Hermann Fürst von Pückler-Muskau
Briefe eines Verstorbenen
Hermann Fürst von Pückler-Muskau

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Briefe eines Verstorbenen
Erster Teil

Ein fragmentarisches Tagebuch
aus England, Wales
und Irland,
geschrieben im Jahre
1828

Vorwort des Herausgebers

Die Briefe, welche wir dem Publikum hiermit übergeben, haben das Eigentümliche, daß sie, mit sehr geringer und unwesentlicher Ausnahme, zu ihrer Zeit wirklich so geschrieben wurden, wie man sie hier findet.

Man kann sich daher leicht denken, daß sie früher auch zu nichts weniger als zur Publizität bestimmt waren. Der Schreiber gehört jedoch nunmehr zu den Seligen, wodurch viele Rücksichten wegfallen, und da seine Briefe, nebst einigen interessanten Nachrichten, wenigstens eine reelle Individualität aussprechen, und mit ebenso ungeschminkter Freimütigkeit als vollständiger Parteilosigkeit geschrieben sind – glaubten wir, bei dem nicht zu häufigen Dasein dieser Elemente in unsrer Literatur, einen Beitrag solcher Art nicht überflüssig.

Der Verstorbene hatte, wie ich gestehen muß, das Unglück, während seines Lebens alles anders anzufangen als andere Leute, weshalb ihm auch wenig gelang. Viele seiner Bekannten hielten ihn aber für ein künstliches Original, und daran taten sie ihm Unrecht. Niemand war aufrichtiger in seinen Sonderbarkeiten, und schien es vielleicht weniger, niemand natürlicher, da wo alle Absicht zu sehen glaubten.

Dieses ungünstige Geschick verfolgt gewissermaßen auch jetzt noch die Erscheinung seiner Briefe, indem besondere Umstände, die hier nicht erläutert werden können, uns nötigen, das Werk, gegen alle Gewohnheit, mit den beiden letzten Teilen zu beginnen, die nun zu den ersten werden müssen. Erhalten diese indes Beifall, so hoffen wir ihnen bald jene ›nachfolgend vorangehen‹ lassen zu können, und man wird sie wenigstens ebenso selbständig finden.Wir geben hierdurch zugleich etwanigen Rezensenten von vornherein eine artige Gelegenheit, ihren Witz leuchten zu lassen. Sie könnten z. B. sagen: dies Werk muß man ohne Zweifel originell nennen, denn es ist vorläufig, nur mit zwei Beinen in die Welt gesprungen – der Kopf soll erst nächste Messe nachfolgen. Zur Bequemlichkeit der Leser haben wir jedem Brief eine kurze Inhaltsanzeige beigefügt, sowie einige Noten ad modum Minellii im Ganzen verteilt, derentwegen wir gebührend um Verzeihung und Nachsicht bitten.

B... den 30. Oktober 1829

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