Arno Holz
Dafnis
Arno Holz

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Er lobt sich sein
Purschen-Leben!

Ode Jambica.

             

Mich sah so Leipzig / Wien / wie Prag /
so Rostock / Königsberg / wie Jene;
doch wo ich auch zu drällern pflag /
es ging mir überall höchst bene.
Noch keinen schuf so frohen Sinns
Apoll / der muntre Musen-Printz.

He / Brüder / bräucht euch eurer Zeit!
Sie saust dahin / nichts läßt sich halten.
Die heut blohß Zokker-Rösgens schneyt /
bekränckt euch morgen schon mit Falten.
Zurletzt schlurfft uns ein schwartzes Loch –
fy Teix / wer nie nach Dabbak roch!

Den Bahrt laßt uns zu Zwürbeln drehn!
Sprengt hoch zu Gaul! Jagt in Carreten!
Auff Silber-Schüsseln will ich sehn
Dukahten-Nudeln und Lampreten!
Rosingens wüntsch ich alß Geschlekk /
auch schafft mir ja Canari-Sec!

Auff den belihbten Pindus klimmt
man erst nach ohngemeinem Schwizzen /
und schlüßlich / wenn dan alles stimmt /
bleibt man blohß höchstens auff ihm sizzen
For Sowaß geben wir nach Elff
noch nicht mahl einen Zwiebel-Schelff!

Wo Bachus lustig präsidirt /
zeigt sich auch bald sein Bruder Jocus.
Bauckt auff die Dische / randalirt /
kreischt drey-mahl vivat Hokusbokus!
der eine spihlt das Dideldom /
Der andre auff dem Plomplomplom!

Vergnügter war nicht Epicur /
verschmizzter nicht Anaximander /
wir folgen Beyder ihre Spur
und würbeln alles durch-einander!
Nur Einer hat für uns das Prä /
der alte Doctor Rabelais!

Da / horcht / Schon dröhnt die Mitternacht!
Itzt heisst es: Pursche / Runda sauffen!
Eh nicht Aurora Rohsen lacht /
darff keiner in die Fehdern krauffen!
Der fättsten Färckelgens Geqwieck
klingt gegen unsres wie Musik!

O allerschönste Galathee /
wie seelig muß sichs dein geniessen!
Laß deinen weissen Armen-Schnee
ümb meinen Haltz herümber fliessen!
Kom / sizz dich hihr auff meinen Schoos /
ich mach dir beyde Brüstgens blohß!

Harr! Kükkt! / die ihr noch nüchtern seyd!
Wog wer schon ähnlichte? Botz Zäpffel!
Stürtzt alle nihder / juhcht und schreyt:
Das sind Hesperiens Wunder-Aepffel!
Sie rollen hin / sie rollen her /
so herrlich rollt kein Pärlen-Meer!

Laufft! Raufft! Schlagt alles kortz und klein!
Brecht zu den Mäntschern in die Betten!
Dantzt ümb kein Kalb! Dantzt ümb ein Schwein!
Bewindet es mit Rohsen-Ketten!
Zum Leid-dhun bleibt noch ümmer Zeit /
wann ihr erst alt und gräulich seyd!

So klingts bald hoch / so klingts bald tieff
von meiner wohl-bespihlten Laute;
schon mancher ärgerte sich schieff /
sorbald ich blohß die Säyten kraute.
In solchen Scheddeln meiner Treu
rumohrt fast nichts wie Hekker-Spreu!

Obs würcklich einen Himmel giebt /
wie wir auß alten Schrifften lesen?
Mir scheint das zihmlich abgediebt;
es ist noch keiner dagewesen!
Mein Hieber saust / das Pflaster sprüht /
ich bün nicht gern ümbsonst bemüht!

Der Helle drau ich fast schon mehr.
Ich wüntschte sie so manchem Lemmel.
Und brillte er auch noch so sehr /
ich schmiss ihm keinen Gnaden-Semmel.
Doch gläub ich trutzdem franck und frey /
auch sie ist eitel Fantasey!

Jedennoch weiß wer nichts genau.
Vihlleicht so brasseln ihre Flammen.
Dan schlägt ihr nichts alß Feuer-Bau
mahl ekklich über mir zusammen.
Doch schlukkt sie mich sälbst würklich eyn –
es wird schon wo ein Schlipploch sein!


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