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Ein Bürger aus Kufah zankte sich eines Tages ganz gewaltig mit seinem Nachbarn. Man brachte die streitenden Parteien auseinander und fragte sie um die Ursache ihres Zankes. »Weil mich die Leute einen Geizhals schelten,« sprach der eine, »kaufte ich um einen Dirhem einige Markknochen, sog das Mark aus und warf die Knochen vor die Tür, auf daß die Leute sähen, daß ich gegessen, und mich mit ihren Spottreden verschonen sollten. Da kommt mein sauberer Nachbar und nimmt die Knochen vor meiner Tür weg und legt sie vor seine nieder, um sich in guten Leumund zu bringen und mich im bösen zu erhalten. Nun sprechet Recht, o Hadschi Kadi!« Der Kadi war der geeignetste von der Welt, denn er war selbst ein Geizhals, der es noch weiter als die streitenden Parteien in der Kunst gebracht hatte. »Du«, sagte er zum Beklagten, »hast gefehlt, dir fremdes Eigentum zuzueignen und die Knochen vor des Nachbarn Tür wegzunehmen; zur Strafe dafür sollen sie vor deiner liegen bleiben. Und du, o Blödsinniger,« fuhr er fort, indem er sich zum Kläger wandte, »begreifst du denn nicht, daß die Meinung der Leute, du äßest nichts, bei weitem die vorteilhaftere ist? So läufst du keine Gefahr, Gäste zu bekommen, die sich bei deinem Nachbarn einfinden können, wenn die Meinung gang und gäbe wird, daß er Mahlzeit hält. So sei er bestraft für seinen Diebstahl!«


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