Hermann Fürst von Pückler-Muskau
Briefe eines Verstorbenen
Hermann Fürst von Pückler-Muskau

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Den 2ten

Ich esse oft beim Fürsten E..., der den Diplomaten ein wahres Muster aufstellt, wie vornehme Repräsentation und angenehmer, leichter Umgang zu vereinigen sind, und wie man jedem gefallen kann, indem man sich à sa portée zu stellen versteht, ohne doch den eignen Wert verkennen zu lassen, un vrai seigneur, wie sie immer seltner werden. Auch hat wohl nie ein Fremder so vollständig in England reüssiert, und sich doch gewiß nie etwas gegen den englischen Dünkel dabei vergeben. Es gehörte dazu unendlich viel Takt, der süddeutsche leichtere Sinn, und der schlaueste Verstand hinter anspruchsloser bonhomie verborgen, alles unterstützt durch einen hohen Namen und großes Vermögen.

Das übrige diplomatische Corps tritt mit wenigen Ausnahmen gegen ihn gar sehr in den Hintergrund, und die meisten plénipotentiaires verschwinden ohnedem hier sozusagen gänzlich in der foule. Unter den ambassadeurs spielt dagegen ein weiblicher noch eine große Rolle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doch hierüber ausführlicher ein anderesmal. Ich kam eigentlich nur auf die Diplomaten zu sprechen, weil ich Dir ein hübsches bon mot von einem derselben, den Du kennst, mitteilen wollte, welches ich eben in der heutigen Gesellschaft erzählen hörte. Graf H... war früher Gesandter an einem, seiner Sparsamkeit wegen (pour ne pas dire mesquinerie), bekannten deutschen Hofe, und bekam bei einer solennen Gelegenheit eine Dose mit dem Portrait des Souverains zum Geschenk, die jedoch nur mit sehr kleinen und unansehnlichen Diamanten umgeben war. Kurz darauf bat ihn einer seiner Kollegen, ihm doch das erhaltene Präsent zu zeigen. »Vous ne trouverez pas le portrait ressemblant«, sagte der Graf, indem er die Dose überreichte, – »mais les diamants.«

Mit vielem Vergnügen sehe ich auch zuweilen den alten Elliot, der, nächst dem ebenso trocknen als interessanten Lord St. Herbert, dessen Ségur so oft in seinen Memoiren erwähnt, zu den doyens der englischen Diplomatie gehört, und sich noch immer seines Aufenthalts in Dresden mit außerordentlicher Vorliebe erinnert. Er hat mehrere sehr liebenswürdige Töchter, und dabei Mühe, seine Familie standesgemäß zu erhalten, denn für so lange Dienste findet er sich nicht mit englischer Liberalität belohnt.Es ist ein sehr charakteristischer Zug für den sorglos heitern Charakter dieses liebenswürdigen Greises, daß er seit seinem Abgange von Dresden, vor 20 Jahren, noch immer eine große Menge Kisten mit seinen Effekten dort stehen ließ. Endlich bewog man ihn vor kurzem, jemanden die Untersuchung dieser Kisten anzuvertrauen, der bei den ihm bekannten, sehr beschränkten Vermögensumständen des Besitzers, nicht wenig verwundert war, in denselben noch wohlverpackt die damals dem englischen Gesandten gemachten Geschenke, mit Juwelen von Wert besetzt, vorzufinden. Ein anderer interessanter Mann ist der Chevalier L... M..., der früher beim Könige, noch als Prinz von Wales, sehr gut angeschrieben stand, und der Erwähnung verdient, einmal weil er seine Freunde vortrefflich und als höchst angenehmer Amphitryon bewirtet, zweitens weil er einer der originellsten Menschen, und einer von den wenigen echt praktischen Philosophen ist, die mir vorgekommen sind.

Alle Vorurteile der Menge scheinen für ihn nicht zu existieren, und niemanden möchte schwerer, weder mit den großen Herren des Himmels, noch der Erde, zu imponieren sein. Obgleich schon 60 Jahre alt, und den größten Teil der letzten Zeit über den unerhörtesten Schmerzen ausgesetzt, mit welchen Gicht und Stein einen armen Sterblichen plagen können, hört doch niemand je eine Klage von ihm, noch kann seine stets heitere, ja lustige Laune einen Augenblick davon getrübt werden. Man muß gestehen, es gibt natürliche Gemüts-Dispositionen und Temperamente, die 100 000 Taler Revenuen wert sind.

Als ich ihn vor einiger Zeit kennenlernte, hatte man ihm erst kürzlich die große Operation des Steinschnitts gemacht, die der Arzt nicht unternehmen wollte, weil er sie bei der Schwäche des Patienten für tödlich hielt, von diesem aber fast dazu gezwungen wurde.

Er konnte damals sein Bett noch nicht verlassen, sah wie ein Toter aus, und ich machte beim Hereintreten unwillkürlich eine mine de doléance, mit der ich ihm eben mein Bedauern bezeigen wollte, als er mir lachend ins Wort fiel und mir zurief, ich sollte nur die Grimassen lassen. Was nicht zu ändern sei, meinte er nachher, das müsse man ertragen, besser lustig als traurig, und was ihn beträfe, so habe er gewiß alle Ursache, wenigstens über seine Ärzte zu lachen, denn mehr als zehnmal hätten sie ihm mit Bestimmtheit den Laufpaß gegeben, und wären doch jetzt fast alle selbst vor ihm zum T... gefahren. »Übrigens«, setzte er ganz resigniert hinzu, »habe ich mein Leben wie wenige genossen, und muß auch die Schattenseite davon kennenlernen.«

Bei allen diesen Freuden und Leiden ist der lebenslustige Mann indes doch so gut konserviert geblieben, daß er, seit er wieder herumgeht, in seiner artistischen Perücke kaum mehr als ein Vierziger zu sein scheint, und dabei eine kühne und rayonnante Physiognomie zur Schau trägt, deren Züge einst schön gewesen sein müssen.


Den 3ten

Kemble gab mir heute wieder, im ›Falstaff‹, einen großen Genuß. Gewiß ist es, daß auch der größte dramatische Dichter des mitschaffenden Schauspielers bedarf, um sein Werk zu vervollständigen. Ich habe die Natur des berüchtigten Ritters nie so vollkommen verstanden, und nie ist mir auch so anschaulich geworden, wie sein äußeres Benehmen sein müsse, als seit ich ihn durch Kemble gleichsam wieder neugeboren sah. Sein Anzug und Maske sind zwar auffallend, aber keineswegs eine solche Karrikatur, wie auf unsern deutschen Theatern, noch weniger darin der Ausdruck eines Menschen ohne Stand und Erziehung, eines bloßen farceur sichtbar, wie ihn z. B. Devrient in Berlin darstellt. Falstaff, obgleich von gemeiner Seele, ist doch durch Gewohnheit wie Neigung ein sehr geübter Hofmann, und das Rohe, was er oft in Gesellschaft des Prinzen zur Schau trägt, ist wenigstens ebensosehr ein absichtliches Spiel, das er benutzt, um den Prinzen zu amüsieren (denn Prinzen lieben, eben wegen der düstern Höhe ihrer Stellung, sehr oft das Gemeine, schon des Kontrastes wegen) als seiner eignen Laune genug zu tun. Hier nuanciert nun Kemble den Charakter besonders fein, denn obwohl er in allen diesen verschiedenen Lagen die natürliche, unbesiegbare Lustigkeit, die witzige Geistesgegenwart und die ergötzliche Drolligkeit beibehält, die Falstaff als Gesellschafter so angenehm, ja einmal gekannt, fast unentbehrlich machen, so ist er doch ein ganz andrer, wenn er bei Hofe in Gegenwart des Königs und ernster würdiger Männer erscheint, oder mit dem Prinzen und seinen Genossen Possen treibt, oder endlich mit diesen letzteren allein bleibt. Im ersten Fall sieht man einen komischen Mann, ohngefähr wie den Maréchal de Bassompierre lächerlich dick, aber vornehm und mit Anstand, immer ein Spaßmacher, aber mit gutem Ton, nie ohne den gebührenden Respekt, den er dem Ort und der Umgebung schuldig ist, wo er sich befindet; in der zweiten Station läßt er sich schon weit mehr geben, nimmt sich jede derbe Freiheit heraus, aber doch immer mit einer merklichen Rücksicht, die schmeichelnd den Prinzen hervorhebt, und sich nur das Privilegium des Hofnarren nimmt, der scheinbar alles sagen darf, was ihm in den Kopf kommt; nur auf der letzten Stufe endlich sehen wir Falstaff im völligen négligé, von dem aller Schein herabgefallen ist. Wie das Schwein in der Pfütze wälzt er sich hier behaglich im Kote, und doch bleibt er auch dabei noch originell, erregt noch mehr Lachen als Abscheu, die große Kunst des Dichters, welcher auch bei den horrendesten Mißgeburten der Sünde und Schande, doch, gleich einem göttlichen Siegel, etwas in sie zu legen weiß, was unser Interesse erregt, und uns, fast zu unserm eignen Erstaunen, anzieht. Es ist dies die dramatische Wahrheit, die Schöpfungskraft der Schilderung, von der Walter Scott so artig sagt: ›Sie läßt mich Shakespeare nur mit jenem Manne in den arabischen Märchen vergleichen, der sich in jeden beliebigen Körper versetzen, und dessen Gefühle und Handlungen nachahmen konnte.‹

Hierbei fällt mir ein daß ich nur einen Charakter in dieses unsterblichen Dichters Werken immer etwas verzeichnet fand, und keiner erregt auch allgemein weniger Interesse. Dies ist der König im ›Hamlet‹. Um nur eines Zuges zu erwähnen, so scheint es mir psychologisch ganz falsch, wenn der Autor den König niederknien und dann ausrufen läßt: ›Ich kann nicht beten.‹ Der König wird uns ja nirgends als ein Irreligiöser, ein grübelnder Skeptiker dargestellt, sondern bloß als ein grober sinnlicher Verbrecher, und ein solcher kann, sei er auch der ärgste, wie wir täglich erleben, nicht nur sehr gut und eifrig beten, sondern selbst beten, daß ihm sein Verbrechen doch gelingen möge, wie jene Frau, die man nach dem Fang einer ausgezogenen Diebesbande allein in ihrer Höhle auf den Knien fand, wo sie zu Gott inbrünstig flehte, daß die Expedition, bei der sie die Räuber eben begriffen glaubte, doch glücklich ablaufen und sie recht viel erbeuten möchten.

Ja, öffentlich angeordnete Gebete haben oft keinen viel bessern Zweck, und was bietet im Felde der Religion die Geschichte für Beispiele dieser Art nicht dar! Nein, der verbrecherische König kann beten, aber wer es in dieser Tragödie nicht kann – das ist Hamlet. Denn nur der Ungläubige, der alles ergründen Wollende, der geistige Chemir, dem ein scheinbar festes Gebäude nach dem andern einstürzt, der kann – bis es ihm nicht durch die allgöttliche Kraft gelungen, ein inneres Unzerstörbares aufzurichtenWie geschieht dies? Doch wohl nur, wenn man endlich erkennt, daß Religion einzig und allein Sache des Herzens und Gefühls ist, wozu der Kopf nur taugt, um gleichsam als Wächter vor dem Heiligtume zu stehen, und es mit dem Schwerte der Vernunft vor seinen Erbfeinden zu bewahren, dem Aberglauben und der Unduldsamkeit. Begnügt er sich damit nicht, und will er begreifen lernen, was seiner Natur nach für uns unbegreiflich ist, so muß er jedesmal auf Abwege geraten, er nehme nun seine Zuflucht zu einer sogenannten positiven Religion, oder einem Systeme spekulativer Philosophie. Beide befriedigen nicht, sobald man mehr als ein interessantes Spiel der Phantasie, oder des Verstandes, daraus machen will – während das innere angeborne Gefühl Gottes, der Liebe und des Guten in jeder gesunden Geistesstunde, dem Niedrigsten an Geistesfähigkeit, wie dem Höchsten mit gleicher, unumstößlicher Sicherheit nicht nur als Glaube, sondern als die wahre Essenz seines Wesens, sein eigentliches ›Ich‹ klar wird, ohne daß dabei weder Vernunft noch Verstand unmittelbar tätig zu werden brauchen, wenngleich beide dasselbe, bei eintretender Reflexion, bestätigen müssen. A. d. H. , und soweit ist Hamlet offenbar noch nicht gekommen, – der allein, sage ich, kann nicht mehr beten, denn der Gegenstand fehlt ihm. Er kann sich's nicht mehr ableugnen, er spielt, indem er betet, nur Komödie mit sich selbst.

Dies ist ein schlimmer Durchgang, den diejenigen am armen Menschen verschulden, welche schon das Kind mit falscher Lehre in das Bett des Prokrustes zwingen, und dadurch den verkürzten Gliedern das Ausstrecken zu ihrer natürlichen Größe oft für immer unmöglich machen.

Doch zurück zum Schauspiel. Es ward mit einem Melodrama geschlossen, wo ein großer Newfoundland-Hund wahrhaft admirabel spielte, lange eine Fahne verteidigte, den Feind verfolgte, nachher verwundet, blutend und lahm wieder auf die Bühne kam, und dort meisterhaft starb, mit der letzten genialen Zuckung im Schwanze. Man hätte darauf schwören sollen, das Tier wisse wenigstens so gut als einer seiner menschlichen Kameraden, was es zu agieren habe.

Ich verließ das Theater mit so guter Laune, daß ich nachher im Club 8 rubber im Whist gewann, denn auch das Spielglück bannt man mit Frohsinn und Zuversicht. Aber gute Nacht für heute.


Den 4ten

Mit Eröffnung des Parlaments fängt nun die höhere Gesellschaft an lebendiger zu werden, wenn gleich London en gros noch leer ist.

Gerade die elegantesten Damen der ersten Zirkel geben jetzt besondere kleine Gesellschaften, zu denen der Zutritt vielen Engländern weit schwerer wird, wie vornehmen Ausländern, denn die Despotie der Mode herrscht, wie bereits erwähnt, in diesem freien Lande mit eisernem Szepter, und verzweigt sich durch alle Stände weit mehr, als man auf dem Kontinent einen Begriff davon hat.

Doch, ohne mich jetzt noch in allgemeine Bemerkungen zu früh einzulassen, will ich Dir kürzlich meine Lebensart hier in London beschreiben,

Ich stehe spät auf, lese, als halb nationalisierter Engländer, beim Frühstück drei bis vier Zeitungen, sehe nachher in meinem visiting-book nach, welche Besuche ich zu machen habe, und fahre diese dann entweder in meinem Cabriolet, oder reite sie ab, wobei, selbst in der Stadt, zuweilen Pittoreskes mit unterläuft, und namentlich die mit den Winternebeln kämpfende blutrote Sonne oft eine eigentümlich kühne und seltsame Beleuchtung hervorbringt. Sind die Besuche abgetan, so reite ich mehrere Stunden in der herrlichen Umgebung Londons spazieren, treffe mit der Dämmerung wieder ein, arbeite ein wenig, mache dann meine Toilette für das dinner, welches um 7 oder 8 Uhr stattfindet, und bringe den Rest des Abends entweder im Theater oder in einer gebetenen kleinen Gesellschaft zu. Die lächerlichen routs, wo man kaum einen Platz auf der Treppe findet, den ganzen Abend stößt oder gestoßen wird, und sich stets in Treibhaustemperaturen befindet – haben noch nicht begonnen. Man kann aber in England, außer in wenigen der diplomatischen Häuser, abends sich nur da einfinden, wo man besonders eingeladen ist. In diesen kleinen Gesellschaften geht es ziemlich ungeniert her, aber allgemeinere Konversation findet nicht statt, und gewöhnlich wählt sich jeder Herr eine Dame, die ihn vorzüglich interessiert, und verläßt sie fast den ganzen Abend nicht. Manche Schönen bleiben bei dieser Gelegenheit wohl auch ganz allein sitzen ohne ein Wort sprechen zu können, verraten jedoch mit keiner Miene ihr Unbehagen darüber, denn sie sind sehr passiver Natur. Alle Welt spricht natürlich auch hier, tant bien que mal, französisch, aber auf die Länge ennuyiert die Damen doch die fortgesetzte gêne und man hat daher keinen geringen Vorteil, wenn man auch nur einigermaßen fertig englisch spricht. Ich habe nicht gefunden, daß die Damen einen fremden Akzent oder falsch angewendete Wörter und Phrasen, so wie man es den Männern in England vorwirft, belachen. Im Gegenteil ist die Unterhaltung mit ihnen die sicherste und angenehmste Art, Englisch zu lernen. Ich bin überhaupt der Meinung, daß man Lehrer und Grammatik nur dann mit Nutzen braucht, wenn einem die neue Sprache durch die Praxis schon geläufig geworden ist. Nützlich aber mag es sein (wer die nötige Geduld dazu besitzt) wie der Fürst Czartoryski empfiehlt, damit anzufangen, den Dictionnaire auswendig zu lernen.

Du siehst, dieses Leben ist ein ziemliches far niente, wenn auch kein süßes für mich – denn ich liebe Gesellschaft nur im intimen Kreise, und attachiere mich sehr schwer, jetzt beinahe gar nicht mehr, an neue Bekanntschaften. Der ennui aber, der mich in solcher Stimmung überfällt, steht zu sehr auf meinem undiplomatischen Gesichte verzeichnet, um sich nicht auch, ansteckend wie das Gähnen, den andern mitzuteilen. Hie und da tritt dennoch eine Ausnahme ein. So machte ich heute die Bekanntschaft des Herrn Morier, des geistreichen und höchst liebenswürdigen Verfassers ›Hadjji Babas‹, sowie auch die des Herrn Hope, angeblich Autor des noch weit genialeren ›Anastasius‹. Dieses letztere Buch wäre Byrons würdig. Viele behaupten, Herr Hope, der im Äußern mehr Zurückhaltung als Genialität zeigt, könne es ohnmöglich geschrieben haben. Dieser Zweifel gründet sich vorzüglich darauf, daß Herr Hope unter seinem Namen früher ein Werk über ameublement herausgab, dessen Stil und Inhalt allerdings ungemein mit dem glühenden, von Reichtum der Gefühle und Gedanken überströmenden ›Anastasius‹ kontrastiert. Einer meiner Bekannten sagte daher: »Eins oder das andere. Entweder › Anastasius‹ ist nicht von ihm, oder das Meuble-Werk.« Aber so verschiedner Stoff bringt wohl auch ebenso verschiedne Behandlung mit sich, und wie ich Herrn Hope, vielleicht mit unwillkürlicher Vorliebe, beobachtet habe, schien er mir durchaus kein gewöhnlicher Mensch. Er ist sehr reich, und sein Haus voller Kunstschätze und Luxus, worauf ich wohl noch einmal zurückkomme. Seine Meubles-Theorie, die dem Antiken nachgebildet ist, kann ich aber in der Ausführung nicht loben, da die Stühle nicht zu regieren sind, andere trophäenartige Ausstellungen lächerlich erscheinen, und die Sofas kleinen Gebäuden gleichen, mit überall hervorspringenden so scharfen Ecken, daß bei nachlässigem Niederlassen darauf, eine gefährliche Verwundung nicht unmöglich wäre.

Als ich spät zu Haus kam, fand ich Deinen Brief, der mich, wie immer Nachrichten von Dir, mehr als alles erfreute.

Sage aber nicht, daß der Schmerz der Trennung Dich so tief beuge, wenigstens laß es nicht tiefer sein, als ein frohes Wiedersehen wieder aufrichten kann – und das ist ja wahrscheinlich nicht mehr fern. Daß Du uns aber schon auf die Unsterblichkeit verweisen willst, wenn es hier nicht gleich nach Wunsche geht, zeigt wenig christliches Vertrauen, meine Liebe. Nein, ich gestehe es, bei aller momentan eintretenden Melancholie bin ich doch im ganzen noch leidlich irdisch gesinnt, und ›diese Spanne Leben‹, wie Du sie nennst, liegt mir noch recht sehr am Herzen. Freilich, wärest Du, meine liebende Schutzgöttin, zugleich auch Fortuna, so ginge mir's wahrscheinlich besser als irgend jemand auf Erden, et toutes les étoiles pâliraient devant la mienne – aber schon dadurch, daß Du mich liebst, bist Du meine Fortuna, und ich verlange keine bessere.

Laß Dich also weder durch Deine eigenen Schwermutstunden, noch durch meine, irre machen. Was mich betrifft, so weißt Du: ein Nichts hebt den Barometer meiner Seele, und ein Nichts oft läßt ihn wieder fallen. Es ist allerdings eine gar zu delikate moralische Konstitution, die mir zuteil wurde, und nicht zum hausbacknen Glück bestimmt – welches gröbere Nerven verlangt.


Den 5ten

›Oberon‹, Webers Schwanengesang, füllte mir den heutigen Abend. Musik und Gesang ließen bei der Ausführung viel zu wünschen übrig, doch war die Oper für London vorzüglich gegeben. Das beste in seiner Art waren die Dekorationen, besonders die, wo die Geister beschworen werden. Sie erscheinen nicht wie gewöhnlich in dem stehenden costume feuerroter Hosen und Jacken, mit Furienhaaren und Flammen auf dem Kopf, sondern die weite Felsengrotte, welche das ganze Theater einnimmt, verwandelte sich plötzlich, jedes Felsstück, in andere phantastische und furchtbare Formen und Fratzen, leuchtend in buntem Feuer und fahlem Schein, woraus auch hie und da eine ganze Figur sich grinsend herausbog, während der schauerliche Gesang rund umher erschallte aus dem wimmelnden Felsenchor. Das Werk selbst halte ich für eine schwächere Arbeit Webers. Schön ist jedoch einzelnes, namentlich die Introduktion, die etwas wahrhaft Elfenartiges hat. Weniger gefällt mir die Ouvertüre, obgleich sie so sehr von Kennern gerühmt wird.

Ich hätte damit anfangen sollen, Dir zu sagen, daß ich bei einem großen lever heute früh dem Könige vorgestellt wurde, wobei ich es als eine Seltsamkeit anführen muß, die in der so merkwürdigen freiwilligen Sequestrierung des jetzigen Monarchen ihren Grund hat, daß mit mir auch unser Legations-Sekretär zum erstenmal präsentiert wurde, obgleich er schon seit zwei Jahren als solcher hier angestellt ist. Seine Majestät besitzen ein sehr gutes Gedächtnis und erinnerten sich sogleich meines früheren Aufenthalts in England, irrten sich aber dennoch um mehrere Jahre in der Epoche. Ich nahm die Gelegenheit wahr, mein Kompliment über die ungemeinen Verschönerungen Londons seit dieser Zeit anzubringen, die in der Tat dem Könige fast allein zu danken sind, und ging, nach gnädiger Erwiderung, fürbaß, wo ich mich dann an einen bequemen Platz stellte, um das Schauspiel recht gemächlich im ganzen zu beschauen. Es war originell genug.

Alles ging der Reihe nach bei dem Könige vorbei, welcher, kränklichkeitshalber, saß, machte dort seine Verbeugung, wurde angeredet oder nicht, und stellte sich hierauf entweder auf der andern Seite in die Reihe, oder verließ auch gleich den Saal. Alle, die zu irgend etwas ernannt worden waren, knieten vor dem Könige nieder und küßten ihm die Hand, wozu der amerikanische Gesandte, neben dem ich zufällig stand, eine Satyrphysiognomie machte. Die Geistlichen und Rechtsgelehrten sahen in ihren schwarzen Talaren und weißgepuderten, kurzen und langen Perücken sehr abenteuerlich aus, und einer wurde unwillkürlich der Gegenstand eines fast allgemeinen, schwer verbissenen Gelächters. Dieses Subjekt kniete nämlich ebenfalls nieder, weil es, wie die Engländer sich ausdrücken, ›gerittert‹ (knighted) werden sollte, und sah in dieser Stellung mit dem langen Vlies auf dem Kopfe einem zur Schlachtbank geführten Hammel täuschend ähnlich. Seine Majestät winkte dem Reichs-Kron-Feldherrn, ihm sein Schwert zu geben. Zum erstenmal vielleicht wollte aber dem rüstigen Krieger der Degen durchaus nicht aus der Scheide – er zog, rückte – alles vergebens. Der König mit ausgestrecktem Arme wartend, der Herzog vergebens alle Kräfte anstrengend, der unglückliche Märtyrer in stiller Ergebung daliegend, als wenn sein Ende jetzt herannahe, und rund umher der glänzende Hof in banger Erwartung – es war eine Gruppe, Gillrays Pinsel würdig. Endlich – fuhr, einem Blitze gleich, die Hofwaffe aus der Scheide. Seine Majestät bemächtigten sich derselben mit Ungeduld, da Höchst Ihnen aber wahrscheinlich über dem langen Warten der Arm eingeschlafen war, so trafen Sie mit dem ersten Schlage statt des neuen Ritters die alte Perücke, welche einen Augenblick lang König und Untertan hinter einer Pudersäule verbarg.


Den 6ten

Schon lange hatte Herr R... mich eingeladen, ihn auf seinem Landgute zu besuchen, und ich wählte den heutigen freien Tag, um mit meinem Freunde L... zum Essen hinauszufahren. Der königliche Banquier hat noch keinen herzoglichen Sitz gekauft, und wohnt in einer anmutigen Villa. Wir fanden außer einigen Direktoren der Ostindischen Compagnie auch mehrere Mitglieder seiner Familie und seines Glaubens daselbst, die mir sehr wohl gefielen, wie ich es denn überhaupt an dieser Familie sehr schätze, daß sie Juden geblieben sind. Nur ein Narr kann Juden wegen ihrer Religion geringer als Andersgläubige achten, aber die Renegaten haben immer kein ganz zu verwerfendes Vorurteil wider sich.

In drei Fällen möchte ich jedoch den Juden unbedingt erlauben, die Religion zu verändern. Einmal wenn sie sich wirklich einbilden, nur unter dem Namen ›Christen‹ selig werden zu können; zweitens ihren Mädchen, wenn diese einen Christen heiraten wollen und ihn nicht anders bekommen können; drittens wenn einmal ein Jude zu einem christlichen Könige erwählt werden sollte, was auch nicht unmöglich ist, da ja noch weit Geringere als jüdische Barone, und solche, die notorisch gar keine Religion hattenEs ist freilich sehr problematisch, was in den Augen der Frommen schlimmer sei, gar keine Religion zu haben, oder von einer andern Sekte zu sein. Wenigstens entschied sich Ludwig XIV., doch auch ein Religionsheld, für die zweite Gesinnung. Der Herzog von Orleans schlug ihm einen Gesandten nach Spanien vor, den der König annahm, aber den Tag darauf widerrief, weil er gehört habe, das betreffende Individuum sei ein Jansenist. »Nichts weniger, Ihro Majestät«, versicherte der Herzog, »soviel ich weiß, glaubt er selbst nicht an Gott.« – »Kann ich mich darauf verlassen?« frug gravitätisch der König. »Gewiß«, erwiderte lächelnd der Herzog. »Nun dann mag er in Gottes Namen den Posten behalten.« , in neuerer Zeit schon öfters den Thron bestiegen haben.

Herr R... selbst war sehr guter Laune, amüsant und gesprächig. Es war drollig anzuhören, wie er uns die Gemälde seines Eßsaales, alles geschenkte Portraits der europäischen Souveräne und ihrer ersten Minister, explizierte, und dabei von den Originalen wie von seinen besten Freunden und gewissermaßen wie von seinesgleichen sprach. »Ja«, rief er, »hier der ... drängte mich einmal um eine Anleihe, und in derselben Woche, wo ich seinen eigenhändigen Brief erhielt, schrieb mir sein Vater aus Rom auch eigenhändig, ich solle ums Himmels willen mich in nichts einlassen, da ich es mit keinem treuloseren Menschen als mit seinem Sohne zu tun haben könnte. C'etait sans doute très catholique, wahrscheinlich hatte aber doch die alte K... den Brief geschrieben, die ihren eignen Sohn so sehr haßte, daß sie von ihm, jedermann weiß mit welchem Unrecht, zu sagen pflegte: »Il a le cœur d'un t..., avec la figure d'un â...«

Nun kamen die andern an die Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Zuletzt nannte er sich jedoch demütig nur den gehorsamen und generös bezahlten Geschäftsmann und Diener sämtlicher hohen Potentaten, die er alle gleichhoch verehre, die Politik möge stehen wie sie wolle, »denn«, fügte er lachend hinzu: »I never like to quarrel with my bread and butter.«

Es ist nicht wenig gescheit von R.... daß er für seine Person weder Titel noch Orden angenommen hat, und sich so eine weit ehrenvollere Unabhängigkeit erhält. Gewiß verdankt er aber auch vieles dem guten Rate seiner höchst liebenswürdigen und einsichtsvollen Frau desselben Glaubens, die ihn auch, wenn nicht an Schlauheit und Geschäftssinn, doch wohl an Takt und Welt noch übertreffen möchte.

Ehe wir diesen Abend noch den Weg auf's Land einschlugen, hatte uns die erbeutete Staatskutsche eines andern Monarchen asiatischen Ursprungs, nämlich des Königs der Birmanen, zum Aussteigen verlockt. Da sie von Gold und Edelsteinen strotzt, die man auf 6000 L. St. schätzt, so machte sie bei Licht allerdings einen glänzenden Effekt, und schien mir, hinsichtlich ihrer baldachinartigen, pyramidalischen Form, sogar geschmackvoller als die unsrigen. Seltsam war die darauf sitzende Dienerschaft, bestehend aus zwei kleinen Jungen und zwei Pfauen, aus Holz geschnitzt, schön bemalt und lackiert. Zwei weiße Elefanten zogen den Wagen, als er erobert ward, und 15 000 kleine und große, aber rohe Edelsteine, schmücken noch das vergoldete Holz und Goldblech, aus dem er besteht. Viele birmanische kostbare Waffen waren in dem geräumigen Saal als Trophäen umher plaziert, was der ganzen Ausstellung ein doppelt reiches und interessantes Ansehen verlieh. Da man hier immer bei solchen Gelegenheiten viel für's Geld gibt, so war im Nebenzimmer noch ein Poecileorama angebracht, mit ebenfalls birmanischen und andern indischen Ansichten, die durch künstliche Beleuchtung mehrere Verwandlungen untergehen, und dadurch sehr lebendige Landschaftseffekte hervorbringen.

Ich weiß nicht, warum man dergleichen nicht mehr zu Zimmerdekorationen benutzt. Bei einem Feste z. B. müßte ein so präparierter Saal gewiß eine bedeutungsvollere Mannigfaltigkeit darbieten, als die gewöhnlichen abgedroscheneu Verzierungen von bunten Behängen, Orangerie und Blumen.


Den 8ten

Ziemlich spät vom dinner bei Herrn von Polignac zurückkehrend, einem recht liebenswürdigen, aber auch höchst orthodoxen Repräsentanten de l'ancien régime, kam ich doch noch zeitig genug ins Theater um, nach dem Hauptstücke, den berühmten Mathews ›At home‹ zu finden. Der Vorhang war heruntergelassen, und Herr Mathews saß vor demselben über dem Orchester, an einem mit Teppichen behangenen großen Tische.

Er fing damit an, dem Publikum diskursive zu erzählen, daß er soeben von einer Reise nach Paris zurückkomme, wo er viele Originale kennengelernt, und manches scherzhafte Abenteuer bestanden habe. Unmerklich ging er nun aus der Erzählung in eine völlige dramatische Vorstellung über, wo er mit einem fast unbegreiflichen Talente und Gedächtnis vor den Augen des Zuschauers sich zutragen läßt, was er erlebt, indem er sein Gesicht, Sprache und ganzes Äußere mit Blitzesschnelle so total verändert, daß man es gesehen haben muß, um es für möglich zu halten. Alle seine äußern Hilfsmittel bestehen nur, bald in einer Haube, einem Mantel, einer falschen Nase, einer Perücke etc., die er unter dem Teppich hervorzieht, und mit diesen einfachen Dingen augenblicklich die vollständigste Umwandlung hervorbringt. Der Beifall war tobend, und das Gelächter hörte nicht auf. Die Hauptpersonen, welche in mehreren Verwickelungen auftraten, waren ein alter Engländer, der alles im Auslande tadelt und zu Hause besser findet! Eine Dame aus der Provinz, die, um französisch zu lernen, nie anders als mit dem Dictionnaire in der Hand auf die Straße geht, die Vorbeigehenden mit ihren fortwährenden Fragen belästigt, und jede Gelegenheit benutzt, andern Engländern mit ihrer Kenntnis auszuhelfen, dabei aber immer, wie man sich vorstellen kann, das Verkehrteste und Burleskeste, oft Equivokste, zur Welt bringt; ferner einem dandy aus der City, der ›le grand air‹ affektieren will, und seinem Gegensatze, einem dicken Farmer aus Yorkshire, der ohngefähr die Rolle des ›Pachter Feldkümmel‹ spielt. Das Belustigendste für mich war eine englische Vorlesung Spurzheims über Kraniologie. Die sprechende Ähnlichkeit der in England wohlbekannten Person, aller ihrer Manieren und des deutschen Akzents, war so vollkommen, daß das Theater unaufhörlich vor Lachen erbebte. Weniger befriedigten mich andere Nachahmungen, unter andern Talmas, der für einen bloßen Possenreißer, ohngeachtet alles Talents dieses letzteren, doch zu hoch steht. Überdem ist der Tod des großen Tragikers noch zu neu, und der Schmerz über seinen unersetzlichen Verlust bei jedem Freunde der Kunst zu groß, um sich von einer solchen Parodie jetzt angesprochen fühlen zu können.

Den Beschluß machte eine kleine farce, wozu nun auch der Vorhang aufgezogen wurde, und in welcher Mathews ebenfalls nur allein spielte, und 7-8 verschiedene Rollen besorgte, ungerechnet der eines Hundes und eines Kindes, die zwar durch Puppen repräsentiert wurden, welche er aber beide ebenso meisterhaft bellte und plapperte, als er die übrigen sprach. Als französischer Hofmeister, der mit einem zehnjährigen jungen Lord auf Reisen gehen soll, sperrt er diesen gleich zu Anfang in einen Guitarrenkasten, um das Geld für die Diligence zu ersparen, und dennoch dem Herrn Papa anrechnen zu können. Auf der Station angekommen, nimmt er ihn jedesmal heraus, einmal um ihn Luft schöpfen zu lassen, und zweitens um seine Lektion zu gleicher Zeit mit ihm zu repetieren, wobei er denn als vollkommner Bauchredner das Gespräch höchst drollig durchführt. Besonders ist es komisch, wenn sich der Junge sträubt, wieder in den Kasten zu kriechen, und nun sein Murren wie seine Klagen, gleich dem Walzer im ›Freischützen‹, immer undeutlicher verklingen, bis das Behältnis endlich ganz zuklappt, und die letzten Töne aus dem verschlossenen Kasten nur wie ein schwaches Echo hervortönen.

Nach vielen Avantüren, die der forteilenden Diligence und ihren Passagieren zustoßen, tritt eine alte Jungfer auf (immer wieder Mathews) die einen Lieblingshund, der im Wagen nicht geduldet werden soll, dennoch einzuschwärzen sucht, und sich nun ebenfalls den Guitarrenkasten ausersieht, um ihren Liebling darin zu verstecken. Bei der Eile, mit der sie die Sache ins Werk setzt, bemerkt sie aber nicht, daß der Platz schon besetzt ist. Doch kaum hat sie den Kasten aus der Hand gelegt, als der Hund zu knurren und zu bellen anfängt, der Junge zu heulen, und sie um Hilfe zu schreien, welches Trio die Galerie vor ausgelassener Freude fast wahnsinnig machte.

Das Ganze ist, wie Du siehst, nicht eben ästhetisch, und mehr für englische Mägen eingerichtet, ja es tut einem fast weh, so große Fertigkeit einzig auf so alberne Possen verwendet zu sehen, doch immer bleibt das dargelegte Talent ausgezeichnet, und selbst die physischen Kräfte bewundernswürdig, die ein so angestrengtes Spiel und fortwährendes Sprechen, mit den fatiganten Umkleidungen, ohne Anstoß mehrere Stunden hintereinander aushalten können.

Um Dir aber nicht eine gleich angestrengte Geduld zuzumuten, will ich jetzt schließen, und wünsche herzlich, daß der magere Guckkasten dieser Stadt, wie ich ihn Dir entrolle, Dich nicht allzusehr langweilen möge. Tägliche Lebensbilder hast Du verlangt, kein statistisches Handbuch, keine Topographie, keine regelmäßige Aufzählung aller sogenannten Sehenswürdigkeiten Londons, und keine systematische Abhandlung über England erwartest Du von mir, noch bin ich im Stande, sie zu liefern; also nimm fürder mit der anspruchslosen Hausmannskost freundlich fürlieb, die doch wohl zuweilen wenigstens ein Körnchen Pfeffer würzt.

Dein treuer L.


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