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Siebenunddreißigstes Kapitel

Wie sich die junge gnädige Frau von Ohnwitz beging, und wie sie nach neun Monaten eines Söhnleins genas

.

Ich muß es der jungen Frau zum Ruhm nachsagen,
Daß sie sich immer gar zärtlich betragen
Und es dem jungen Herren noch zur Zeit,
Sie zur Gattin zu haben, nicht gereut.

Gar nach schon jetzt verfloss'nen vier Jahren
Habe ich nicht das mindeste davon erfahren,
Daß der böse Ehegeist Asmodees
Angestiftet hätte Streit oder Getös.

Sie fanden darin ihr vorzüglichstes Entzücken,
Sich durch getreue eheliche Liebe zu beglücken,
Und die junge gnädige Frau hatte schon
Nach neun Monaten einen kleinen Sohn.

Sie ist also, wie man deutlich siehet,
Ihrerseits ernstlich drauf aus und bemühet,
Daß der Ohnwitzer Nam' besteh'
Und sein Stamm nicht so bald vergeh'.

Sie hielte nichts von fremden Säugammen,
Wie sonst üblich ist bei vornehmen Madammen,
Sondern glaubte, ihn von eigner Milch
Zu ernähren, sei menschlich und bill'g.

Sie blieb dabei nicht allein viel gesünder,
Sondern ihre Reize wurden eher größer als minder;
Denn eine so süße schuldige Mutterpflicht
Schadet der Gesundheit und Schönheit nicht.

Auch die Kleinen pflegen baß zu gedeihen,
Daß sich Gott und Menschen drob erfreuen,
Auch der sonstige Nutzen dabei
Ist unwidersprechlich noch mancherlei.

Sie ward auch in allem übrigen Verhalten
Für'n Muster einer braven Dame gehalten,
Und jeder Schönhainer Untertan
Betete sie gleichsam als ihre Göttin an.

Noch immer führete sie das Steuerruder
Der Ökonomie bei ihrem lieben Bruder
Und hielte auf dem großen Gute Schönhain
Alles fein ordentlich, sauber und rein.

Ihre Schwiegereltern tut sie höchlich ehren,
Handelt in allem nach ihrem Rat und Begehren,
Und diese lieben sie dafür fast mehr,
Als wenn sie ihre leibliche Tochter wär'


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