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Achtunddreißigstes Kapitel

Wie Herr Jobs seine Schildburger Verwandten reichlich bedenket und Schwester Gertrud den Schösser heiratet

Man denke aber nicht, als ob indessen
Herr Jobs seine andre Verwandten hätte vergessen;
Er hat vielmehr sie auch kräftig itzt
Mit Gelde in Schildburg geunterstützt.

Zum Exempel: Er ließ große Kapitalen
Per Wechsel an seinen einen Bruder auszahlen,
Und dieser wurde schleunig also
Aus 'nem Krämer ein großer Kaufmann en gros.

Auch sein ältster Bruder ward durch ihn glücklich,
Denn sein geiziges Weib starb augenblicklich
Für übermäßigem Freudenschreck,
Als sie sah die übersandten Geldsäck'.

Sein Herr Schwager, der Schildburger Küster,
Bekam gleichfalls einen großen Tornister
Voll von Geschenken und Geld, und ward gleich
Reicher als ein Küster im Römischen Reich.

Die andre Schwester brauchte auch dem Alten
Nun länger nicht zu dienen und hauszuhalten,
Denn Herr Jobs machte ihr jahrein jahraus
Eine ansehnliche Rente zu verzehren aus.

Seine noch übrige Schwester, die Gertrüde,
Ein Frauenzimmer von sehr gutem Gemüte,
Invitierte er zu sich nach Schönhain,
Um ihm in der Wirtschaft behilflich zu sein,

Versprach auch sonst, sie heute oder morgen
Reichlich und christbrüderlich zu versorgen;
Sie gab also ihre bisherige Geschäfte dran
Und kam verlangtermaßen bald drauf an.

Nun war zwar besagte Schwester Gertrüde
Eben nicht mehr in der besten Jahrblüte,
Aber doch für's Haus, Bette und Tisch
Noch ziemlich munter, gesund und frisch,

Auch nicht unangenehm im Umgange;
Drum währte es auch zu Schönhain nicht lange,
Daß der Schösser, der sich Witwer befand,
Anhielte um ihr Herze und Hand.

Was vormals mit Prokrater Geyer geschehen,
Das konnte niemand ihr weiter ansehen,
Drum willigte Herr Hieronimus drin,
Und sie ward richtig Frau Schösserin.


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