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Sechstes Kapitel.

Thätlichkeiten der drei Haufen im Ried, im Allgau und am See. Oesterreichs Intriguen.

Mit diesen Blutgerichten befriedigte der Truchseß die Geldforderungen der Landsknechte nicht. Sie bestanden meuterisch darauf, den versprochenen Monatsold zu erhalten; der Bund solle dafür sorgen oder selbst zahlen, eher marschiren sie keinen Schritt weiter. Herr Georg war sehr in Nöthen; er hatte Botschaften, daß die Bauern seine eigenen Schlösser und seine Frau und Kinder bedrängen. Die Landsknechte waren nicht zu bewegen. Schon lag das Heer bald acht Tage bei Günzburg und Leipheim. Weil ihm die Landsknechte abhändig waren, schickte Herr Georg an Etliche vom Adel, ihm zu 360Gefallen nach Wolfegg zu ziehen und dieses Schloß und Waldsee zu schützen; denn er fürchtete, die Bauern möchten seines Geschützes sich bemächtigen. Es zogen auch mit einander die Herrn von Reischach, Rosenberg, Reinach, Fürth, Hornstein, Landau in des Truchseß Herrschaft hinauf; Georg Henze, ein Knecht des Letztern, machte den Wegweiser. Indessen brachten Herr Georg und Graf Wilhelm den Bund dahin, daß er sich mit den Landsknechten vertrug, und beide Feldhauptleute verbürgten sich, daß der Bund binnen dreißig Tagen jenen Monatsold bezahlen werde; die Landsknechte dagegen versprachen, während dieser Zeit dem Truchseß zu folgen, wohin er sie führe. Auf dieses erhob sich der ganze bündische Zeug Dienstags in der Charwoche, um hinauf gegen die drei verbrüderten Bauernhaufen zu ziehen. Seidlers Handschrift.

Zu gleicher Zeit, da die Landsknechte still lagen, zog Graf Ulrich von Helfenstein von Günzburg aus mit einem reisigen Zeug in das Roth-, Kammlach- und Günzthal bis Pfaffenhausen, um diese Thäler zu brandschatzen. Die Bauerschaft dieser Thäler, die alle zum rothen Fähnlein gehörten, war als ein »mächtiger böser Haufen« berufen. Der Helfensteiner zog hin und her, ohne daß die Bauern sich ihm stellten. Statt mit Plündern sich aufzuhalten und seine Leute zu zerstreuen, schätzte er die Orte um Geld, Engstetten z. B. brandschatzte er um 160 fl., Bibrach um 101fl. Einen Roggenburger Mönch, Jerg Maler, der. mit den Bauern zu Felde lag, nahm er hier gefangen, und führte ihn an einem Stricke mit sich wie einen Hund, auch noch nach geendigtem Kriege. Thomanns Handschrift. »Endlich legte der Graf selbst bei dem Bund Fürbitte für ihn ein. Als er hier loskam, ließ ihn sein Visitator einziehen und zu Auersberg in einen Thurm legen, doch er entkam heimlich, und wurde darnach gar zu einem ketzerischen Buben.« Die von Babenhausen ließ der Graf sich huldigen und brandschatzte sie um 42 fl., die von Gauerzhofen um 20 fl.; außerdem mußte jede Hofraite 6 fl. Bundessteuer geben und den zugefügten Schaden ersetzen. Die Bauern aber säumten auf der andern Seite auch nicht.

Da die im Allgau hörten, daß der schwäbische Bund das Schwert gezogen habe und der Truchseß heranziehe, wollten auch sie nicht die 361Letzten bleiben. Jetzt verfuhren auch die Hauptleute strenger; die einen erklärten: Wer es nicht mit ihnen hielte, der sollte als ein Verräther an der allgemeinen Sache angesehen und ihm als einem Feinde ein Pfahl vor das Haus geschlagen werden. An andern Orten mußte, wer jetzt nicht dem Volksbunde beitrat, es mit schwerem Gelde büßen.

Am ersten April hatten sie sich aufgeboten und am zweiten, am Sonntag Judica, zog der Oberallgäuische Haufen vor das Schloß Liebenthann, wohin der Fürstabt sich geflüchtet hatte, schnitt der Feste das Wasser ab und sperrte alle Zugänge. Der Rath der Stadt Kempten fürchtete einen Angriff auf die Stadt. Daß die Bauern auf das Kloster es absehen, davon hatte man gewisse Nachricht. Auf Thoren und Mauern wurde darum in der Stadt Alles zur Abwehr gethan, und während die Sturmglocke in der Stadt in der Frühe des dritten April angeschlagen wurde, um die Bürger auf die Mauern zu rufen, zogen die Bauern unter Anführung des Knopfs von Luibas, des Walther Bach und des Hans Schnitzer von Sonthofen mit großer Macht heran, dem Kloster zu, und nahmen es ein. Die Conventherren und das Hofgesinde mußten das Gotteshaus räumen, die meisten Vorräthe, Alles, was an Kostbarkeiten da war, nahmen die Hauptleute an sich, und dann aß und trank der ganze Haufen. Auch die Gemeinde in der Stadt bedachten sie freundlich, sie schickten ihr zwei große Fässer Wein hinein; aber der Rath wollte dieses Geschenk nicht annehmen, und ließ, um die Zünfte zu gewinnen, jede auf ihre Zunftstube bieten und traktirte sie selbst mit Wein und Brod. Nachdem die Bauern die Bücher aus der Bibliothek, alle Register und Urkunden aus der Kanzlei, auch etliche Glocken auf ihre Wagen genommen und die Ställe geleert hatten, wobei mancher Unfug mitunterlief, zogen sie vor das Schloß auf dem Schwäbelsberg, welches sie gleichfalls nahmen, leerten und zerstörten. Ebenso wurden die fürstlichen Schlösser Hohentann und Wolkenberg von ihnen berennt, ausgeleert und zerstört. Den Vogt Werner von Raitnau, der auf Hohentann saß, wie den Vogt Moriz von Altmannshofen, ließen die Bauern ungefährdet abziehen; dem Ersteren geleiteten sie seine Habe bis nach Leutkirch, dem Andern, der sich in die Stadt Kempten begab, ließen sie 18 Wagen mit Hausrath dahin folgen. Bei der Einnahme des Schlosses Wolkenberg waren besonders die Bauern des Fleckens Obergünzburg eifrig. 362Dieser zwischen Dietmannsried und dem Kloster Ottobeuren gelegene allgäuische Flecken, von Anfang an der Volkssache sehr ergeben, zeigte sich eifriger, als alle andern, seit der Volkskrieg gegen die Herren eröffnet war; denn die Obergünzburger nahmen selbst ihre Stiftungskasse und brachten 340 Pfund Heller daraus zur allgemeinen Bundeskasse, ebenso den Erlös einer silbernen Monstranz, daran die Kunstarbeit 110 fl. gekostet hatte. Als Wolkenberg genommen war, führten sie den ganzen Haufen in ihren Flecken und bewirtheten ihn. Der Fürst saß wie in Sicherheit auf Liebenthann; er hielt es zu fest für die Bauern. Die Günzburger aber hatten bei Zeiten, da sie noch Zutritt in das Schloß hatten, sich alle Gelegenheiten wohl gemerkt, und jetzt, da der Haufe rathschlagte, wie die Feste zu gewinnen wäre, theilten sie mit, was sie wußten. So lagerte ein Theil des Haufens am 8. April sich vor Liebenthann, der größere Theil wandte sich gegen den Lech, um Füssen einzunehmen.

Die Füssener, die sich bisher immer nur durch Worte, die mehr Ausflüchte waren, dem Allgäuischen Bunde angeschlossen hatten, ohne mit der That in denselben einzutreten, wurden am 6. April zum letztenmal von Walther Bach aufgefordert, sie sollen sich, da sie so hart an der Bauerschaft Seite liegen, und die Feinde derselben bei sich aufenthalten, endlich erklären, ob sie ihnen zu der göttlichen Gerechtigkeit einen Beistand thun und mit ihnen eins sein wollen oder nicht, zu heben und zu legen. Furtenbach's Bericht, Handschrift in Schmid's Sammlung. Die von Füssen, welche ihr Herr, der Bischof von Augsburg, bis zur Stunde ohne alle Hülfe gelassen hatte, hatten sich an die österreichische Regierung nach Innsbruck gewandt, und der Erzherzog Ferdinand hatte ihnen schon unterm 4. April Büchsenmeister und Pulver und die Zusage zukommen lassen, einen reisigen Zeug nach Füssen legen zu wollen.

Indessen schrieben die von Füssen an den obersten Hauptmann im Allgau die Bitte, ihnen anzuzeigen, wer die Feinde der Bauerschaft seien, welche sie aufenthalten sollen, so wollen sie gebührliche Antwort geben. Walther Bach antwortete, der Bischof von Augsburg sei ihr Feind, sie seien des Bischofs, haben auch der Landschaft auf wiederholte Einladung keinen Beistand thun wollen: darum werden sie noch heute fremde Gäste vor Füssen haben.

363

Noch ehe der Bote zurückkehrte, sah er schon die Anstalten der Bauern zum Aufbruch. Walther Bach handelte nicht nach eigenem Gutdünken, sondern auf Befehl der allgemeinen christlichen Vereinigung. Wahrscheinlich war es auf der großen Versammlung zu Gaisbeuren, wo alle drei Haufen beisammen waren und wo die allgemeinen Beschlüsse über den Operationsplan der Bauern gefaßt wurden. Die Belagerung und Einnahme der Schlösser und Plätze geschah ausdrücklich in Folge eines Beschlusses der drei Haufen, und von Gaisbeuren aus scheint sich die allgemeine christliche Vereinigung in viele kleinere Belagerungskorps aufgelöst zu haben, und zwar so, daß bei jedem Korps Fähnlein aus den drei Haufen gemischt sich fanden. Dies geht deutlich hervor aus Akten des Kaufbeurer Archiv's in Schmid's Sammlung. Bestimmt gefaßte Artikel vom Abthun der Schlösser und Stifter kamen zum Vollzug.

Walther Bach ließ durch 200 Bauern die Lechbrücke zu Binswangen besetzen, damit von Innsbruck aus denen zu Füssen kein Beistand kommen könnte. Walther Bach selbst legte sich mit 13 Fähnlein nach Rieden. Er wartete hier auf den unterallgäuischen Haufen; dreihundert Bauern schickte er an den Bilsberg, um, sobald der Gewalthaufen sich vor Füssen legen würde, von hinten vor Faulenbach ins Kloster zu fallen, und denen von Füssen, was sie auch sogleich thaten, das Wasser abzuschneiden durch Zerstörung der Brunnen und Deichel; auch nach Altensee in den Birkenhügel legte er eine Abtheilung, und rings um Füssen her versteckte er viele Bauern in den Bergen. Zwei Stunden vor Tag, am Palmtag, ritt der österreichische Hauptmann Jurischitsch mit etlichen Pferden von der Ehrenberger Klause gegen die Brücke bei Binswangen. Sogleich wichen die Bauern daselbst hinter sich. Er besprach sich mit dem Bauernhauptmann Michael Kempter, wie sie dazu kommen, in seines Herrn von Oesterreich Land sich zu legen. Er erhielt die Antwort, sie haben die Straße nach Füssen zu sperren Befehl, nicht aber, der Grafschaft Tyrol Schaden zu thun. Jurischitsch erklärte, er habe Befehl, von Sr. Durchlaucht dem Erzherzog, die Stadt Füssen gegen die Bauern zu schützen, der Erzherzog wolle sie sich als seine Stadt bewahren. Wenn, sagten die Bauern, dem so sei, und die Stadt vielleicht schon zu 364Oesterreich gehöre, so wollen sie das ihren Obern anzeigen. Darauf ritt der österreichische Hauptmann über die Brücke zurück und ließ sie eilends hinter sich abwerfen. Denen in der Stadt ließ er wissen, er werde wo möglich noch zu Abend mit allen Pferden zu ihnen hineinkommen, und wenn die Bauern sich inzwischen vor die Stadt legen würden, so sollten sie nur denselben anzeigen, sie gehören dem Hause Oesterreich zu und stehen in Schutz und Schirm Sr. Fürstlichen Durchlaucht. Die Stadt Füssen war durch Spione, die sich unter die Bauern mischten und durch den Lech schwammen, von der Nähe der Gefahr, die ihr drohte, genau unterrichtet, und sie zog es vor, da ihr keine andere Wahl blieb, lieber zum Hause Oesterreich, als zu den Bauern zu fallen. Sie ergab sich durch eine Urkunde in des Erzherzogs Schutz, und während ihr Bote mit der Zusicherung zurückkehrte, sie solle von nun an keine Sorge vor den Bauern haben, zeigte sich das erste Fähnlein des Gewalthaufens der Bauern unter Hans Beuchlin von Weissensee her: hinter dem Aschenberg kamen sie hervor bis zu der Schießhütte, wo sie ein Rädlein und Halt machten. Die von Füssen, denen die Bauern der Nachbarschaft schon in den vorigen Tagen an Hab und Gut Schaden gethan, einen Theil ihres Viehs auf der Weide weggetrieben und geschlachtet hatten, sammelten sich mit ihren Wehren und warteten, was die Bauern vornehmen würden, der Rath aber sandte den Edeln Hans Schade, den Bürger Caspar Deschenmaier und einen Schildbuben hinaus zu den Bauern und erinnerte sie, daß die Stadt jetzt dem Hause Oesterreich zugehöre, und daß der oberste Hauptmann der Bauern zugesagt habe, sie wollen dem Hause Oesterreich und denen, die ihm zugeschworen haben, keinen Schaden thun. Die von Füssen, antwortete der Bauernhauptmann Beuchlin dem von Schade, gehören dem Bischof von Augsburg und nicht dem Hause Oesterreich; es sei ein verdeckter Handel; doch wolle er die Sache dem obersten Hauptmann Walther Bach und den Andern anzeigen. Er zog auch mit seiner Schaar wieder ab, zurück auf Rieden, wo Walther Bach auf den Unter-Allgauer Haufen wartete, den Florian Greisel, der Hauptmann desselben, die Straße herauf ihm zuführen sollte, um Montags frühe mit aller Macht Füssen anzugreifen. Das hatte auch Beuchlin gegen den von Schade verlauten lassen. Wenn wir Bauern, sagte er, die 365Stadt gewonnen haben, so wollen wir sie der fürstlichen Durchlaucht zu einem Beichtpfennig schenken, denn wir sind alle des Willens, morgen mit denen von Füssen zu frühstücken.

Der von Schade ritt eilends hinauf nach der Ehrenberger Klause, und der Hauptmann Jurenschitsch schickte den von Izendorf mit einem Brief an Walther Bach. Dieser sagte zu, mit seinem Haufen bis Montag 8 Uhr Morgens stille liegen zu wollen. Indessen rüsteten sich die in Füssen drinnen den Palmtag über aufs Beste gegen die Bauern, die Klostermönche bewehrten sich, wachten und schilderten wie die Bürger.

Am Montag nach dem Palmtage zog Walther Bach mit drei Haufen vor die Stadt. Drei Bauern schickte er an das Thor, um zu parlamentiren. Die in der Stadt schickten den von Izendorf und etliche vom Rath und Gericht hinaus zu Walther Bach, der sie inmitten eines Ausschusses von 50 Bauern erwartete. Der oberste Bauernhauptmann hielt ihnen vor, wie sie auf alle Aufforderungen der Landschaft bisher keine genügende Erklärung gegeben haben, und die allgemeine evangelische Verbrüderung stelle durch ihn zum letztenmal das Begehren, daß die von Füssen zu ihr stehen und dem göttlichen Recht und dem heiligen Evangelium Hülf und Beistand thun; denn sie wollen dasselbe aufrichten; die Bauerschaft sei merklich beschwert, ihre Herren haben sie zu hart gedrückt; sie wollen nie und nimmermehr in die alten Fußstapfen treten, und ehe sie solches thäten, ehe müßte Menschenblut fließen wie Wasser aus der Erde. Die von Füssen antworteten, in ihre Bundesgenossenschaft zu treten, stehe nicht in ihrer Macht. Der von Izendorf mahnte Walther Bach an seine Zusage, alle, die zu dem Hause Oesterreich gehören, unbekümmert lassen zu wollen. Walther Bach that, als wäre er voll Zorns hierüber. Er drohte, in der Stadt, die der Bauern abgesagten Feinde, dem Bischof von Augsburg, zugehöre, das Unterste zu Oberst zu kehren und fand es ganz unbillig, daß die fürstliche Durchlaucht von Oesterreich sich derer von Füssen so annehme; es sei nicht Kriegsgebrauch, daß ein Fürst dem andern Verbündeten seine Feinde entnehme und schütze. Handschriftlicher Bericht in der Sammlung des Präl. v. Schmid.

Den Schlüssel zu dieser letzten räthselhaften Aeußerung des 366obersten Hauptmanns der Bauern gibt Folgendes. Erzherzog Ferdinand, ein politischer Kopf, der die religiös-politischen Bewegungen der Zeit zu Vergrößerung der Macht des österreichischen Hauses auszubeuten mehr als irgendein protestantischer Fürst geneigt war, er, der Baiern in allem Ernste vorschlug, das Erzstift Salzburg in diesen günstigen Zeitläufen unter sich zu theilen, Instrukion Ferdinands an seine Commissäre bei Bucholz. IX. 621. war auch mit mehreren Hauptleuten der allgäuischen Bauern in geheimes Verständniß getreten, namentlich mit Walther Bach, der lange unter Georg von Frondsberg dem Hause Oesterreich in Italien gedient hatte; durch den gemeinen Mann wollte er sich zum Herrn der schönen obern Lande machen, so weit sie noch nicht österreichisch waren; alle die kleinern und größern geistlichen und weltlichen Herrschaften unterdrücken, und, wie das schöne Württemberg, auch diese Gegenden zu dem Hause Oesterreich ziehen. So wenig darum Ferdinand im Anfang der Volksbewegung gegen die Bauern nachsichtig war, so sehr zeigte er sich im Fortgang geneigt, die Bauerschaften in Schutz zu nehmen und sie an sich zu ziehen. Mittheilung des Herzogs Wilhelm von Baiern an seine Landschaft im Jahre 1529, im Münchner Archiv. Rescript Ferdinands bei Bucholz VIII. 109. Der schwäbische Bund ließ auch seinen Unmuth gegen den Erzherzog aus, indem er seinem Geschäftsträger Doktor Frankfurter ausdrücklich erklärte, an allem dem, was der Bund gegen die Bauern gehandelt habe, sei bisher bei Niemand mehr Mangel gewesen, als der fürstlichen Durchlaucht, und wenn der Erzherzog nicht mehr Ernst zeige, werde sich der Adel von ihm wenden. Urkunden im Stuttgarter Staatsarchiv.

Hieraus erhellt die Stellung des Erzherzogs Ferdinand zu den Allgauern und andern Bauerschaften. Diese waren, ohne daß sie es wußten, von Walther Bach an Oesterreich so gut als verrathen. Als der von Izendorf betheuerte, daß die von Füssen zu Oesterreich übergetreten seien und geschworen haben, ging Walther Bach auf das Begehren eines augenblicklichen Abzugs ein. Es geht aus Allem hervor, Walther Bach hatte durch besondere Vorspiegelungen die Oberallgäuer zur Zustimmung vermocht, das Haus Oesterreich unbekümmert zu lassen. Der große Haufe aber glaubte nicht daran, 367daß Füssen österreichisch geworden sei. Er schrie, es sei ein Spiegelfechten, ein verdeckter Handel. Peter, der Vogt von Nesselwang, ein Rädelsführer der Bauern, rief: sie wollen sich von Stund an bei fürstlicher Durchlaucht Hof erkunden, ob dem also wäre, was man ihnen vorspiegle, daß die von Füssen zum Hause Oesterreich geschworen haben. Wo sich das nicht als wahr erfinde, und sie die Bauern unbillig mit Worten aufziehen, so wollen sie die Stadt bis auf den Grund umkehren und das Kind in Mutterleib nicht schonen. Aber Walther Bach setzte den Abzug durch. Es wurde vertragen: weil die Landschaft bis an die Mauer der Stadt Füssen zum Bunde der Bauern gelobt habe, so sollen die in der Stadt in ihren Ringmauern bleiben, und nicht herauskommen bis zu Austrag der Sachen. Die Hellersehenden im Haufen aber und die auf die Plünderung der Stadt Begierigen – zu Weissensee warteten die Weiber mit Roß und Wagen auf die Beute – brachten, nachdem Walther Bach auf Nesselwang sich zurückgezogen hatte, es dennoch dahin, daß die oberste Hauptmannsstelle Walther Bach abgenommen und Paul Probst von Oberndorf übertragen wurde. Handschriftlicher Bericht in Schmid's Sammlung.

Weit thatkräftiger und redlicher war der andere Hauptmann des Oberallgauer Haufens, Jörg Schmid, der Knopf von Luibas, obgleich es ihm nicht gelang, seine zuvor so besonnenen Kemptner zu bewahren, daß nicht auch sie wie andere in Ausschweifungen und freveln Muthwillen ausarteten. Viel unnütze Leute aus der Stadt Kempten selbst liefen nach und nach in sein Bauernlager hinaus und verdarben die Landleute. Er hielt Liebenthann gesperrt, und indem er einen günstigen Augenblick für die Einnahme der Stadt Kempten abwartete, nahm er indessen alle festen Plätze in der Landschaft ein. Von den Belagerungen dieser Plätze weg streiften einzelne Horden da und dorthin. So eine am 14. April, es war gerade Charfreitag, zu einem zweiten Besuch in das Gotteshaus Kempten. Diese Rotte leerte vollends Alles aus, was noch vom letzten Besuch in Küche und Keller übrig war. Die Schlimmsten waren auch hier wieder lose Bürger aus der Stadt, die, obgleich das Hinausgehen verboten war, sich an sie anschlossen und nach dem Zeugniß ihrer eigenen Mitbürger mehr Unheil verübten als die Bauern. Sie zehrten im Stifte 368so lange, bis nichts mehr vorhanden war. Dann brach der Muthwillen ruchlos aus. In der Stunde, da sonst das Hochamt in den Zeiten der Ordnung gehalten wurde, zogen die Bauern in Prozession mit Spießen, Lanzen und Bogen unter Lachen und Spott um das Gotteshaus, warfen die Heiligenbilder herab, und übten den größten Unfug an Allem aus, was man für heilig hielt. Einige sägten einem schönen Marienbild, »Unserer Frauen«, mit einer Säge den Kopf ab, zerschlugen das Kindlein in ihren Armen, warfen den Taufstein um und trugen ihn weg, sprengten das Sakramenthäuslein auf, zerschlugen die Kanzel und zwei Orgeln. In dieser wüsten, schwärmerischen Wuth zeigte sich der Einfluß der zahlreich in dieser Landschaft rührigen Wiedertäufer; es waren dieselben Scenen, wie sie die Wiedertäufer früher in dem Gebiet zu Waldshut und zu Zürich aufführten. Unter Gelärm und Musik zog die Rotte von dem Gotteshaus weg, und ließ es in öder Einsamkeit hinter sich.

Die Schlösser der Edelleute im Allgäu fielen eines nach dem andern. Die Hauptleute Hans Schnizer von Sonthofen und Andere belagerten und berannten sie. Die Güter Adams von Stein und des Junkers Jörg Mangold zu Waldek wurden sehr beschädigt. Georg von Langenek sah sich genöthigt, sein Schloß gleichen Namens den Bauern zu übergeben, die es besetzten. Diepold von Stein erlitt von ihnen durch Brand und auf andere Weise großen Schaden; ebenso Achaz von Rotenstein, der Pfleger zu Schöneck, an seinem Schloß Falken: gegen Alle, die sich weigerten in die Brüderschaft zu treten, wurde den angenommenen Artikeln gemäß mit Krieg vorgefahren. Kemptische Chronik, Handschrift bei Schmid. Urkunden des Kaufbeurer Archivs, ebendaselbst. Kunz von Riedheim fingen sie in seinem eigenen Schloß zu Irmazhofen; er wurde, als er sich wehrte, hart verwundet, durch einen Lanzenstich. Als einen besondern Bauernfeind führten ihn die Bauern immer in einem Karren mit sich, trieben ihren Spott mit ihm, und er mußte zusehen, wie sie seine Schlösser Angelberg und Im Wald stürmten, plünderten und verbrannten. Es war umsonst, daß er ihnen für seine Freiheit und für Ablauf des Plünderns und Brennens 40,000 Gulden anbot. Nur bei einem Bauern fand er Theilnahme. Hans von Lesperg trug ihm heimlich Speise und Trank zu, als es ihm 369in seiner Gefangenschaft hart ging. Zuletzt gewann er durch Bestechung die Hauptleute; da schätzten sie ihn nur um 4000 Gulden; er mußte jedem Hauptmann sechs, jedem Doppelsöldner drei, und Jedem Bauern einen Gulden geben. Urkunde des Kaufbeurer Archivs. Niklas Thoman, Handschrift. Hörmann zu Gutenberg, Handschrift auf dem Kaufbeurer Archiv, Auszüge in Schmid's Sammlung.

Auch dem Fürst Abt, Herrn Sebastian von Breitenstein, fing es nachgerade an etwas unheimlich auf seinem festen Schloß Liebenthann zu werden. In der ersten Zeit befand er sich mit dem Dechanten Ek von Reischach, seinen Conventherren, Verwandten und Räthen, unter den Heiligthümern, dem Geld, Kostbarkeiten und Briefschaften seines Gotteshauses, die er hieher gerettet, ganz wohl; die Burg dünkte ihm ein sicherer Hort. Auch andere Herren, wie Adam von Stein, hatten ihr Gold, Silber, Kleinodien und anderes Gut auf diese Feste geflüchtet. Als aber der Fürst seine und der anderen Herren Schlösser in die Hände der verschiedenen Bauernhauptleute, denen dieses oder jenes zur Einnahme befohlen war, fallen sah, und die Aussicht auf Entsatz immer ferner wurde, da wurde ihm bange. Jetzt machte er, der so lange die Bauern und ihre Rechte mit Füßen getreten und seinen Hohn mit ihnen getrieben hatte, ein gnädiges Erbieten um das andere; jetzt sandte er, der die treuherzigen Landleute auf vierzehn Tagsatzungen genarrt hatte, einen Vergleichungsvorschlag um den andern an den Knopf von Luibas hinunter. Er sah, bei den Bauern fand er kein Vertrauen mehr, bei den Bürgern keine Hülfe. Er berieth sich im Schloß mit den Seinen. Sie waren Alle der Ansicht, daß man den Bauern die Feste übergeben solle, wenn sie nur ihnen Allen das Leben sichern. Auf diese Unterhandlung gingen die Bauern ein. Sie ließen dem Fürst Abt zwei Pferde, zehn silberne Becher, sein Bettgewand und an baarem Geld dreihundert Gulden folgen, und sicherten Allen das Leben und die Freiheit. Aber Alles, was im Schlosse war, heilige Gefäße, Silbergeschirr, Baarschaft, Pferde, Vieh, Wein, Getreide, Hacken-, Schlangen- oder Handbüchsen, Harnische und Hellebarden oder andere Waffen, Hausrath, Urkunden und Bücher mußte der Fürst den Bauern überlassen. Rathsherren von Kempten waren es, durch die 370der Fürst mit den beleidigten Landleuten diesen Vertrag zum Abschluß brachte. Er war froh, daß sie sein Leben und das seiner Räthe schonten. Sie gestatteten sogar, daß der Fürst, die Conventherren und alle die Seinen in der Stadt Kempten ihren Sitz nehmen durften; doch erhielten Alle, außer dem Fürsten, nichts verabfolgt. Als der Knopf von Luibas alle Beute des Schlosses zu Handen der Landleute genommen hatte, erschien der Bürgermeister von Kaufbeuren, Blasi Honold, mit etlichen Rathsherren im Bauernlager vor Liebenthann. Die Räthe des Fürsten hatten die Stadt Kaufbeuren, die in gutem Vernehmen mit den Bauern stand, um ihre Verwendung bei den Letztern gebeten, damit die auf Liebenthann gefundenen Güter unversehrt erhalten werden möchten. Nach eingeholtem sicheren Geleite von den Bauern erschienen die Kaufbeurer Herren noch an Charfreitag, an demselben Tage, da das Schloß übergegangen war, und verwendeten sich für die Heiligthümer, Papiere und andere Güter. Die Hauptleute und Räthe im Bauernlager, zwölf an der Zahl, gaben zur Antwort, was sie erobert und erbeutet haben, das wollen sie zum Krieg anwenden. Sie hatten auch bereits einiges Silbergeschirr miteinander getheilt, und boten den Kaufbeurer Abgeordneten zwei silberne Särge um etliche tausend Gulden zum Versatz an. Die Herren von Kaufbeuren lehnten es ab, unter dem Vorwand, daß ihre Stadt nicht mit Geld versehen sei. Auch in Betreff der Urkunden und Briefe konnten sie nichts von den Bauern erhalten. Die Briefe, sagten die Bauern, wollen sie lesen, das Dienliche behalten und das Uebrige an andern Orten verwenden. Aus dem Kaufbeurer Archiv.

Alle Beute, Heiligthümer, wie das andere Gold und Silber, Getreide, Wein, Geld, Geschütz und andere Waffen vertheilten die Bauern unter die verschiedenen Haufen; es waren ansehnliche Mittel, den Volkskrieg weiter zu führen; die Urkunden des Stifts nahmen die Günzburger an sich; diese besetzten auch das Schloß Liebenthann. Man hatte es zwar, als Alles daraus hinweg war, angezündet, aber es war nur beschädigt worden, nicht ausgebrannt; auch das Gotteshaus bei der Stadt, an welches oft Feuer gelegt wurde, hatte das Glück, nicht abzubrennen. Kemptische Chronik, Handschrift.

371

Den Abt und die Seinigen geleitete der Rath der Stadt Kempten in seine Mauern. »So krank die Stadt der Zeit im Säckel war,« so rückte sie jetzt doch wieder bei dem Fürsten mit ihren Kaufs- und Ablösungsvorschlägen hervor: sie wollte sich die unglücklichen Umstände des Abtes zu Nutzen machen. Denn er und das Convent waren so weit, daß sie in den Osterferien bei der Stadt Kaufbeuren 1000 fl. entlehnen und all ihr Eigenthum verschreiben wollten, aber ohne Erfolg. Kaufbeurer Archiv. Seuter, der Kemptner Bürgermeister, stellte ihnen die Unwahrscheinlichkeit einer Hülfe von Seiten des Bundes stark genug vor, und in Erwägung der großen Dürftigkeit, worin der Abt nun mit seinem Convent gerathen war, der geringen Hoffnung auf Rettung und der bisherigen Irrungen, welche durch das Verhältniß des Gotteshauses mit der Stadt so oft entstanden waren, und nicht selten große Kosten verursacht hatten, entschloß er sich, wie ungerne auch, zuletzt doch, die Gerechtigkeiten, die das Gotteshaus in der Stadt hatte, dem Rath käuflich zu überlassen. Der Kauf wurde um 32,000 fl. geschlossen. Der Abt jedoch war noch lange nicht zur Ausstellung des Kaufbriefes zu vermögen. Es reute ihn, er wollte zuwarten, und als sich später die Aussicht auf Hülfe vom schwäbischen Bund erhellte, versuchte er in der Vermummung eines Narren aus der Stadt zu entkommen. Ein Bürger erkannte ihn, Seuter ließ ihn auf allen Seiten bewachen und nöthigte ihn, seine Zusage einzuhalten und den Kaufbrief auszustellen, was er am 6. Mai that. In allen Zünften wurde ein Weinkauf veranstaltet, woran Jung und Alt fröhlich Theil nahm, bei Wein, Brod und Braten; und als der Abt wieder in sein Gotteshaus kam, gab er auch allen Zünften in der Stadt ein Mahl. Kemptische Chronik, Handschrift.

Während dies im obern Allgau geschah, bedrängten die Unterallgäuer die Edelsitze in ihrer Landschaft, darunter auch die Schlösser des Truchseß selbst, Wolfegg und Waldsee. Am Mittwoch vor dem Gründonnerstag war ein Haufe aus dem Illerthal in das Kloster Ochsenhausen gefallen und hatte darin plündern wollen. Da kamen die Hintersassen des Klosters, trieben die Plünderer ab und besetzten es. So blieb Haus und Convent sicher in ihrer Hut. 372Während Florian Greisel, der oberste Hauptmann des Unterallgäuer Haufens, die Straße hinauf ins obere Allgau gezogen war, befehligte der Hauptmann Jakob von Hundspiß die Abtheilung, welche Wolfegg und Waldsee belagerte. Die von dem Truchseß nach Wolfegg gesandten Ritter vermochten nicht in das Schloß zu kommen; die Bauern, hielten es, von allen Seiten eingeschlossen. Dagegen gelang es ihnen, sich nach Waldsee in das Schloß hineinzuwerfen, welches noch nicht eingeschlossen war, doch auch das nicht, ohne sich mit einer Zahl Bauern schlagen zu müssen, ehe sie hinein kamen. Und bald war auch dieses Schloß von den Bauern umlagert, und die darin sahen sich aus Mangel an Lebensmitteln in Kurzem genöthigt, durch die Bürger von Waldsee sich mit den Bauern dahin zu vertragen, daß sie, die Ritter, ihren beschädigten Bauern zu Recht stehen und nicht mehr wider gemeine Bauerschaft fechten, auch den Bauern 4000 Gulden zahlen wollen, wofür die Stadt Waldsee Bürge wurde. Auf das zogen die Bauern von dem Schlosse hinweg; in demselben lag des Truchseß Gemahlin mit ihren Kindern, und das Schloß konnte sich frisch versehen. Bald aber verbreitete sich das Gerücht, die Bauern wollen nach Waldsee zurückkehren, des Truchseß Gemahlin und Kinder gefangen nehmen, mit denselben vor Wolfegg ziehen und die Besatzung in diesem Schlosse, wo eine ziemliche Zahl trefflichen Geschützes lag, dadurch zur Uebergabe nöthigen, daß sie ihre Herrin und die Kinder derselben, wenn sich die Besatzung nicht ergebe, hinzurichten droheten. Dann, wenn sie das Geschütz von Wolfegg gewonnen hätten, wollten sie mit demselben und seiner Familie dem Truchseß selbst unter die Augen ziehen. Seidler, Handschrift.

Am glimpflichsten verfuhr der Seehaufen. Auf die Botschaft, daß der Truchseß die im Ried angegriffen habe, hatte sich Eitel Hans Ziegelmüller aufgemacht, den angegriffenen Brüdern mit einer Abtheilung zu Hülfe zu ziehen. Er kam bis Weingarten, kehrte aber wieder nach Bermatingen um, da er hier erfuhr, wie der Truchseß aus dem Ried wieder abgezogen sei. Im Gotteshaus zu Salem waren sie am 1. April in großen Sorgen, weil ein Gerücht kam, der Allgäuer Haufe ziehe mit Macht daher, das Kloster abzuthun. In der Nacht sandte der Convent nach Bermatingen zu 373dem obersten Hauptmann des Seehaufens. Der entbot ihnen, sie sollen fröhlich sein, es sei nichts an der Sache, er aber werde morgens mit 300 Mann durchziehen, und er bitte, seinen Leuten eine Suppe und einen Trunk zu geben. Samstags vor Judika, um 10 Uhr Morgens, zog Eitel Hans in das Kloster, die Mönche bewirtheten seine Leute im Gasthaus, den Hauptmann, seine Räthe, Waibel und Trabanten in der Abtei. Nach dem Essen zog er nach Auingen und errichtete auch hier einen Lagerplatz unter dem Hauptmann Uhle von Pfaffenhofen, aß und trank auf der Rückkehr wieder im Kloster Salem, und begehrte an die Conventsherren, daß sie zum Bunde schwören sollten, »denn er habe einen Befehl dazu vom hellen Haufen.« Der Convent bat um Bedenkzeit, er bewilligte ihn und zog mit den Seinen wieder nach Bermatingen. Am Sonntag Judika, dem 2. April, war große Volksgemeinde zu Bermatingen, in die 8000 Bauern kamen zusammen und tagten. Abends um die neunte Stunde brachen sie auf und zogen vor Markdorf, die Stadt in den Bund schwören zu lassen, oder sie zu stürmen. Die überraschten Bürger übergaben sie, ohne Sturm, ohne einen Schuß, mit allem Geschütz. In die 4000 Bauern legten sich noch in der Nacht in die Stadt, und des andern Morgens schwur die ganze Gemeinde in die Hand Eitel Ziegelmüllers. Denselben Morgen noch zog er weiter vor das Schloß Ettendorf, nahm es ein und besetzte es, und am gleichen Tage noch rückte er weiter und zog vor Mörsburg. Die Bürger gingen dem Bauernheere mit Brod und Wein entgegen, übergaben die Stadt, und der Hauptmann ließ sie in den Bund geloben. Inzwischen hatte auch das Gotteshaus Salem von seinem nach Ueberlingen entwichenen Prälaten die Erlaubniß erhalten, in den Bund der Bauerschaft zu geloben, und sie thaten es in die Hand zweier von Eitelhans abgeordneten Bauernräthe, Benedicts, des Vogts von Bermatingen, und Hans Jakob Jörg von Lechstetten; sie hatten nur auf die zwei Artikel zu geloben, das Evangelium ohne menschlichen Zusatz zu verkünden, und den Bauern das »Gottesrecht« handhaben zu helfen. Zugleich verordneten die Bevollmächtigten des Hauptmanns drei Weltliche in das Gotteshaus, welche alle Gewalt über die Truche hatten, und weder Wein noch Korn flüchten ließen. Der Hauptmann sagte dem Kloster zu, daß er es nicht verkürzen wolle. 374Eitel Hans verfuhr überhaupt mit viel Schonung und Mäßigung gegen die Sitze der Edelleute wie der Geistlichen. »Er war ein guter Gotteshausmann,« sagt der Mönch von Salem, »und hat seine Hand getreulich ob uns gehalten; es wäre uns ohne ihn vielleicht nicht gut gegangen.« Die Allgauer vom Raithenauer Platz unter Dieterich Hurlewagen wollten mehrere Male das Kloster Salem verderben; Eitelhans, der oberste Hauptmann, verhütete es.

Von der Stadt Mörsburg zog er vor das Schloß Mörsburg, denn dieses hatte sich mit jener nicht zugleich ergeben; Kilian Reuchlin, der Vogt des Bischofs von Constanz, vertheidigte es. Der Haufe drang auf den Sturm und die Zerstörung desselben. Eitelhans bewahrte das schöne Schloß davor, und vertrug sich mit dem Bischof von Constanz, Hugo von Landenberg, daß derselbe dreihundert Gulden Brandschatzung und sechs Fuder Wein für das Schloß gab, und das Schloß selbst mit allem Geschütz, was darin war, zur freien Benützung des Hauptmanns der Bauern stellte. Auch Tettnang, das Schloß Hugo's von Montfort, forderte Eitelhans auf, nahm es ein und besetzte es. Stift und Stadt Buchhorn, das jetzige Friedrichshafen, schloß er zu Land und von der Seeseite ein. Während er davor lag, kam ihm Botschaft von dem Erzherzog Ferdinand, welche ihn zum Abzug bewog. So hatte, wie es scheint, der Erzherzog auch mit dem Seehaufen ein Verständniß.

Die von Buchhorn sandten dem Hauptmann der Bauern nach Bermatingen ihre Bevollmächtigten, welche im Namen der Stadt in den Bund gelobten, und Eitelhans benützte ihre Rückkehr, durch sie die Ueberlinger um Freigabe etlicher gefangener Bauern bitten zu lassen: doch die Ueberlinger gaben sie nicht ledig. Sie hatten ihre Stadt gut verbollwerkt und versehen, daß die Bauern ihnen nichts abzugewinnen vermochten. Die Bürger darin waren gar nicht bäurisch, und thaten lange ihre Thore nicht mehr auf; Niemand durfte herein oder hinaus. Nun fuhr Eitel Hans mit 500 Knechten über den See. Wollmatingen und alle andern Dörfern dort umher schwuren in die Brüderschaft. Dann fuhr er wieder herüber. Am 13. April, es war der Gründonnerstag, hielt er einen großen Kriegsrath im Kloster Salem. Da waren alle Räthe aus den neu in die Brüderschaft aufgenommenen Gemeinden, namentlich die Räthe von 375Mörsburg und Markdorf, an die 60 Personen; auch von Radolfzell war eine Botschaft da, um über weitere Operationen gemeinsam zu beschließen. Handschriftlicher Bericht aus dem Salmansweiler Archiv.

Als die Haufen so vorgingen und von allen Enden des Reiches her böse Zeitung kam, eine auf die andere, da überkam »viele Leute Entsetzen,« und Etliche, die kaum noch so hochfahrend waren, »wurden etwas kleinlaut,« im schwäbischen Bund, an Höfen und auf Burgen.


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