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4.
Tischgäste. Der Passauerhof – ein Musikantenheim. Hofrat v. Kiesewetter. Fräulein Wildauer. Unter Kirchenmusikanten.

Unter den Gästen, die sich namentlich sonntags am Planer'schen Familientisch einfanden, erschien auch der seinerzeit sehr bekannte und beliebte Jugendschriftsteller Leopold Chimani. Seine zahlreichen Kinderschriften waren damals insbesondere in Österreich außerordentlich verbreitet. Chimani war eine kleine, behäbige Erscheinung mit schneeweißem Haar und immer lächelndem Gesichte; bei seinem rastlosen Verfassen von Jugendschriften war ihm jedes einigermaßen anregende Ereignis willkommen, und mit freundlichem Lächeln sagte er, als er unser kleines Abenteuer in der Praterstraße erfuhr: »Das soll in einer meiner nächsten Schriften der Jugend zu Herzen geführt werden!« Ob Chimani seine Absicht ausgeführt hat, habe ich nicht erfahren, aber die Äußerung vor allen Gästen hat mich bei aller Freude tief bestürzt und verlegen gemacht. Eine andere Anerkennung fand ich bei einem zweiten ständigen Sonntagsgast des Planer'schen Familientisches, bei dem hochbejahrten Fräulein v. Saar, das, von einer ausreichenden Rente lebend, jahraus jahrein Strümpfe und Socken strickte und mit ihren zahllosen Erzeugnissen zu Weihnachten, bei Familienfesten, besonders an Namenstagen die Jugend ihrer befreundeten Familien beschenkte; und so erhielt auch ich bald nach unserm Abenteuer im Prater ein halb Dutzend Socken zum Geschenke. Zum Dank für diese Gabe sei ihr diese Erinnerung gewidmet und ihr liebes Porträt hier angefugt: Fräulein von Saar war die helle Verkörperung der alten, weichen und seelenvollen österreichischen Gemütlichkeit; klein und immer freundlich, hielt es auf sorgfältigste Toilette und blieb seiner Mode, große, schneeweiße Locken um Stirn und Schläfe, treu bis zu ihrem seligen Ende ... Eine dritte Aufmerksamkeit, die mir in Anerkennung meiner bescheidenen Tat im Prater zuteilwurde, muss ich schon der Folgen wegen, die sie für mich hatte, hier noch besonders erwähnen.

Der in unserm Hause wohnende Klosterbeamte, dessen Knaben ich nebst meinen Zöglingen aus Wassernöten befreit hatte, wollte sich mit seiner mündlich vorgebrachten Danksagung nicht begnügen, er bat wiederholt um Mitteilung, wodurch er mir eitle Freude machen könne; endlich, da ich immer ablehnender wurde und er mich zeitweise auf meiner alten Violine üben hörte, überbrachte er mir aus seiner Sammlung von Instrumenten für Kirchenmusik eine treffliche Violine mit der Bitte, sie als Angedenken zu behalten. Ich lehnte das so wertvolle Geschenk für mein geringfügiges Verdienst lebhaft ab und entsprach nach einigem Zögern nur seinem Wunsche, die Geige für einige Zeit zu Übungen zu benützen. Das treffliche Instrument erregte meinen Eifer zu üben außerordentlich, und als Freund Theodor v. Planer, der eine vorzügliche Baritonstimme besaß, einen Gesangslehrer erhielt, der Mitglied des Lanner'schen Orchesters war und die Violine ausgezeichnet spielte, wusste ich diesen durch kleine Aufmerksamkeiten zu gewinnen, dass er nach seiner Gesangsstunde zu mir auf das Zimmer kam und mir, in Abwesenheit meiner Zöglinge, förmliche Anweisung im Violinspiele gab, mir selbst manchmal stundenlang meisterhaft vorspielte. Konzerte, die ich mit Theodor um jene Zeit zu besuchen Gelegenheit erhielt, trugen ganz besonders bei, mir die Bedeutung und die hochgradige Herrlichkeit des Violinspiels einleuchtend zu machen und mich zu nachhaltigen Übungen anzuregen. Mein (stets bei sorgfältig verschlossenen Fenstern betriebenes) Violinspiel trug übrigens bei, unser Haus, den Passauerhof, zu einem vollständigen musikalischen Heim zu machen. Abgesehen von dem in allen Stockwerken vorherrschenden Klavierspiel, meisterte der ebener Erde wohnende Klosterbeamte sein Lieblingsinstrument, die Bratsche, vortrefflich, während sein ältester Sohn die Flöte recht gut blies; im ersten Stocke führte, wie gesagt, meine Violine (bei verschlossenen Fenstern) das große Wort; über uns, im zweiten Stocke, wohnte Hofrat v. Kiesewetter, der Schwiegervater des nachmals berühmt gewordenen Botschafters Prokesch-Osten, er stand damals als Komponist wie als Kunstkritiker im höchsten musikalischen Ansehn; über ihm, im dritten Stock, trieb ein kleines verkrüppeltes Kerlchen, Karl Kalmann, sein poetisches Wesen, er war ein begeisterter Anbeter M. G. Saphirs und »sang« nach dessen »Wilden Rosen« wie nach einer ewigen Melodie endlose Reime; weiter über ihm, im vierten Stock, thronte die schon damals als Schauspielerin des Burgtheaters beliebte und später als Opernsängerin ausgezeichnete Wildauer, die mit bewundernswerter Ausdauer (und stets bei offenen Fenstern) ihre Solfeggien, Triller und Läufe übte; ihre Erscheinung war das Ideal junger Männer, und wenn sie, oft trällernd von ihrem vierten Stock herabkam, stürzte die ganze Jugend des Hauses auf die vergitterten Gänge im Hofe, um, wenn nicht ihre ganze reizende Erscheinung, so doch ein Stück ihres fliegenden Kleides oder ihre unter dem Hut hervorquellende blonde Lockenfülle zu bewundern; gewiss wären die meisten der begeisterten Jünger ihr bis auf die Gasse nachgeschwärmt, wenn sie nicht vor dem Tore jedesmal in einem Fiaker verschwunden wäre, den ihr das Burgtheater oder – zumeist – ein Prinz Liechtenstein zur Verfügung stellte ... Da Fräulein Wildauer bei besonders feierlichen Gelegenheiten auch an den musikalischen Aufführungen in der Kirche teilnahm, so wäre schon dieser Umstand sehr einladend gewesen, auf dem Emporium der Kirche zu Maria-Stiegen bei feierlichen Hochämtern mitzuwirken. In heimlicher Anhoffnung auf diesen sehr ersehnten Glücksfall setzte ich meine Übungen in freien Stunden begeistert fort und überraschte endlich den Klosterbeamten mit der etwas verlegen vorgebrachten Bitte, mir beim Regenschori die Erlaubnis zur (natürlich unentgeltlichen) Mitwirkung bei dem nächsten »gespielten« Hochamt zu verschaffen. Der treffliche Mann, der froh war, mir endlich eine Bitte erfüllen zu können, sagte zu und brachte mir nach Verlauf einer Stunde die Erlaubnis, schon am nächsten Sonntage bei der ersten Violine mich beteiligen zu dürfen ...

Die Kirchenmusik verdient unter den Kunstleistungen Wiens einen sehr ehrenvollen Rang, und hervorragende Fachmänner haben ihr auch mit Recht ihre Anerkennung von jeher gezollt. Meister der Orgel, Künstler im Gesange wie auf allen Instrumenten bilden im Vereine mit tüchtigen Dilettanten die ausübenden Gesellschaften, welche in allen wichtigeren Gotteshäusern Wiens an Sonn- und Feiertagen wie bei besonders festlichen Anlässen die besten Werke kirchlicher Musik zu vorzüglicher Aufführung bringen. – Wie die Kunst überhaupt ihren weltbürgerlichen Charakter behauptet, so nimmt auch die Musik, einschließlich der Kirchenmusik, auf Nationalität, Glaubensbekenntnis, Stand und politische Parteirichtungen ihrer ausübenden Mitglieder keinerlei Rücksicht; die Leistungsfähigkeit allein entscheidet, so dass wir auf den Emporien katholischer Gotteshäuser Gläubige und Ungläubige aus Meistern der Konzertsäle, der Theaterorchester, aus Primadonnen, Solisten und Opernchoristen friedlichst und musikalisch einmüthigst (wenigstens damals) zusammenwirken sahen. In der Kirche Maria-Stiegen, in welcher ich mitwirken sollte, hatten wir sogar als Kunstgenossen einen Türken – allerdings einen gebildeten Landsmann-Türken, der, am »Turyhübel« geboren und kaum fünfzehn Jahre alt geworden, nach Konstantinopel ausgewandert war, dort – kein Mensch wusste, wie oder wodurch – sein Glück gemacht hatte und als wohlgenährter und, wie er selbst behauptete, bombenfester Türke wieder nach Wien gekommen war. Er besaß einen schönen, wohlgeschulten Bariton und sang mit besonderer Vorliebe bei Messenaufführungen mit. Sein »Credo in unum deum« ließ an Nachdruck und Aufrichtigkeit nichts zu wünschen übrig, wobei man allerdings annehmen konnte, dass er diese Beteuerung an seinen Gott »Allah« richtete ...

Unvergesslich bleibt mir der Sonntag, an dem ich das erstemal im Orchester von Maria-Stiegen saß, links neben mir einen Violinisten aus dem Orchester Josef Lanners, rechts einen solchen aus dem Orchester des Leopoldstädter Theaters; ein Regierungsrat, ein langer, hagerer Herr, der sehr brav spielte, war ebenfalls unser Kollege bei der ersten Violine ... Nun lag an diesem ersten Versuchstage eine Messe auf von leichterer Gattung, die ich prima vista ohne Anstand mitspielen konnte. Meine Freude war groß; meine Zuversicht, dass alles auch künftig so glücklich ablaufen werde, noch viel größer. Allein schon der nächste Sonntag, der mit einem hohen Feiertage zusammenfiel, brachte mir eine bittere Enttäuschung und Beschämung. Es kam eine grandiose Messe zur Aufführung, die ungeahnte Hinterhalte und Abgründe von Schwierigkeiten barg. Das »Kyrie«, obwohl auch nicht unbedenklich, ließ sich noch menschlich an, ich kam sozusagen mit einigen Abschürfungen durch. Aber das »Credo«! ... Ich denke jetzt noch mit hellem Entsetzen d'ran, wie der Lanner-Nachbar nach kurzer Einleitung das Blatt unseres Partes umwendet und die nächsten Seiten eine schwarze Wand von drei- und viermal gestrichenen Noten auswiesen, bei beschleunigtem Takt, rasch wechselnden Tonarten und zahllosen Fußeisen, in die man geraten musste bei dem wütigen Wechsel von Kreuzen und B's und ihren Auflösungen, wobei die Finger der Violinisten, in hohen Applikaturen herumgerissen, sozusagen nicht mehr zu Boden kommen konnten.

Ein flüchtiger Blick genügte, um das unabsehbare Unheil zu erkennen, aber keine fünf Sekunden blieben, um dem Unheil sich mit Fassung entgegenzuwerfen; – wie ein Gewitter im Gebirge sich entladet, so plötzlich waren wir in einer Himmel und Erde durchdröhnenden Musik voller Wolkenbrüche, Donner und Blitze; alle Instrumente aus Rand und Band – auf der Orgel alle Register heraus und alle zehn Finger des Organisten in rastlosem Dreinhauen, die Posaune ausheulend, als wolle sie das jüngste Gericht anmelden; den Bläsern der aufschreienden Klarinette trieb es Augen und Kröpfe heraus zum Entsetzen, die Trommeln wirbelten wie tosende Erdbeben, die Kontrabassisten entrissen ihren Saiten ein Getöne, das nur noch eingezwickte Bären in Schmerz und Wut hervorbringen können – das Ganze klang wie ein Riesenwasserfall mit stürzenden Felsen, Bäumen, über denen die Töne des Pikkolo, der Soprane und Violinen wie das nervöse Pfeifen der Telegraphendrähte in Sturmnacht klangen ... Es war eine Zukunftsmusik für die allerfernste Zukunft – wie gemacht zur Ausführung beim jüngsten Gericht, bei zehntausendfacher Besetzung ... Wir waren noch kaum ins dunkle Verhau der drei- und viermal gestrichenen Noten eingedrungen, als ich mit meiner Kunst aus Reih und Glied geschleudert wurde und von Scham überwältigt – zu stimmen begann, als hätte die E-Saite nachgelassen – während mein Lanner links und mein Leopoldstädter rechts mit bewundernswerter Sicherheit von Notenkopf zu Notenkopf wie Gemsen über Abgründe von Felsenspitze zu Felsenspitze sprangen und keine Note ungespielt entschlüpfen ließen ... Gegen Ende der schwarzen Notenwand, auf der zweiten Seite, entdeckte ich einen Ruhepunkt, der für alle Instrumente galt, ein sogenanntes System, und dort beschloss ich, wie unter einem »Marterl« zu warten, bis die wilde Jagd der Instrumente ankommen und einen Augenblick halt machen würde; dies geschah, und ich konnte von da an bis zum Schlüsse des »Credo« wieder anständig Schritt halten mit den Kollegen ... »Mussten meine Saiten gerade bei der schwersten Stelle nachgeben!« versuchte ich meine Niederlage schüchtern zu umschleiern, als wir zu Ende waren. Lanner und der Leopoldstädter waren so freundlich, nur nachsichtig zu lächeln. Hatte doch auch ihnen das Preisrennen aller Instrumente hart zugesetzt und schwere Tropfen aus der Stirne gepresst. Man sah sich gegenseitig an und lächelte sich erleichtert zu, als wolle jeder sagen: »Hilf Himmel, war das einmal was!« Der Regenschori ging vergnügt, dass alles so glücklich abgelaufen, von einem zum andern, lobte und scherzte und kam auch zu mir, seinem Neuling. »Wie bestanden?« fragte er lächelnd. »Abgeworfen!« sagte ich: »So was möchte ich nicht wieder erleben!« Leise setzte ich hinzu: »Von jetzt an werde ich mir meinen Part immer zwei Tage vor der Aufführung holen und tüchtig durchspielen!« Er lächelte zustimmend, und die Folge war, dass ich fortan auch bei den schwierigsten Aufführungen mit Ehren bestand; – aber mit dem Vertrauen auf meine Leistungsfähigkeit sah es von nun an nicht mehr erbaulich aus. Denn an dem Tage des großen Unheils im »Credo«, wie später bei allen bedeutsameren Aufführungen, wirkte in unserm Orchester ein Meister der Violine als Solospieler mit, der seinerzeit seinesgleichen suchte und mich erst erkennen lehrte, was Violinspielen heißt ...

Es war der damals vielbekannte und vielgenannte Clement, Orchesterdirigent und erster Violinspieler im Theater an der Wien. Er ist erst vor einigen Jahren gestorben, als Mensch und Virtuos hochgehalten von allen, die ihn kannten. Hätte dieser Man n mit dem unbezähmbaren Ehrgeiz, der heutzutage so viele Virtuosen rastlos durch die Welt jagt, um Ruhm und Geld zu häufen, im In- und Auslande sich hören lassen, der Name Clement würde als einer der leuchtendsten unter den Meistern der Violine glänzen; aber weder Geld- noch Ruhmsucht hat den trefflichen und eigenartigen Mann aus seinem gemütlichen Wiener Heim, das ihn redlich nährte und ehrte, zu drängen vermocht. Nach frühesten Konzertreisen sich zuletzt in Wien niederlassend, waren und blieben, kurze Ausflüge nach Klosterneuburg und anderen Klöstern abgerechnet, namentlich im späteren Alter, die Hauptschauplätze seines Virtuosentums das Theater an der Wien und die Kirchen der Kaiserstadt ... Im Kirchenorchester zu Maria-Stiegen spielte Clement nur Soloeinlagen, die oft Staunen erregende Schwierigkeiten boten und von dem Meister mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit und Bravour überwunden wurden; dabei konnte er nie bewogen werden, den ihm vorgelegten Part vor der Aufführung auch nur flüchtig durchzusehen. Dazu kam er schon viel zu spät, kaum vor dem Momente, wo die Einlage zur Aufführung gelangte ... Ich seh' den bejahrten Mann noch wie heute, wie er, vom Regenschori mit ängstlicher Ungeduld erwartet, behäbig von der Treppe her auf das Emporium kam und nach seinem Pulte vortrat. Er nickte dem Regenschori, der fiebrig sagte: »Herr von Clement, es fängt gleich an!« flüchtig zu, nahm die an seinem Stehpult hängende, schon sorgfältig gestimmte Violine unter den linken Arm und – ließ nicht etwa einen Blick prüfend über seine Noten gleiten, sondern widmete seine Aufmerksamkeit den zunächst sitzenden Bekannten und Freunden, mit denen er leise Gespräche begann. »Herr von Clement – darf ich bitten« – flehte der Regenschori – Clement nickte und war bereits mitten in einer heiteren Mitteilung, die er an einen Spezi und Beiselgenossen, einen kleinen, rundköpfigen Hornisten, richtete. »Sie waren gestern nicht in der blauen Grotte – Sie haben das Schönste Ihres Lebens versäumt«, sagte Clement. »Drei Hinauswürfe haben stattgefunden.«

»Was Sie sagen!« rief der Rundkopf ergötzt.

»Herr von Clement – es fängt gleich an« –

»Ja, ja« – erwiderte Clement und nickte über die Schulter, indem er, zum Hornisten gewendet, lächelnd fortfuhr: »Dass Sie nicht da waren! Der Nagerl und Handschuh (die Beiselmitglieder hatten Spitznamen nach Possentiteln) hat angesungen; er sagte: Die Musikanten saufeten zu viel! Das hätten Sie sehen sollen! Was da losgebrochen ist! Wie der –«

»O, lieber Herr von Clement – hören Sie die Introduktion der Orgel – ich bitte – bitte –«

»Ja, ja,« über die Schulter – und zum rundköpfigen Hornisten: »Wie der hinausgeflogen ist! Die Empörung!«

»Auch Sie natürlich – haben Sie mitgeholfen? Es ging gegen die Ehre der Musiker!«

»Ich hab' zu viel lachen müssen«, sagte Clement; »erst, wie er schon im schönsten Hinausfliegen war – hab' ich ihm ein Zündhölzel nachgeworfen – dem Frechling!«

»Herr von Clement!«

»Ja, ja«, erwiderte dieser, nahm nun endlich die Violine unter das Kinn, den feinen Bogen in die Rechte – und nach Abschluss der Orgel begann eine Fülle von wahrhaft überirdischen Tönen, bald majestätisch lang gezogen, bald in Trillern und Läufen, durch die Räume der Kirche zu dringen und machte das Kopf an Kopf gedrängte Publikum lautlos und wie selig träumend aufhorchen. Der Meister spielte dabei nicht nur getreu und in edelster Auffassung, was die Komposition vorschrieb, sondern verzierte sie noch, wo es anging und erlaubten Aufputz zuließ, durch perlrein gespielte Zusätze mit Läufen und Trillern ...

»Ich schlage meine Violine in Trümmer und geb' es auf, auch etwas auf diesem Instrumente leisten zu wollen«, sagte ich, als ich Clement zum ersten Male spielen hörte – »und seinen Part hat er vorher nicht einmal angesehen!«

»Dafür«, sagte mein Lanner zur Linken, »ist er auch bekannt als der größte Notenfresser unsers Jahrhunderts!«


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