Arno Holz
Dafnis
Arno Holz

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Er bethrent ihre ohnge-
meine Härtigkeit / nachdäme er
sie / wie Actäon die Dianam /
beym Baden Splinter-fasel-
nakkt gesehn.

Ode Trochaica.

                     

Augen / schwartze Feuer-Ballen /
und du Gold-geflammtes Hahr /
soll ich denn itzt gantz und gar
ümb euch in Bedrühbniß fallen?
Blohß weil ich fast über hoffen
gestern sie im Teich bedroffen?
Blohß weil ich mich unterstund /
daß ich waß zu reitzend fund?

Titan hieb auff seine Pferde /
durch den grünen Sommer-Wald
dummelte sich manigfalt
ihre weiß-bewollte Heerde.
Unter Püschen / die kaum wichen /
hatte ich sie schlau beschlichen;
gantz von Farrnen dikk bedäkkt /
hielt ich heymlig mich verstäkkt.

Zwischen zweenen Büchen-Esten
hing benebst dem Schäffer-Stokk
ihr geblühmbter Athlaß-Rokk
bey dem gönstigsten Süd-Westen.
Strümpffgens / Stökkel-Schühchens / Hösgens /
all die lihben netten Chösgens
bundt sie mit geübter Hand
an ein Rohsen-rohtes Band.

Itzt so worff sie ab ihr Mihder /
itzt so glitt ihr Hembd ins Graß /
das bolihrte Nimpffen-Naß
spihgelte sie blizz-blanck wihder.
Ihrer stoltzen Glieder Brahlen
sah ich noch-mahlß sich mir mahlen /
nichts nicht / waß sich mir nicht bot /
vor Vergnügen lag ich dodt!

Zahrt farbirt die süssen Bäkkgen /
stund sie munter in dem Klee /
schöner noch alß Lalage /
ohne irgend jedes Gäkkgen.
Ümb die himmlisch runde Dinger
spihlten die verlihbten Finger /
beyde Ackseln kunt ich sehn /
die voll göldner Härgens stehn!

Zefir hörte man verstummen /
brohbend hub sie erst ihr Bein /
dan so tukkte sie sich dreyn /
wo die feuchte Fischgens schwummen.
Weiß die Schultern / weiß die Waden /
so pflag Venus sich zu baden /
itzt halb für und itzt zurükk /
o du schönes Meister-Stükk!

Sollt ich schimpfflich für ihm fleuchen?
Dihses war for mir zu vihl.
Amors süssem Zokker-Zihl
kunt ich mich nicht mehr entzeuchen.
Ümb hihr niemand zu verdriessen /
müßt ich fast mein Singen schliessen;
waß ich flehte / waß ich bat /
war daß eine Frevel-Dhat?

Schon fast drey mahl dreyzehn Stunden
zörnt mir ihr erhabner Geist;
die mein Lied alß Dafne preist /
blihb mir leider ohnverbunden.
Ümmer steh ich noch und harff ich:
Muhßgen / Pumpel-Maußgen / darff ich?
Lässt du mich zu dir nicht eyn?
Daß ist mehr denn Hellen-Pein!

Ümb den Haltz die Sternen-Kette /
dritt Frau Luna sanfft herfür –
itzt verrihgelt sie die Dhür /
itzt begibt sie sich zu Bette!
Dafnis / dihser hoch-gelehrte /
der von Schäffrinnen verehrte /
Dafnis / dihser theure Mann /
schluchtzt itzt laut-auff waß er kan!

Rauher Donner-Worte Knallen
jug mich auß dem Baradihß;
ach / die Aller-schönste lihß
ihren Unmuht auff mich fallen!
Dorime / nach der ich ächtzte /
der ich meinen Jammer krächtzte –
weinen irr ich hin und her:
so ein Unmäntsch lebt nicht mehr!


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