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Zwölftes Kapitel.

Erste Kämpfe der Bauern mit dem Adel in Ungarn, in Kärnthen und in der windischen Mark.

Im Frühling und Sommer 1514, also zu gleicher Zeit mit dem armen Konrad in Schwaben, war ein blutiger Aufstand der Diensthörigen in Ungarn unter Georg Dosa, einem gedienten Kriegsmann, der gute Feldherrntalente zeigte, und aus Hörigen und 114Leibeigenen in wenigen Wochen nicht eine Masse, sondern ein Kriegsheer schuf. Selbst Glieder des niedern Adels schloßen sich freiwillig an dieses Heer an, aus Haß gegen den Hochadel; andere wurden vom Volke zum Beitritt gezwungen. Diese slavische Bevölkerung raste unersättlich in Rache wie gegen die Herrenburgen, so gegen die Adeligen: gegen vierhundert der letztern wurden in Kurzem geopfert. Nach langem Siegen wurde er überwältigt und grausam hingerichtet mit vielen der Seinen. An 60,000 Bauern waren in den Schlachten oder auf dem Blutgerüste umgekommen, und der Druck wurde härter.

Ganz zu gleicher Zeit, und zwar stets in denselben Jahren, wie in Deutschland, waren Bewegungen des Bauersmanns im österreichischen Alpenland, namentlich in der windischen Mark.

Gewiß auffallend ist es, daß ganz genau mit den Bundschuhen in Deutschland der gemeine Mann in diesen fernen slavisch-deutschen Landen Jahr für Jahr sich regte und bewegte, nämlich 1502 bis 1503; 1513; 1514; 1515. Aber nicht nur die Jahre, sondern selbst die Art des Aufstandes und die Losung treffen in höchst auffallender Weise zusammen.

In demselben Jahre, in welchem im südlichen Deutschland der Bundschuh des Bruchrains sich aufthat, nahm der Bauernbund in Windischland seinen Anfang, im Jahre 1503. Außer dem, was es von seinen Herren täglich zu leiden hatte, litt Krain seit lange durch immer wiederkehrende Einfälle der Türken und durch Steuern und Kriegszüge, welche dieser Feind hervorrief. In eben dem Jahre herrschte eine große Theurung in diesen Bergen wie anderwärts, und vermehrte die Noth des durch so viele andere Plagen schon erbitterten Landvolks. Es griff zu den Waffen wider seine geistlichen und weltlichen Herren, aber nicht mit Glück.

Die Herren fuhren fort, das Landvolk »mit täglicher Schätzung und Schinderei« zu bedrängen, und im Jahre 1513 erhoben sich die Bauern zu bewaffnetem Widerstand zum zweitenmal. Aber auch dieser zweite Aufstand blieb nur ein Versuch, es gelang den Herren, den Bauern bald wieder »ein Gebiß anzulegen,« wie ein edler Herr, der dieses erzählt, sich ausdrückt. Im nächsten Jahre aber, 1514, zur selben Zeit, da in Schwaben der arme Konrad in den Waffen war, traten auch die Bauern im windischen Land wieder unter die Waffen, 115und gaben den Herren viel zu schaffen. Durch das ganze Gebirge ging nur Ein Geist, und sie reichten sich die Hand und das Schwert zur Wahrung ihrer alten Rechte durch Steiermark, Kärnthen und Krain.

Als nämlich die Herren dem Bauern »das Gebiß« wieder fest angelegt glaubten, hatten sie, der einheimische Adel, wie die kaiserlichen Amtleute, ihn mit neuen und schwereren Auflagen überladen. Namentlich wollten sie dem Volke unter dem Titel einer Landsteuer große Summen abnöthigen, und zwar Alles im Namen des Kaisers, als müßten sie solche Schatzung dem Kaiser zustellen.

Der Landmann aber vermochte nichts mehr zu zahlen, die neue Bürde erschien ihm so schwer und ungerecht, daß er nicht glauben konnte, daß sein gnädiger Herr und Kaiser davon sollte Wissen tragen.

Da besprachen sich in Mittelkrain die Gotscheer, fast lauter Deutsche und Deutschredende, zuerst unter sich allein, und bald traten Bauern aus allen Thälern des Gebirges bei dem Städtchen Rain haufenweise zusammen, da, wo die Gurk in den Saufluß fällt, und beriethen sich, wie sie ihres Jammers sich entschlagen und wieder zu ihren alten Freiheiten gelangen möchten. Noch zur Stunde haben die Gotscheer, die sich mitten unter Slaven ihre deutsche Art bewahrten, den Ruhm der fleißigsten und gewerbsamsten Bewohner dieser Alpen. Sie beschloßen auf dem Wege Rechtens ihr Recht zu suchen, und sandten an die kaiserlichen Amtleute, und begehrten ihre »alte Gerechtigkeit« zurück.

Die kaiserlichen Amtleute, statt auf dieses Begehr einzugehen, wurden noch gewaltthätiger. Sie nahmen einige der Bauern gefangen, und ließen sie hinrichten. Da entbrannten die Gotscheer Bauern und erschlagen ihren Vogt, den Herrn Georg von Thurn, und Gregor Stersen den Pfleger. Das frevelhaft vergossene Bauernblut schrie durch das ganze Gebirg um Rache, in wenigen Tagen waren überall die Bauern auf; es war erklärter Krieg zwischen ihnen, den Gemeinfreien, und dem Herrenthum, und sie hießen diesen Krieg nach ihrem Begehren Stora brauda, d. h. die alte Gerechtigkeit. In Kurzem standen 80,000, nach Andern 90,000 Bauern in den Waffen, und mögen diese Zahlen auch weit übertrieben sein, so viel ist gewiß: wie gerade zwei Jahrhunderte vorher der Grütlibund der schweizerischen Eidgenossen, hundert Jahre zuvor der graue Bund in Rhätien, so 116bildete sich jetzt schnell durch die Alpen von Windisch-Land ein großer windischer Bund.

Das versammelte Bauernheer stellte nochmals die Frage an die kaiserlichen Amtleute, ob sie die armen Leute bei ihrem alten Herkommen wollten verbleiben lassen? Jetzt antworteten diese, daß man dieses ihr Begehren dem Kaiser hinterbringen müsse. Die Bauern ordneten ihre Boten mit Briefen an den Kaiser ab, und legten darein ihre Klagen über die kaiserlichen Amtleute nieder, wie sie ihre Gewalt mißbrauchen, und wie die armen Leute von ihnen, in seinem Namen, unleidlich geschätzt, beschwert und mißhandelt, »schier bis auf das Bein genagt worden«, während sie sich doch versehen, daß dieses seine Majestät kein Wissen trüge, geschweige daß es aus dero Befehl und Geheiß geschehen sein sollte.

Aber auch die edeln Herren beschickten ihrerseits den Kaiser, und riefen ihn »wider den Hochmuth und den Frevel des aufrührerischen Bauernhaufens« an.

Kaiser Maximilian hielt sich gerade zu Augsburg auf. Eine Demüthigung des selbstherrischen Adels dieser Lande sah er nicht ungern, sowohl wegen des Interesses der Krone, als auch weil er wirklich dem gemeinen Manne wohl wollte. Er ließ Beide, die Boten des Adels und der Bauern, miteinander vor sich. Er hörte mit Theilnahme, die er unverholen an den Tag legte, die Klagen der Bauern, und redete die Gesandten des Adels in Gegenwart der Bauern auf das Schärfste an. Sprach dann den Boten der Letztern freundlich zu, und hieß sie wieder heimgehen und den Ihrigen sagen, wenn sie seinen Befehl mit Gehorsam ehren, aus dem Feldlager gehen, und ein Jeder zu dem Seinigen wiederkehren würde, so wolle er seinen Amtleuten bei hoher Strafe gebieten, männiglich bei der alten Gerechtigkeit verbleiben zu lassen, und Niemand mit Neuerungen zu beschweren. Wirklich soll der größte Theil der Bedrückungen hinter dem Rücken des Kaisers von seinen Beamten geschehen sein.

Als die Boten der Bauern heimkamen mit dieser Antwort ihres Kaisers, da entstand allgemein eine große Freude im Volke, sie gingen auseinander und gewarteten mit Vertrauen seiner gnädigen Abhülfe.

Die große Aufregung der Gemüther dauerte aber nichts desto weniger fort, und ungewöhnliche Naturerscheinungen erhitzten überdies 117die Einbildungskraft des Volkes: denn am Himmel ließen sich drei Sonnen in drei Regenbogen wahrnehmen, und in den Nächten glaubte man feurige Kriegsheere in der Luft mit einander streiten zu sehen. Alles Volk erblickte darin Zeichen und Vorbedeutungen ungemeiner Dinge, die da bevorstehen, und um die ganze Wichtigkeit solcher natürlichen Erscheinungen für die Stimmung des gemeinen Mannes würdigen zu können, muß man nicht vergessen, daß Männer, die auf der Bildungshöhe jener Zeit standen, die gleiche Ansicht theilten, und selbst ein Melanchthon im Geschrei dreier Krähen Todesanzeigen, in der Erscheinung von Kometen traurige Vorbedeutungen böser Zeiten sah, jedesmal darüber in Angst und Bekümmerniß für die Zukunft gerieth, und Trost bei seinen Freunden suchte.

Die Herren aber glaubten jetzt, da das Volk friedlich sich auseinander gethan habe, die kurze Zeit, ehe der Kaiser selbst käme, zu ihrem Vortheil benützen zu müssen. Diese neuen unerwarteten Plackereien riefen einen plötzlichen Ausbruch des Volkszorns hervor. Es müssen unerhörte Mißhandlungen von Seiten der Herren stattgefunden haben, bis die Bauern so weit kamen; denn ihr bisheriger Widerstand schlug schnell in Wuth um. Aber die Geschichte kennt diese Mißhandlungen nicht, weil Adel und Klerisei, die Einzigen, von denen man die Berichte hat, geflissentlich davon schweigen.

Es kam eine Zeit für die Herren, wo, wie einer derselben sich ausdrückt, mancher lieber ein Bauer gewesen wäre, denn ein Edelmann. Vom Frühlinge 1515 bis in den Herbst dauerte der Rachekrieg des Volkes. In den drei Landen, Steiermark, Kärnthen und Krain, wurde der windische Bauernbund der Schrecken und das Verderben vieler Herrensitze. Doch bildeten die drei Lande nicht Ein Heerlager; jedes hatte seinen besondern Haufen, seine Feldobersten und Hauptleute; jedes zwei Viertelmeister, zwei Procuratoren oder Redner, und drei Beistände. Sie ließen, wie die Remsthäler in Schwaben, aus ihrem Hauptquartier Schreiben an alle Orte ausgehen, worin sie erklärten, sie seien versammelt um der göttlichen Gerechtigkeit willen, und wollen die neuen Fündlein sammt allen Fährlichkeiten abgethan wissen. Die blutigste Rache aber übten die Krainer. In ihrem Lande ging die größte Zahl Schlösser in Flammen auf, selbst die ausgebrannten Ruinen wurden dem Boden gleich gemacht, damit jede Spur davon verschwände. 118Keine Festigkeit der Natur oder Kunst vermochte ihrem Zorn zu widerstehen, nur Klugheit und begütigende List wußte sich zu retten.

Unter denjenigen Herren, welche den Haß der Bauern besonders schwer auf sich geladen, und die das Gericht Gottes durch seine Werkzeuge, die Bauern, für ihre vielen und langjährigen Sünden zuerst heimsuchte, waren die Herren von Mündorf, zwei Brüder, welche zu Maichau saßen. Dieses feste Schloß, auf einer hohen Bergspitze in Mittelkrain, hart an dem Uskoken-Gebirge gelegen, war mit starken Ringmauern und Thürmen umgeben. Die beiden Herren, Balthasar von Mündorf und sein Bruder, eilten, als sie den rächerischen Geist im Volke gewahrten, sich hier in Sicherheit zu bringen; ihr Bewußtsein sagte ihnen, daß sie das erste Ziel desselben sein dürften. Noch siebzehn andere Edelleute warfen sich mit ihnen in das Bergschloß, den Mündorfern zur Hülfe oder der eigenen Sicherheit wegen. Es war am Himmelfahrtsfeste, als die Bauern den Berg hinanstiegen. Trotz des verzweifeltsten Widerstandes, den die Edelleute im Schloß leisteten, wurde es erstürmt, und alle Edeln darin wurden lebend gefangen.

Die Bauern hielten ein Gericht über die Herren. Die zwei Brüder von Mündorf waren die Ersten, deren Häupter unter dem Schwerte fielen. Ihnen folgten Marx von Klissa, der letzte seines Namens und Stammes, und Herr Kaspar Werneckher, und die fünfzehn andern Edle. Ihre Leichname wurden über die Mauern hinausgeworfen.

Aber wie einst der Grimm des Adels im Appenzeller Land Weib und Kind erschlagen wollte, damit keine Zucht noch Samen mehr von den Bauern entspringe, so wollte jetzt im windischen Lande die Rache der Bauern keinen Sprößling des Adels übrig lassen. Die beiden unmündigen Söhnlein des Balthasar Mündorf fielen als ihre Opfer. Mit einem kleinen Töchterchen entfloh glücklich seine Wärterin, ein altes Weib. Die Mutter aber, Martha, eine Edle von Pfaffoitsch, und zwei ihrer Töchter zwangen die Bauern, ihre schönen Kleider auszuziehen und Bauernkleider dafür anzulegen. Sie haben, riefen sie den weinenden Frauen zu, nun lange genug gut leben gehabt, nunmehr sollen sie versuchen, was Bauernarbeit sei, und erkennen, ob die armen Leute ferner wider die alte Gerechtigkeit zu beschweren seien.

119

Wie Maichau, fielen viele andere Schlösser durch die Bauern. Das schöne, aus herrlichen Obst- und Weingärten sich erhebende Schloß Arch, in Unterkrain, wurde ausgeplündert, in die Asche gelegt und der Erde gleich gemacht; eben so Thurn am Hardt, ein Waldschloß, Sauenstein, eine Festung, groß und herrlich, auf einem jähen Bergfelsen über dem Saufluß; die starken auf hohen Bergspitzen gelegenen, von den Alpen umschlossenen Burgen Ruckenstein, Rudolfseck, und Bulliggratz, die letztern in Oberkrain, Nassenfuß, Neudeck, Zobelsberg und viele andere Schlösser. Fast alle diese lagen in gutem fruchtbarem Lande, mit schönen Kornfeldern, und lustigen Wiesengründen, mit Gärten köstlichen Obstes, und Höhen, noch köstlicheren Weines voll. Die Natur hatte Alles gethan, um auch den Aermsten ihrer Söhne hier glücklich und zufrieden leben zu lassen: nur die Herren hatten den Armen fast jeden Genuß verkümmert oder geraubt, und so kam es, daß die Bauern in manchem erstürmten Schlosse so, wie in Maichau, handelten: über manche Zinne stürzte und zerschmetterte sich der edle Besitzer.

Drei Monate lang säuberten sie in dieser Art die Herrensitze ihrer Bedrücker im Lande umher; auch Klöster wurden nicht verschont. Unter den Herren, welche darunter litten, war auch Joseph von Lamberg. Dieser, ein tapferer Kriegsmann, der nachmals große Reisen durch ganz Europa machte, gehörte zu denen, welche ihre Bauern weniger hart hielten; die Künste und Wissenschaften, denen er befreundet war, hatten seine Sinnesart gemildert. Als die Bauern sein Bergschloß Orteneg umlagerten, versuchte er zuerst Gewalt mit Gewalt abzutreiben. Als er aber sah, daß längerer Widerstand ihm unmöglich wäre, fing er an aufs Freundlichste mit ihnen zu reden, und brachte es mit seinen glatten Worten dahin, daß die Bauern von seinem Schloß abzogen.

Ja es gelang ihm, die Fortschritte der Bauern überhaupt zu hemmen, indem er sie mit begütigenden Verheißungen und Vorspiegelungen hinhielt, bis ein kleines Heer sich wider sie gesammelt hatte.

Der Adel gab sich alle Mühe, bei Zeiten von dem Adel der Nachbarlande Hülfe an sich zu ziehen. Der Adel in Kärnthen, der weit weniger bedrängt war als der krainische, schickte auch hundert 120Pferde und vierhundert Fußknechte, und diese mit Andern deckten wenigstens die Hauptpunkte des Landes. Kaiser Maximilian sah bis ins Jahre 1516 unthätig dem Gang der Dinge in diesen Bergen zu. Erst als die Bauern sich nicht damit begnügten, »die Schuldigen unter dem Adel zu strafen, sondern immer weiter griffen, und ohne allen Schein der Gerechtigkeit Unschuldige angriffen, und gräulich gegen Jedermann tyrannisirten:« da ließ er in Kärnthen zu Villach, Freisach und Klagenfurt Knechte werben, die Krainer Bauern zu überziehen. Diese führte Herr Siegmund von Dietrichstein, der Landeshauptmann in Steier; denn in Steier wie in Kärnthen war der Aufstand bereits wieder gedämpft. Man hatte diese Haufen hinzuhalten, ihre Thätigkeit zu lähmen, zu trennen gewußt.

Doch ließ der Kaiser die Bauern, ehe er mit Gewalt gegen sie vorging, vor seine Commissarien laden; aber sie erschienen nicht und verschmähten, weil sie die Täuschung der ihnen früher gemachten Vorspiegelungen einsahen, jetzt jede gütliche Weisung.

Sie lagen nicht mehr in Masse zu Felde; nur ein Haufe von einigen Tausenden zog noch umher, um Schlösser auszubrennen. Sie umlagerten gerade das Städtlein Rain, worin ein kaiserlicher Hauptmann Kiß Marco lag, der dem Kaiser in Italien und in andern Kriegen gute Dienste geleistet hatte. Als er sich nicht länger halten konnte, legte er das Städtlein in Asche und entwich nur mit sechs Reitern in das Schloß. Die Bauern durchbrachen die erste, die zweite, die dritte Mauer des Schlosses. Da öffnete Marco das Thor, entschlossen, mit seinen sechs Reitern durch die Bauern durchzurennen und sich zu retten. Diese aber hatten die Brückenpfähle im Schloßgraben durchsägt, die Brücke brach ein, und der Hauptmann und seine Reiter stürzten mit ihr in den Graben, wo sie von den Bauern vollends mit Hecheln zu Tode geschlagen wurden.

Siegesfroh und sorglos blieben sie hier eine Weile im Lager liegen. Dietrichstein hatte ihre Sorglosigkeit erkundschaftet; ging schnell mit achthundert fünfzig Pferden und fünf Fähnlein Knechten und etlichen Stücken Geschütz bei Pettau über die Drau, und überfiel die Bauern. Diese nur mit Flitschbögen, Schwertern, Hecheln und kleinen Spießen bewehrt, und ohne Harnisch, zudem größtentheils im Rufe, etwas furchtsam und keine guten Soldaten zu sein, wurden von den 121wohlgewappneten Reitern leicht getrennt, zersprengt und geschlagen. »Die Bauern,« sagt ein Chronist jener Zeit, »mußten, da der Adel mehr denn genugsam gestraft war, und sie als toller Pöbel bei diesem nicht bleiben wollten, sondern schwärmten und unsinnig wurden, als ausgenützt zu Trümmern gehen. Gott nahm dem Pöbel das Herz, daß sie eitel Schaf und Hasen wurden, flohen, zerstoben, zerstreut wie ein Schwarm oder eine Heerd' Viehs, einer da hinaus, der andere dort.«

Dieser Ueberfall geschah um Michaelis. Unter den Flüchtigen ward ein großes Blutbad angerichtet. »Da that man nichts, denn in die Verjagten, Wehrlosen hauen und stechen, und war ein solcher Jammer, daß Alles ermordet ward, das man ankam.« Was entrann und man im Lande ergriff mit den Waffen, hatte ein noch schlimmeres Schicksal. Da wurde geviertheilt, gespießt, an die Bäume gehängt, je Duzendweise, »wie die Kluppen Vögel;« viele wurden mit Ruthen ausgestrichen. Denen, die aus dem Lande entkamen, wurden die Häuser weggebrannt, und Alles genommen, was sie hatten. Alle Bauern wurden gebrandschatzt, jedes Haus um einen Gulden, eine Strafe, die zu ewiger Gedächtniß noch von den spätesten Enkeln fortgezahlt werden mußte. Die Rache des Adels ging soweit, daß er sich selbst schadete, und das Land so verödete und verderbte, daß die Bauern in vielen Jahren es nicht überwinden konnten. Viel gemäßigter war in dem früher wieder beruhigten Steiermark und Kärnthen gehandelt worden. Dort mußten die Unterthanen zu ewiger Gedächtniß ihres Bauernbundes acht Pfennige geben, und diese neue Steuer wurde der Bundpfennig genannt. So scheiterte auch hier der Versuch der Bauern, ihre alten Rechte sich zu wahren, und ihre Freiheit zu retten, an dem Mangel eines rechten Hauptes, und daran, daß sie nicht Eins in Waffen und Planen waren; daran, daß sie sich hinhalten, täuschen und überfallen ließen; daran, daß sie versäumten, über sich selbst zu wachen, nüchtern und maßvoll zu sein.


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