Arno Holz
Dafnis
Arno Holz

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Er verdingt sich dem
Apollini.

Qwodlibet.

           

Däglich grimmer bläst der Ost /
Glaß-Eyß glüzzt und Zukker-Frost /
die Kindgens schon drompeten
auff kleinen Zinn-Corneten.
Lebküchene Soldaten /
verguldete Mußkaten
bezihren bald die Tänngens /
darzu Dukahten-Männgens.
Man zeigt sich kaum noch wo püblik
und macht im Kehficht Wald- music!

Wie lange wird es tauren /
dan dräut der Himmel nicht mehr grieß /
dan buzzt für unsren Mauren
Neptunus seinen Gabel-Spieß.
Dan kombt / fast über Nacht /
Frau Flora an und lacht
und bringt in ihrem Mihder
den gantzen Frühling wihder!

Zahrt an eines Bächleins Rand
wird sich dan wer bükken
und mit seiner weissen Hand
Schlüssel-Blöhmkens pflükken.
Jedes kleine Grillgen geigt
waß mir dan ihr Mund verschweigt;
Zefirus / der Flora Mann /
lacht so laut er lachen kan!

Ist der Frühling dan verronnen /
singt der Sommer / daß es schalt /
lihblich rauschen kleine Bronnen
durch den grünen Schäffer-Wald.
Kloris steht biß an die Waden
zwischen Moon und Akker-Rhaden /
heymlig ziht mich in den Klee
die erhizzte Dorile!

Dan färbt der Herbst den Bäumgens
Violen-blau die Pfläumgens /
das letzte Schwalben-Pärgen fliht /
Vertumnus singt sein Wintzer-Lied.
Michel / Seppel / Veit und Hannß
springen ümb den Erndte-Krantz
und säzzen über alle Kost
Lyäens süssen Trauben-Most!

Zurlezzt kombt gantz darhindter
wihderümb der Winter
und füllt uns durchauß biß ins Bett
voll Ambrosin und Nectar-Fett!
Man juhchtzt / drutz Eyß und Schnee /
O Evan evoe
ich singt sich ümmer wihder froh
auff seinem Clavichordio!

In Summa: Welt ist Welt /
sie dreht sich stäts vom Neuen;
mit jädem / waß sie stellt /
will sie uns blohß erfreuen.
Drümb scheint mir auch so durchauß Brey
Minervens nichts wie Schmiererey /
sambt allem / waß nach Griechisch räucht /
oder auff Lateinisch kräucht!
An so alten Fleder-Wischen
kan kein Mäntsch sich mehr erfrischen /
weilen ihre böse Würtzen
blohß den Lebens-Draht verkürtzen.
Nur Eins hebt mich biß in Himmel:
Apoll auff seinem Flügel-Schimmel!
Dihsem halt ich seine Schrifft
nicht for wohl-kandirtes Gifft.
Offt schon sann ich manche Nacht /
waß mich so verlihbt ihm macht.
Alles ist for mir wie hin /
wenn ich mit ihm zwistig bin!
Nie so gäb ich seine Leyer
sälbst ümb Cynthiens Busen-Schleier /
rönn mir gleich durch Mercks und Bluht
noch so süsse Liebes-Wuht!
Flakkus / alter Tibur-Singer /
dein fast Wollust-voller Finger
schlug sie für mir / dann Ovid /
eh sie Titan mir beschied!
Ihre Sayten werd ich rupffen /
biß an mir die Würmer zupffen /
biß auff mir der Rabe hokkt
und sein frölig cras cras krokkt!

So verfliessen meine Dage
zwar vergnügt / doch eylends hin /
biß ich einst im Sarkofage /
sonder Klage /
nichts wie Staub und Asche bin.


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