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Dritter Teil

.

Sie tranken des Mondes Silberschein
Und das Flimmern der lieben Sternelein.
Kap. XI. V. 26.

Leben, Meinungen und Taten von

Hieronimus Jobs

Exkandidaten, Exnachtwächter, Ohnwitzer Expfarrherr
und endlich
zu Schönhain gar Herr

Dritter Teil

 

 

Abermals mit viel schönen Gebilden:
Nachtstücken, Porträten, Monumenten und Schilden,
Verfertigt von des Autors eigner Hand
Nach Poussin, Raphael, Rubens und Rembrandt

 

 

Erstes Kapitel

Wie der Autor noch einmal den Gaul Pegasus zäumet und ihn nach der Hippokrene reitet, welche ist eine Poetenschwemme in der Landschaft Boetia. Nebst mancherlei Präliminarien zum dritten Teile der Jobsiade

.

Noch einmal will ich den Gaul Pegasus zäumen
Und, um 'nen dritten Teil zusammenzureimen,
Reiten in die Tränke Hippokrene hinein,
Und damit soll es dann Punktum sein.

Weil seit dem zweiten Teil von Hieronimi Leben
Sich manche Veränderung mit ihm hat begeben;
Denn in der Welt überhaupt wechselt's sich,
Besonders in unsern Tagen, gar wunderlich.

An meinem guten Willen soll es nicht fehlen,
Alles ausführlich und anmutig zu erzählen,
Und mit diesem dritten Teile steht
Also die Jobsiade komplett.

Auch viel hübsche in Holz geschnittene Bilder,
Monumente, Porträte, Wappenschilder,
Imgleichen ein gar niedliches Nachtstück,
Siehet man hier aus neuer Fabrik.

Mit dem zweiten Teil bin ich, wie ich vernommen,
Bei den Lesern ziemlich gut weggekommen,
Und das machte natürlicherweise dann,
Daß ich gleich den dritten zu fabrizieren begann.

Zwar konnte freilich mein Büchlein allen
Und jeden nicht eben gleich gut gefallen;
Allein, daß nicht allen alles gefällt,
Ist ja, wie bekannt, so der Lauf der Welt.

Ich wollt' auch nicht für alle und jede schreiben;
Wer's nicht lesen will, kann's ja lassen bleiben,
Mancher ist doch, der die Finger darnach leckt,
Was einem andern so delikat nicht schmeckt.

Es kommt leider auf unserm Erdenrunde
Manche trübe und verdrießliche Stunde,
Teils durch eigne, teils durch fremde Schuld;
Davon entstehen im Herzen Ungeduld,

Finsternis in der Seele, Grillen im Hirne,
Runzeln auf den Wangen, Furchen auf der Stirne,
Im Systeme der Vena porta
Symptomata hypochondrica
,

Gallenkrankheiten und allerlei Malheuren,
Welche nach und nach die Kräfte zerstören,
Und endlich heißt's: Ade Partie!
Er ist gestorben und nicht mehr hie!

Da wollt' ich nun gern ein Scherflein beitragen,
Um einige dergleichen trübe Stunden zu verjagen;
Wahrlich, dieses und etwas anders nicht
War bei der Jobsiade meine Absicht.

Ich selbst habe, indem ich sie geschrieben,
Mir manche Grillen aus dem Kopfe vertrieben,
Und wenn ich war bei dieser Reimerei,
Ging mir oft das Hypochonder vorbei.

Ist mein Zweck erreicht, so wird's mich erfreuen,
Und mein Büchlein soll mich nicht gereuen,
Posito, es enthielt' solches auch nur
Eine bloße Palliativkur.

Nebenbei suchte ich nützliche Kleinigkeiten,
Wo es geschehen konnte, hier und da zu verbreiten,
Und wo ich Dummheit und Bosheit fand,
Gab ich wohl 'nen Hieb en passant.

's kann sein, daß ein oder andrer griesgramet
Und mich wegen dieser Hiebe hart verdammet
Und denket: Ich glaube sicherlich,
Der hämische Autor meinet mich.

Ich für mein Teil aber kann's vertragen,
Daß er dieses möge gedenken oder sagen;
Denn ich versicher's ihm ins Gesicht:
Ich meine nur seine Handlungen, ihn nicht.

Ich lasse es übrigens auch gern geschehen,
Daß Rezensentenwetter über mich ergehen,
Denn der Autor'n Haut ist bekanntlich dick
Und fragt heuer nicht viel nach Kritik.

Aber dem unbedeutenden Gekläffer
Kleiner Geister und elender Käffer
Gehe ich mitleidig und lächelnd vorbei,
Und achte nicht auf das leere Geschrei.

Alles, worüber man etwa kritisieret,
Hab' ich mir schon selbst zu Gemüte geführet;
Denn ich fühl' es unerinnert gar wohl,
Das Ding ist nicht ganz, wie es sein soll.

Ich will auch forthin mit Knittelversschreiben
Die Zeit nicht mehr mir und andern vertreiben
Und nehme hiemit förmlich von
Den geneigten Lesern Dimission.


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