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Drittes Kapitel

Worin die Frau Nachtwächterin Jobs plötzlich stirbt, aber Hieronimus selbst sich wohl befindet

Nach dem gemeinen Sprichwort ist große Freude
Gemeiniglich gemischt oder befolgt mit Leide,
Und vom lustigen Hopsa und Fröhlichkeit
Ist Jammer, Auweh und Trauer nicht weit.

Dies Sprichwort hat auch leider bald nach diesen
Geschichten in Hieronimi Hause als wahr sich gewiesen,
Wo nur ein Schritt, ja nur ein Haar
Zwischen dem Tode und Leben war.

Denn kaum war Hieronimus wieder auferwecket,
So ward seine Frau davon so heftig erschrecket,
Daß alles Blut im Leibe bei ihr erstarrt
Und sie plötzlich eine Leiche ward.

Da half weder Aderlassen noch Klistieren;
Sie blieb tot, ohne einmal sich zu rühren,
Und Herrn Schnellers erhabene Kunst
Erschöpfte sich an ihr ganz umsunst.

Ob etwa die schnelle Freude sie so verdorben,
Daß sie davon so geschwinde gestorben,
Dieses sowohl als anders noch mehr
Genau zu erörtern, gehört nicht hieher.

Einige haben wollen behaupten und sagen,
Als ob Frau Jobs schon in den ersten zwei Tagen
Der Witwenschaft mit einem andern sich
Hätte verlobt und eingelassen ehelich;

Des erblaßten Gatten Auferstehung aber wäre
Nun bei ihr gekommen in die Quere,
Und dieser unvermutete große Schmerz
Hätte ihr gebrochen das empfindliche Herz.

Allein es ist Sünde, sich so zu übereilen
Und von armen jungen Witwen so lieblos zu urteilen;
Das Sicherste, was man davon sagen kann,
Ist: Der Tod will eine Ursache han.

Sie ward nach vier Tagen zur Erde bestattet,
Und Hieronimus, zwar noch etwas ermattet,
Gab doch mit aller Zärtlichkeit
Ihr zur Ruhestatt das Geleit,

Froh, daß er diesmal dem Grabe entnommen
Und mit dieser Kleinigkeit glücklich davon gekommen;
Denn er dachte, besser heißt's: Heute dir
Und nach Gelegenheit erst morgen mir
.


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