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Sechsundzwanzigstes Kapitel

Wie Hieronimus in dem Examen gut bestand und mehr wußte als seine Examinaters

Ehe er die Pfarre wirklich konnte antreten,
War der Ordnung wegen ein Examen vonnöten,
Und er meldete sich bald darum
Beim hochwürdigen Ministerium.

Es geschah mit allen Umständen, wie sonst bräuchlich.
Hieronimus betrug sich diesmal unvergleichlich
Und beantwortete augenblicks
Jeden Artikel frei und fix.

Das erregte nun bei sämtlichen Examinatoren
Ein mächtiges Spitzen ihrer ansehnlichen Nasen und Ohren,
Weil ihnen noch nie ein Fall war bekannt,
Daß ein Ordinandus so gut bestand.

Die Herren konnten ihn nicht 's mindeste fragen,
Oder er wußt' ihnen gleich alles vollkommen zu sagen,
Ja, es fand sich, daß er weit mehr verstund,
Als jeder von ihnen ihn fragen kunt.

Keiner brauchte nun nach der Antwort auf die Fragen,
So wie ehmals im Examen, Hem! Hem! zu sagen;
Sondern es hieß nun: Domine Hieronime!
Respondisti bene benissime!

Sie fragten zwar mitunter einfältige Fragen,
Worauf ein Schulkind hätte Antwort können sagen,
Wie's wohl mal im Examen ergeht,
Wenn man beim Exam'nator gut steht.

Doch einige wünschten ihn zu fangen durch verfängliche Fragen,
Sie konnten ihn aber dadurch nicht ins Bockshorn jagen;
Gaben ihm also sämtlich den Ruhm
Als 'nen hochgelehrten Theologum.

Das Testimonium ward förmlich konzipieret,
Mit dem großen Ministerialsiegel sigillieret,
Alsdann ihm überreicht, und jeder hat
Ihm gratuliert vorerst als Kandidat.

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