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Zwanzigstes Kapitel

Seine diesmaligen Studia und glückliche Beendigung derselben

Diesmal hat Hieronimus sich trefflich aufgeführet,
Tag und Nacht emsig gelernet und studieret,
Und er versäumte in seinem Studium
Nicht ein einziges Kollegium.

Er hat sogar oft Trinken und Essen
Und andre Bedürfnisse vernachlässigt und vergessen,
Saß manchmal da, hörte und sahe nicht,
So sehr war er aufs Studieren erpicht.

Er ward zwar oft von andern Studenten vexieret,
Bei Gelegenheit auch wegen seines Alters kujonieret;
Allein er als ein vernünftiger Mann
Achtete das nicht, und tat gar nicht übel dran.

Wenn aber einige, die seinen ehmaligen Stand kannten,
Ihn den Nachtwächter von Schildburgs Zion nannten,
So ärgerte er sich doch heimlich oft drob,
Denn er fand den Spaß zu gemein und zu grob.

Die Beschreibung seines Studierens will ich unterlassen
Und nur hiemit in Kürze alles zusammenfassen:
Er lebte ganz nach dem Gegenfuß
Des vormaligen fidelen Burschen Hieronimus.

Er hatte den Beifall aller seiner Lehrer,
War von allen ihr fleißigster Zuhörer,
Und nach weniger Jahre Müh'
War er wirklich viel gelehrter als sie.

Auch an seinem Eleven sah er nichts als Freude;
Und so endigten nach drei Jahren rühmlich beide,
Der eine das Studium juridicum,
Der andre das theologicum.

Ich mag es diesmal nicht weitläuftig beschreiben,
Wie es dagegen viel andre Studenten taten treiben;
Denn dies ist alles schon, wie man nach kann sehn,
Im 13ten Kapitel des ersten Teils geschehn.

Mit den lobvollesten Testimoniis versehen,
Endigten sie nun in Gesundheit und Wohlergehen
Den wohlgeführeten Burschenlauf
Und machten sich beide gen Ohnewitz auf.

Sie langten daselbst an wohlbehalten,
Fanden alles und jedes noch bei dem alten,
Nicht das geringste war verändert alldo,
Sondern alles wie vorher in statu quo.

Aber sie wurden stattlich aufgenommen und empfangen,
Denn die gnädige Frau Mama trug längst Verlangen
Nach ihrem so zärtlich geliebtesten Sohn,
Den seit drei Jahren nicht gesehnen Baron.

Weder seine Gesundheit noch seine Sitten
Hatten sich verschlimmert noch sonst gelitten,
Wie's doch meist auf der Universität
Bekanntlich den jungen Leuten sonst geht.

Es war vielmehr seine Statur etwas vergrößert
Und sein äußerer Anstand verschönert und verbessert,
Und die gnädige Frau Mama konnte, traun!
Sich kaum satt an ihm lecken, küssen und schaun.

Auch der alte Herr war voll Entzücken
Über seinen Sohn in allen und jeden Stücken;
Besonders fand er ihn hochgelehrt und klug,
Denn er sprach überall wie ein Buch.

Daß Hieronimus an diesem freundlichen Willkommen
Auch einen nicht geringen Anteil genommen,
Weil er den jungen Herrn gehofmeistert so,
Das versteht sich ex eo ipso.

Da war im freiherrlichen Schlosse ein prächtiges Leben;
Ein Traktament ward fürstlich angerichtet und gegeben,
Und gleichsam wie zu Frankfurt bei der Kaiserwahl
Sprang rot und weißer Wein im Speisesaal.

Ja es ging, sans comparaison, dem jungen Barone
Wie in der Geschichte jenem verlornen Sohne,
Als dieser wiederkam mit reuigem Mut
Aus dem Bordell und von der Schweinehut.


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