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Sechzehntes Kapitel.

Herzog Ulrich der Geächtete und die Bauern.

Als es im Jahre 1514 in Württemberg dem gemeinen Manne mißlungen war, »sich bei seinen alten Rechten und der Billigkeit zu handhaben,« oder, wie Andere wollten, »der göttlichen Gerechtigkeit einen Beistand zu thun;« als Hunderte von Bauern und unter ihnen auch »viele gute Leute,« Fugger II. 325. »mancher fromme, unschuldige Mann« Handschrift der Villinger Chronik: »Da mußte mancher fromme unschuldige Mann von Haus und Hof, von Weib und Kind, wider Gott und wider Recht.« So urtheilten unparteiische Zeitgenossen außerhalb Württembergs. sich genöthigt sahen, dem heimathlichen Boden den Rücken zu wenden: da war es die Schweiz und der Schwarzwald, wo sie Zuflucht suchten und fanden. Da erschienen sie wieder und wieder vor den Tagsatzungen, »die armen vertriebenen Württemberger,« mit der Bitte, ihnen zum Recht zu helfen; ihr Schicksal und ihr Charakter erwarben ihnen die Theilnahme der eidgenössischen Regierung; man hörte sie, man verwendete sich für sie; aber Ulrich antwortete, er wolle Alle, die um Einlaß in's Land bitten, zu Recht zulassen, ausgenommen »die Hauptsächer, Capitäne und Verführer.« »Das ist uns armen Leuten,« erwiderten diese auf der Tagsatzung zu Luzern, »nicht anzunehmen; denn wir sind alle Capitäne und Sächer gewesen, aber nicht zu einer Büblichkeit, sondern zu handhaben unser altes Herkommen; wie denn der Eidgenossen Eltern, Stauffacher und Wilhelm Tell, auch gethan haben, deren Tapferkeit und Handhabung die ganze Eidgenossenschaft noch heut zu Tage sich billig tröstet, obgleich kein Zweifel ist, daß, wenn man Fürsten und Adel glauben mußte, nach ihrem Sagen auch diese zwei Biedermänner nichts anders gewesen wären, als verrätherische Bösewichter.« Hottinger, Schweiz. Gesch. I. Wiederholt verwandten sich die Eidgenossen für sie beim Herzog, aber ohne Erfolg: mit dem ganzen Heimweh des Württembergers schweiften die Vertriebenen an der Schwelle des Vaterlandes hin und her, Jahre lang, mit der Hoffnung der Rückkehr, und wäre es durch einen 262gewaltsamen Einfall. Noch zu Ende des Jahres 1518 forderte der Herzog die Eidgenossen auf, diesen Leuten weder Gehör noch Unterschleif zu geben. –

Im April 1519 mußte er selbst, ein Verjagter und Geächteter, seinem Lande den Rücken wenden, und als ein Schutzflehender und Hülfesuchender vor den Tagsatzungen der Eidgenossen an den Grenzen seines Vaterlandes hin und her irren.

Ulrich hatte es nach dem armen Konrad fortgetrieben, wie vorher. Es war der Landschaft, »als wollte man viel Freud und Muth mit ihrem blutenden Schweiß haben.«

Umsonst stellten ihm seine Räthe selbst vor, wenn er nicht seine getreuen Unterthanen, und vor Allem Gott den Herrn bedenkend, ein anderes Wesen, Leben und Haushalten vornehme, sondern in seinem eigenen Willen, wie bisher, vorfahren und beharren wolle, so gäbe er Ursache und wäre baar vor Augen, daß er sich in Gefahr bringe, fürstliche Ehre und Würde, Leib und Leben zu verlieren, und dazu seine Räthe und gemeine Landschaft in Sterben und Verderben stürze. Urk. im Staatsarchiv. Er sah darin nur ehrgeizige und herrschsüchtige Plane der bürgerlichen Aristokratie, ihm das Schicksal Eberhards des Jüngern seines Vorgängers zu bereiten. Er suchte durch ein Schreckenssystem, das mehrere Räthe, darunter jenen Konrad Breuning, den Ankläger der Bauern beim Blutgericht über den armen Konrad, unter kaum erhörten Martern aufs Blutgerüst brachte, die Ehrbarkeit einzuschüchtern. Er mißhandelte seine Gemahlin, die Baiernherzogin. Er beging an einem seiner Vertrauten, Hans von Hutten, aus einem mächtigen fränkischen Hause, einen Uriasmord, meuchlings, mit eigener Hand; in Angst für ihre Freiheit und vielleicht ihr Leben, floh Sabina nach Baiern; die Hutten'schen, fast der ganze fränkische und schwäbische Adel und die Baiernherzoge griffen wider ihn zu den Waffen; die Acht wurde über ihn ausgesprochen; und als er noch über Alles des Reiches freie Stadt Reutlingen überfiel und zu einer württembergischen Landstadt machte, wurde er durch die Waffen des schwäbischen Bundes verjagt, sein Land erobert, besetzt, und zuletzt um Geld an das Haus Oesterreich, an den Erzherzog Ferdinand, gegeben.

Die Fremden hausten so im Lande, die Abneigung der 263Württemberger gegen Oesterreich war so alt und lag so tief im Blute, daß selbst, was sie unter Ulrich gelitten hatten, darüber vergessen wurde. Schon nach drei Monaten versuchte dieser sein Land wieder einzunehmen, mit 12 Fähnlein freier Landsknechte, die er angeworben hatte, und mit fast allen Denen, »die seinetwegen früher das Land verlassen hatten,« darunter in die vierzig berittene Bauern ohne Sättel. Bericht aus dem Eßlinger Archiv.

Das waren die vertriebenen Württemberger, die vor ihm im armen Konrad geflüchtet waren. Er suche durch einen neuen armen Koonz sich zu heben, beschuldigten ihn wiederholt seine Gegner. Zu Ende des Jahres 1518 rückte ihm der Kaiser vor, daß er die, so im armen Koonzen die Vordersten gewesen, an sich ziehe und einen neuen armen Koonz anfahe; Kaiserliches Schreiben, im Stuttg. Staatarchiv, vielfach abgedruckt. und die Landschaft erklärte öffentlich, in letzter Zeit vor seiner Vertreibung, »als er sich versehen, daß die Ehrbarkeit seiner Landschaft ob seinen ungeschickten Händeln und Sachen ein Mißfallen zeige, habe er derselben nicht mehr trauen wollen, sondern sich von Stund an zu dem verdorbenen gemeinen Pöbel geschlagen, denselben an sich gehängt, etliche leichtfertige Personen, die zum Theil vorlängst um ihr Verschulden das Heulen verdient hätten, an sich gezogen, und mit ihrer Hülfe gegen die Ehrbarkeit gehandelt.« Der Württemberg. Landschaft Unterricht a. d. Eidgenossen, v. 7. Nov. 1519. Derjenige, der an seiner Seite zuerst zur Besprechung vor dem Thore von Stuttgart erschien, war ein Schorndorfer, Bästlin, sein Profos. Im armen Konrad waren »feine waidliche bestandene Gesellen und Kriegsleute« gewesen, besonders aus dem Remsthal. Götz von Berlichingen, Selbstbiographie. S. 136. Solche mußten jetzt dem vertriebenen Herzoge willkommen sein.

Stuttgart und der größere Theil des Landes fielen ihm zu. »Er wurde, sagt ein Lied dieser Zeit ausdrücklich, mit Gewalt auch wieder eingesetzt durch seine Bauren und arm Leut.« Aretin, Beiträge, 5, 514. Aber vor der Aristokratie und dem schwäbischen Bunde konnte er sein Land nicht behaupten. Trotz der Tapferkeit und dem Geschick des obersten 264Hauptmanns der freien Landsknechte, Hans Müllers, verlor er das Treffen bei Untertürkheim. Er floh zum zweitenmale aus seinem Herzogthum; der gemeine Mann, der bei ihm im Lager gewesen war, zog heim in sein Dorf und Haus; Mancher, der erst wieder mit ihm hereingekommen war, abermals vor's Land hinaus, und viele Andere jetzt erst mit ihnen. Ebendaselbst 517.

War es auf diese Art dem Geächteten mißlungen, durch den gemeinen Mann wieder in sein Herzogthum zu kommen: so verließ doch die österreichische Regierung, die dasselbe eingenommen hatte, die Furcht nicht, er möchte es durch die Bauern und Ausgetretenen auf's Neue versuchen.

In dem burgen- und ruinenreichen Hegau erhebt sich unter acht vulkanischen isolirten Bergkegeln als der himmelanstrebendste über dem Marktflecken Singen zur Höhe von dreiviertel Stunden der Felsenberg Twiel oder Hohentwiel: die jetzt geschleifte, durch Natur und Kunst einst unüberwindliche Festung war schon zu Römerzeiten eine Veste. In dieser Felsenburg hatte sich Herzog Ulrich seit 1515 von Heinrich von Klingenberg, dem sie zugehörte, das Oeffnungsrecht, seit dem 23. Mai 1522 die völlige Nutznießung erworben. Zwischen Mömpelgard, seinem überrheinischen Erbland, Solothurn, wo er, wie in Luzern, Bürger geworden war, und Hohentwiel theilte er seinen Aufenthalt, wenn er nicht in der Schweiz überhaupt von Stadt zu Stadt irrte, der Eidgenossen Hülfe zu suchen. Wie oft mag sein Auge von dem hohen steilen Felsen Twiels über die vor ihm ausgebreiteten Gelände Oberschwabens sehnsüchtig hinabgegleitet sein nach seinem Württemberg, das er nicht sehen konnte!

Da kam ein Geschrei in das letztere Land, gegen Ende des Jahres 1522, es habe sich in den obern Landen »ein neuer Bundschuh« erhoben, wodurch sich Herzog Ulrich aufhelfen wolle. Die Bauern im Thurgau, im Hegau und an andern Orten dort umher seien auf; sie haben ein weiß damastenes Fähnlein aufgeworfen, worin eine Sonne und ein goldener Bundschuh gemalt sei, mit der Umschrift: »Welcher frei will sein, der zieh zu diesem Sonnenschein.«

Diese neue Mähre wurde auch von der Stadt Ueberlingen an die österreichische Regierung in Stuttgart berichtet. In den Vorhöfen 265und Hölzern auf dem Land, hieß es, werden diese Dinge praktizirt. Der Freiherr Georg von Hewen, ein durch seine feste Treue für seinen Herrn bekannter Diener Ulrichs, hatte sich kürzlich mit einer Gräfin von Hohenthal vermählt, und war im Begriff, sie heimzuführen. Und wenn nun, wie es an etlichen Orten der Eidgenossenschaft Brauch war, bei dieser Heimführung die jungen Bursche zu Hauf der Braut entgegenzögen, um sie ehrenvoll einzuholen: »so wollen die Bundschuher und »Praktizirer« sich mit unter sie mischen. Unter dem Scheine solcher Einholung wollen sie zu Frauenfeld sich versammeln, und dann mit fliegendem Fähnlein des Bundschuhs geradenwegs Hohentwiel zu, wo der Herzog bereits angekommen sei, und wo eine Zahl württembergischer Unterthanen sie erwarte, und von da auf das Fürstenthum Württemberg ziehen.«

Die österreichische Regierung in Stuttgart kam darüber so in Allarm, daß sie eiligst Botschaft an den Erzherzog Ferdinand auf den Reichstag nach Nürnberg sandte, das ganze Land in Rüstung brachte, die Besatzungen der Grenzen verstärkte, die eilende Hülfe des schwäbischen Bundes aufbot, und besonders die Landvögte und Hauptleute im Breisgau, Elsaß, Suntgau und andern vorderösterreichischen Landen aufmahnte, ihr Volk zu stündlichem Aufbruch bereit zu halten. »Der gemeine arme Mann, berichtete sie an den Erzherzog, sei jetziger Zeit allenthalben begierig, frei zu werden, mit Andern zu theilen und keine Schuld mehr zu bezahlen. Sie verspüren solches auch im Württembergerlande; auf das aus Bürgern und Bauern bestehende Fußvolk könne man sich nicht verlassen. Er solle darum eilends einen reisigen Zeug schicken, damit man noch bei Zeiten, ehe der Zulauf des Pöbels überhand nehme, gefaßt sein möchte.«

Zwei Tübinger Bürger, Michael Rößler und Jörg Tischmacher, schickte die Regierung in die Aemter des württembergischen Schwarzwaldes umher, auf den drohenden Bundschuh aufmerksam zu machen, die Städte zu warnen, sie zur Treue zu ermahnen und ihnen die Gefahr, die daher zu erwarten stände, vorzustellen. »Obschon Ulrich solche Aufruhr anstifte und die Aufrührer die Freiheit versprechen, so sei doch offenbar, daß die, welche zuvor unter diesem Herzog gesessen, wenig von Freiheit zu sagen wissen, vielmehr habe er sie um dieselbe bringen wollen. Es kenne auch jeder Verständige wohl 266ermessen, daß seiner Anhänger Meinung gar nicht sei oder sein könne, die Freiheit zu erhalten, sondern denen, so etwas mit großer Sorg und Mühe errungen haben, solches zu nehmen und unter sich zu theilen, wie es eines vergifteten Bundschuhs Eigenschaft sei, dann wo Jemand einige Freiheit hätte, dieselbe abzuthun, und die Leute in größere Dienstbarkeit, als je zuvor gewesen, zu bringen. Denn wenn der Herzog und seine Anhänger die Freiheit erhalten wollten, wer wollte ihnen geben, ihren Stand, Pracht und Hochmuth hinauszubringen? Er suche demnach nur unter solchem süßen Schein der Freiheit die Einfältigen und Unverständigen unter das verborgene Gift seines alten schweren Jochs und der alten Dienstbarkeit zu bringen. – Ein jeder Biedermann solle nachdenken, wie diesem wüthenden Anschlag mit allem Vermögen Leibs und Guts zu begegnen sei. Sollte auch dieser böse Anschlag jetzt noch nicht stattfinden, so sollten sie dennoch dieser Warnung allezeit eingedenk sein. Denn es sei wohl zu erachten, daß es Herzog Ulrich nicht wohl möglich sei, durch einen anderen Weg wieder einzukommen, denn allein durch diesen unchristlichen und unfürstlichen Weg, wie auch aus allen seinen vorigen Händeln gewiß zu erwarten sei, daß er und seine Anhänger nicht feiern werden, diesen höllischen Bundschuh wieder aufzublasen. Wem er auch auf diese oder eine andere Weise wieder einkommen sollte, welches Gott verhüten wolle, so werde er seine alte tyrannische Regierung wieder von vorn anfangen, und was er vorher unterlassen, alsdann zwiefältig erfüllen, alle Freiheiten, welche sie jetzt genießen, abthun, wie er bei seinem jüngsten Einkommen gethan habe, und sie in eine solche Dienstbarkeit zwingen, wie keine Landschaft jemals in deutschen Landen in einer gewesen sei.«

Den schweizerischen Eidgenossen schrieb die Regierung, »sie mögen ja keinen Glauben dem Geschrei geben, als hätte Ulrich bei der Landschaft Einverständnisse, und als würde ihm, wenn der bundschuhische Zug anginge, der gemeine Mann aus derselben entgegen und zuziehen: darum möchten sie den Anschlag nicht unterstützen, sondern hindern.«

Der Abgeordnete der Regierung, Jakob Ramminger, fand in Oberschwaben und in der Schweiz überall Ruhe. Er konnte keinen Schein von Gefahr wahrnehmen. In Zürich wußte man von Nichts. 267Die zu Baden versammelten Eidgenossen schrieben unterm 18. Dezember zurück, daß sie »Alles dessen, was von dem Bundschuh und einem drohenden Einfall in das Land Württemberg berichtet worden, kein Wissen haben; sie wollen aber dennoch ihre Pässe und Brücken verwahren, und die, welche einen Aufbruch zu machen sich unterständen, dämmen und gefangen nehmen lassen.« –

Wie viel an der Sache war, ist nicht mehr zu ermitteln. Ulrich hatte kurz zuvor 11,000 Gulden bei denen von Solothurn aufgenommen, und ihnen dafür seine Herrschaften Clerval und Passavant verpfändet. Drei seiner Diener, Caspar von Freiberg, Burkhart von Weiler und der von Lier waren um diese Zeit in Hohentwiel eingetroffen, angeblich, um die wegen rückständigen Solds unzufriedene Besatzung zu stillen. Ob es dazu eines so großen Anleihens bedurfte; ob die Thatsache, daß Ulrich selbst vom 16. Dezember bis zum 19. Januar von Mömpelgard nicht wegkam, einen Beweis abgeben könne, daß er auch in den ersten Tagen Dezembers, in welchen das Geschrei auskam, nicht in Hohentwiel gewesen sei, wie man schon folgern wollte; ob die weiße Bundschuhfahne eine reine Erdichtung war, oder nur, weil es noch nicht Zeit schien, sie fliegen zu lassen, wieder verschwand; oder ob sie erst hätte gefertigt werden sollen: das Alles muß dahin gestellt bleiben. Nicht ganz unbedeutend ist es aber auch, daß gerade damals im Remsthal zwischen Grombach und Heppach, als wär' es ein vom Himmel gefallener Wunderstein, ein flacher Kiesel auf die Straße geworfen wurde, auf dessen einer Seite ein Hirschgeweih mit den Worten: »Hie gut Württemberg allwege« und auf der andern ein Jagdhorn und lateinisch die Worte: Es lebe Herzog Ulrich! eingeäzt waren. Schreiben und Berichte im Stuttg. Staatsarchiv.

Die Furcht der österreichischen Regierung erneuerte sich mit dem Sommer des Jahres 1524.

Um Michaelis brachte Jakob von Bernhausen, Vogt zu Göppingen, im Namen des Statthalters und der Räthe zu Stuttgart bei dem Rathe der Reichsstadt Ulm an, daß die Bauern im Hegau, die ihren Herren alle Dienstbarkeit entziehen wollen, mit Herzog Ulrich im Anschlag seien, in Württemberg einzufallen. Ulmer Rathsprotokoll in d. Sammlung des Präl. v. Schmid.

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Unterm 30. November schrieb die Stadt Constanz an den Abt von Zwiefalten, der es sogleich weiter nach Stuttgart meldete, »daß Herzog Ulrich, als Anhänger der lutherischen Sekte, in der Schweiz großen Zulauf habe, und wenn er sein Land erobert haben werde, das Evangelium zu beschirmen, die armen Leute von der Leibeigenschaft und allen Dienstbarkeiten frei zu machen und die Gotteshäuser und Stifter abzuthun versprochen haben solle.« Schreiben im Stuttg. Staatsarchiv. Mit Ende des Jahres liefen wiederholte Berichte von den Vogtämtern Tuttlingen und Balingen ein, daß ein Theil ihrer Untergebenen mit den Hegauern und dem es mit ihnen haltenden Herzog im Verkehr stehen, der in der Schweiz werbe und vieles Geschütz auf Hohentwiel zusammenbringe. Ebendaselbst.

Nicht lange darauf kam der zu Stockach verweilenden Regierungscommission Kundschaft, daß »die aufgestandenen Bauern im Hegau, Schwarzwald und allenthalben ihre Botschaften bei Herzog Ulrich zu Schaffhausen haben und mit ihm practiciren,« und zu besorgen sei, »es werden der Herzog und die Bauern, Gehorsame und Ungehorsame zusammenziehen, Schlösser und Städte überfallen, und dem Hause Oesterreich nicht allein das Hegau, sondern auch das Fürstenthum Württemberg abdringen.« Bericht der Commissäre an den Erzherzog in den Beilagen X bei Walchner.

Mit der bis auf die neueste Zeit so oft in Zweifel gezogenen Thätigkeit Ulrichs, die Bauern in die Waffen zu bringen, hatte es auch seine vollkommene Richtigkeit. Je mehr der Bauernaufstand allenthalben um sich griff, und die österreichische Regierung, die Herren und Städte des schwäbischen Bundes mit ihren eigenen Landen und Leuten zu schaffen genug bekamen, einen desto offeneren Weg mußte Ulrich haben, wieder in sein verlorenes Land einzudringen. Ulrich benützte nicht nur gelegenheitlich den Bauernaufstand, sondern er schürte und nährte ihn, wie es in seiner Lage auch nur natürlich war, da er nie in der Wahl seiner Mittel heikel oder ängstlich war. Seit lange stand er in Dienst und Sold Frankreichs, das mit Ulrichs Hauptfeind, mit Oesterreich, im Kriege lag; und 269 französisches Gold sollte es sein, womit er die Hegauer Bauern, die im Thurgau und in der Grafschaft Baden für sich zahlen wollte.


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