mir auß dem Knochen-Kercker!
Leih mir gnädigst Dein Gehör!
Sey mein Ober-Gouverneur!
Führ so hihlt ich Dein Gericht
für ein Lügen-reich Geticht!
Küssen laß mich Deinen Schuh!
Wirff mich nicht den Teuffeln zu!

Der Andre:      

Hannß Mors / der Wütherich /
fällt an und bindet dich!
Der Tebel / seyn Gevatter /
reisst auff daß Hellen-Gatter!
Du Boden-lohses Loch /
in das du / rittsch / gerahten!
Der schwartze Mohren-Koch
beschnoppt dich schon alst Brahten!
Gantzt ist ihm einerley
dein Zetter-Mord-Geschrey!
Er dreht sich rund ümb dich herumb /
du hängckst an seynem Spihß ein Klump /
die Höllen-Feuer knattren!
Er geusst dich nicht voll Malwasihr /
so brätelt man kein Färckel hihr /
nur Flehder-Läuse noch / die flattren!

Er sälbst:      

Hölle / in dein Flammen-Meer
muß ich schlattrend starren!
Drin so prökeln hin und her
Teuffel nichts wie Narren!
Nur die Seele weiß /
waß for Angst und Schweiß
das dem Hertzen macht /
dröhnt es Mitter-Nacht!
Fahl so kombt gekrochen /
waß ich einst verbrochen!
Nichts nüzz sind mir alle Dinge /
wenn ich mit der Fäulniß ringe!
Die gesalzzte Drübsahls-Lauge
sihpert mir aus jädem Auge!
Meine Brust keucht Othem-leer /
Lieber Gott / ich kann nicht mehr!

Der Andre:      

Hin wie her! Her wie hin!
Endlich stokkt seyn harter Sinn!
Und er fühlt mit Beben
seyn so böses Leben!
Gantz von Thränen lihgt er leer /
lieber Gott / er kan nicht mehr!
Grad izzt / so ist der Heurige
der Rechte und der Feurige /
er wird ihn nicht mehr sauffen!
Durch seyne Addren / kribbel-krauß /
Welt / o Welt / du Doten-Hauß /
spührt er die Würmer krauffen!
Sälbst die drey-mahl Heilge Schrifft
gihbt ihm mehr kein Gägen-Gifft!
Kalt so lihgt er hin-gesträkkt /
alst ob ihn schon das Schweiß-Tuch däkkt!

Der Dritte:      

Seine Seele ist wie wund /
nichts mehr / waß nicht lengst ihm schwund!
Du dauerst mich / du armes Thier /
alle Freuden sturben dir!
Eyn Zokker und eyn Hültzern Pferd /
eyn Pfennig-Pfeiffgen war dir wehrt /
du gingst auff kleinen Fühßen –
izzt sollstu nichts mehr bühßen!
Waß dich peinigt / waß dich kwählt /
waß dir auch dein Hertz durchpfählt –
Ich bün der Welt Regent!
Ich halt das Regiment
!
Ob ich dir Rubihnen streue /
ob ich wihder dich verneue /
sälbst ob Gericht / ob Strafe –
schlafe . . . schlafe . . . schlafe . . . !


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