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Abulfaredsch von Ispahan erzählt, daß unter der Regierung des Kalifen Hischam, des Sohnes Abd al-Maliks, der Schreiber Junis eine sehr schöne Sklavin kaufte. Nachdem er sie in allem, was den Geist und den Körper bildet, hatte unterrichten lassen, war sie wenigstens hunderttausend Dirhems wert. Er zog mit ihr gegen Damaskus, und die Karawane machte an einem nicht fern von der Stadt gelegenen Orte ihren gewohnten Halt. Ein junger und wohlgebildeter Mann kam von der Stadt geritten, grüßte den Schreiber und begehrte zu essen und zu trinken als sein Gast.

Er blieb bis gegen Abend und fragte endlich, warum Junis mit der Karawane gen Damaskus gezogen sei? »Um meine Sklavin zu verkaufen!« »Wie teuer?« »Hunderttausend Dirhems.« Der junge Mensch handelte bis auf die Hälfte herunter, verpflichtete sich, das Geld am nächsten Morgen zu bringen, und sprach dem Schreiber mit so vieler Wohlredenheit zu, daß er ihm die Sklavin auf der Stelle übergab. Sobald sie aber abgeführt war, reute es ihn des dummen Streiches, seinen Schatz einem Unbekannten auf sein bloßes Gesicht und ohne andere Sicherheit übergeben zu haben. Er durchwachte die ganze Nacht in der größten Ungeduld.

Mit Tagesanbruch erschienen zwei Sklaven, die nach ihm fragten. Sie sagten ihm, der junge Mensch, der gestern gekommen sei, sei Walid ibn Jesid, der Thronerbe des Kalifats. Junis folgte den beiden Sklaven in den Palast Walids. Der Prinz fragte, ob es ihn nicht schon gereut, seine Sklavin einem Unbekannten verkauft zu haben? Junis, der nichts Beleidigendes antworten wollte, erwiderte, er habe in den Edelmut und Hochsinn, den des Prinzen Gesichtszüge aussprächen, festes Vertrauen gesetzt; »das nicht betrogen werden soll«, fiel ihm der Prinz ein. »Wenn es dich nicht gereuet, deine Sklavin einem Unbekannten anvertraut zu haben, so hat es mich schon zehnmal seit gestern gereut, daß ich mit ihr so davongeeilt bin. Nun wollen wir den Kauf mit etwas kälterem Blute schließen.« Junis dachte, der Prinz würde ihm die Sklavin zurückgeben. »Du läßt sie mir für fünfzigtausend Dirhems, wie gestern, nicht wahr?« »Ja.« »Hier ist das Geld, und hier für die Unruhe, die ich dir durch ihre vorschnelle Entführung hätte verursachen können, fünfzigtausend andere Dirhems.« Der Schreiber kehrte zufrieden aus Damaskus zurück.


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