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Zweiundzwanzigstes Kapitel

Hier wird kürzlich erzählet, was sich auf der Reise mit dem jungen Herrn hätte zutragen können

Hier könnte ich nun vieles herleiern
Von seinen auf der Reise gehabten Abenteuern,
Und was er in jeder fremden Stadt
Merkwürdigs gehört und gesehen hat.

Ich könnte, um dieses Kapitel gemächlich zu füllen,
Aus manchen alten und neuen Reisepostillen
Und aus Berkenmeyer und Büsching
Hervorsuchen manch geographisches Ding.

Ich könnte erzählen, daß er zum Vergnügen
In der Schweiz die gefährlichen Gletscher bestiegen
Und daß er in diesem arkadischen Land
Manche reizende Alpenschäferin fand.

Ich könnte erzählen von prächtigen Kunstwerken,
Welche damals in Rom waren zu bemerken,
Ob sie gleich von den Herrn Franken nachderhand
Wurden nach Paris ins Museum gesandt.

Ich könnte erzählen von Kardinälen und Prälaten,
Von schönen Sängerinnen und von Kastraten,
Von dem großen Sankt-Peters-Dom
Und raren Antiquitäten in Rom.

Ich könnte erzählen von den Pontinischen Sümpfen
Und von den italienischen Freudennypmphen
Und vom feuerspeienden Vesuv,
Alle drei im ungesunden und schmutzigen Ruf.

Ich könnte erzählen von Redouten und Maskeraden,
Wozu man ihn zum öftern eingeladen,
Und von Gondelfahrten und vom Karneval
Und manchem prächtigen Konzert und Ball.

Ich könnte erzählen von großen Bibliotheken,
Von gelehrten Denkmälern und alten Scharteken,
Welche er im Lande Italia
Oder sonstwo mir nichts dir nichts besah.

Ich könnte erzählen, wie er nach anderthalb Jahren
Erst nach Frankreich, dann nach England gefahren,
Und wie er nach manchem begafften Ding
So klug als vorher wieder nach Hause ging.

Ich würde noch viel mehr erzählen können;
Allein ich muß es offenherzig bekennen,
Daß ich während seiner ganzen Reis'
Von dem jungen Herrn nichts weiter weiß,

Als daß er fleißig an seine Stehre geschrieben,
Ihr auch abwesend immer getreu verblieben
Und daß in langer Zeit kein andrer Mensch
Etwas erfuhr von dieser Korrespondensch.


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