Arno Holz
Dafnis
Arno Holz

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Er durchhechelt auch die
Weibrichins.

Qwodlibet.

                   

Amor / du verflixter Bube /
kömbstu mir schon auff die Stube /
sälbst wenn ich beym Ocksen bin?
Marsch! Ich kann dich itzt nicht bräuchen /
scheer dich draussen zu den Sträuchen /
oder auch zu Fillis hin!
Ihren Sizz vollkommner Lüste /
ihre Wunder-volle Brüste
lege einem Andren bey;
mag sie schmollen oder lachen /
oder auch mir Hörner machen –
dihses ist mir einerley!

Erst so sehn die Mäntscher auß /
alß ob von dem sälben Dauß
mindestens die Gracien stammen;
bald so märckt man sie fast rund /
sind sie würcklich so gesund?
Spähter werden sie dan Ammen.
Das Bürtzel-Spihl auff Stoß und Stich
verstehn sie fast zu dapfferlich!

Flammaris mit fünfzehn Jahren
dhut noch zihmlich unerfahren /
doch schon ist das süsse Wesen
in Romänen höchst belesen /
und schon offt hat ihr getraumt /
daß sie wem waß eyn-geraumt!

Siebzehn-jähricht
Stichel-hähricht!
Kükkt man solcher auff das Mihder /
schlägt sie nicht die Augen nihder!
Mädrichins kan ich blohß leiden
wohl-gesittet und bescheiden /
Dörtgen / das nach jedem schuhlt /
scheint mir drümb schon abgebuhlt!

Bambrette wird mir schon zu breit /
sie stammt noch auß der Schweden-Zeit;
drümb legt sie auch so ohnverdrossen
sich Frosch-Laich auff die Sommer-Sprossen.
Für ihren auß-gestopfften Busen
verhüllen schaudrend sich die Musen;
der Himmel schänck ihr einen Mann /
ihr kommen sonst die Schaben dran!

Barbettgen ist sogar schon bartig /
wenn man sie küsst / so wird man schartig /
auß ihrer Elen-langen Nase
droppts wie auß einer Wasser-Blase.
Ihr Maul von angenehmer Bläue
gleicht mehr schon einer Vogel-Schäue;
darbey so kan sie kaum nicht noch buhsten /
sie blagt ein heischrer Krüchel-Husten.
Ein andrer suche ihr nach Flöhen
auff den belihbten Busen-Höhen /
mein Hertz erzittert schon und bebt /
sorbald sich blohß ihr Dünn-Tuch hebt!

Dringen ist for mir zu simpel.
Ich gläube gar / sie küsst blohß Gimpel.
Man siht es ihr nicht an vom Weiten /
doch hat sie schöne Einzelheiten.
Ich so gäb sie jeden Falls
for ein Qwäntgen Attisch Saltz;
blohß zu Fleisch und blohß zu Bein
kan ich nicht rächt zährtlig seyn!

Celinde ümb ihr bißgen Waden
helt sich zu schade for die Maden.
Seit Kloridan sich ihr entrissen /
will sie von keinem mehr waß wissen.
Nur Eins kann sie von all den Nympffen /
ihr Maul biß auff den Absazz rümpffen.
Zeit fehlt mir und Bappihr /
sonst schrihb ich ihr!

Dihses scheint mir gantz gewiß /
ein Luder ist auch Lysilis!
Zwar hat sie schrökklich vihl Erfahrung /
doch fliht sie ümmer noch die Paarung.
Inssonderlich uns Dheologen
zeigt sie sich eusserst ohngewogen;
ich gläub / sie geht auff Lug und Drug /
sie dhut mir nicht modest genug!

Floris / dihses schlaue Biest /
fast am mehrsten mich verdriesst.
Kan schon einer von ihr sagen /
daß sie ihm waß ab-geschlagen?
Kaum so hat sie wen allein /
gönnt sies ihm vergnügt zu seyn;
gleich so nimbt sie weich und warm
ihn in ihren Schwahnen-Arm!

Mechthildgen geht auff schwehren Füßen /
sie muß ihr Freundlich-seyn itzt büßen.
Von jedem Bawian und Holuncken
lihß sie sich in die Brühe tuncken;
bey solcher zeig ich wenig Eyffer –
fy Teix / da ligt noch frembder Geiffer!

Wo auff des Parnasses Spizzen
die geneundte Schwestern sizzen /
kan ich mir itzt kaum vergeben
mein verfluchtes Buhler-Leben!
Meine vor gemachte Lieder
sind mir gantz und gar zuwihder;
ein Knaster-Pfeiffgen / ein Coffee
sind mir mein eintzges Recipe.
Meine annoch grüne Jugend /
gönn ich fortab blohß der Dugend;
darfor so kröhnt einst mein Gebein
ein zubespizzter Marmol-Stein!


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