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Dreißigstes Kapitel

Ein Brief von Mamsell Esther an Herrn Jobs, worin viele neue Märe enthalten ist, von dem alten Herrn von Ohnwitz wie auch von dessen Herrn Sohne und so weiter

Mein teuerster Bruder! Dein gutes Geschicke
Gereicht mir zum größesten Vergnügen und Glücke,
Auch noch mehrere Deiner Freunde sind hier,
Und alle freuen sich herzinnig mit mir.

Denn es haben zu Rudelsburg vor einigen Wochen
Der alte Herr von Ohnwitz und seine Gemahlin eingesprochen
Und hieselbsten eine sichere Zuflucht
Für die Verfolgung der Feinde gesucht.

Auch ist vorgestern wider alles Verhoffen
Der junge Herr von seiner Reise eingetroffen,
Denn ihm ward schon der traurige Zustand
Von Ohnwitz an der Grenze bekannt.

Entblößt von Geld und andern Notdürftigkeiten
Erwarten sie hier alle zwar bessere Zeiten;
Aber ich denke, bei Dir zu Schönhain
Werden sie besser als in Rudelsburg sein.

.

Es ist Dir also, mein bester der Brüder!
Ihr Besuch angenehm und nicht zuwider?
Ein Brief noch von Dir, und alle wir
Machen uns auf die Reise zu Dir.

Tausend Grüße und herzliche Empfehlungen
Von der gnädigen Frau und dem alten und jungen
Baron. Ich verbleibe, nach altem Gebrauch,
Deine treue Schwester bis zum letzten Hauch.

Dieser Brief verursachte gewaltige Regung
Bei Herrn Jobs, und ohne lange Überlegung
Packte er ein paar tausend Taler ein
Nebst einer Invitation nach Schönhain.

Er sandte alles durch eine Stafette,
Und als wenn es irgendwo gebrennet hätte,
Jug dieselbe Tag und Nacht durch,
Bis sie ankam zu Rudelsburg.

Ohngefähr nach verstrichenen vierzehn Tagen
Trafe in einem gemächlichen Wagen
Die Ohnwitzer Familie zu Schönhain
Und Mamsell Esther zugleich mit ein.


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